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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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sich weigerte, die ehelichen Pflichten zu erfüllen, und aus eben dem Grunde konnte sich auch eine Frau scheiden lassen. Bei allen familiären Streitigkeiten wurde der Scheich um Rat gefragt. Der Scheich hörte sich dann beide Seiten der Geschichte an und fällte ein Urteil, dem man sich nicht widersetzen durfte.
    Während der Vorbereitung des verwegenen Pferderaubs hatte Zohra die Möglichkeit einer Scheidung nicht nur erwogen, sondern sie sogar begrüßt und sich darauf gefreut, ihre kostbare Freiheit wiederzuerlangen. Doch nachdem sie nun drei Tage darüber nachgedacht hatte, erschien ihr die Freiheit immer weniger wert, angesichts des Preises, den sie dafür zahlen mußte.
    Mit ihrem Schicksal hadernd, biß sich Zohra auf die Lippen, wälzte sich im Bett hin und her und grübelte, was zu tun sei. Sie konnte sich natürlich weigern, hinüberzugehen. Sollten sie doch kommen und sie mit Gewalt aus dem Zelt holen! Doch schnell wurde ihr klar, wie erniedrigend das wäre und daß Khardan bestimmt nur auf solch eine Gelegenheit wartete. So entschied sie, daß es weitaus eindrucksvoller wäre, freiwillig zu gehen und ihm mit Würde entgegenzutreten. Schließlich hatten beide Grund genug, sich von dem anderen scheiden zu lassen. Sollte er doch behaupten, daß sie sich geweigert hätte, mit ihm das Bett zu teilen. Jeder im Stamm wußte, daß er niemals auch nur in die Nähe ihres Zeltes gekommen war. Plötzlich erinnerte sich Zohra an die Geschichte mit dem blutigen Brautlaken. Wenn bekannt wurde, daß sie noch immer Jungfrau war, würde Khardan vor allen Leuten sein Gesicht verlieren!
    Und was den Vorfall mit den Pferden betraf, so war dabei niemand zu Schaden gekommen. Nun, jedenfalls kaum einer. Nicht in dem Maße, wie sie es sich gewünscht hätte! Da sie nun endlich zu einer Entscheidung gekommen war, erhob sie sich von ihrem Lager. In aller Ruhe wusch sie sich, hüllte sich sorgfältig in ihre besten Gewänder, bürstete und pflegte ihr langes Haar und schmückte sich mit ihren schönsten Edelsteinen. Dann hielt sie inne. Sollten die anderen doch warten! Der Gedanke, sie nur zu ihrem eigenen Vergnügen warten zu lassen, entlockte ihr ein Schmunzeln.
    Als sich Zohra schließlich gemächlich auf den Weg zum Zelt ihres Vaters machte, warfen die ersten feinen Strahlen der aufgehenden Sonne scharlachrote und purpurne Muster auf den Sand. Das Lager war bereits zum Leben erwacht. Es herrschte reges Treiben, da das Tagewerk noch vor der drückenden Mittagshitze vollbracht werden mußte, die alle Menschen dazu trieb, den kühlen Schatten ihrer Zelte aufzusuchen. Zohra verließ das Lager der Pferdezüchter, ohne auf die vielen neugierigen und feindlichen Blicke zu achten, mit denen sie dabei bedacht wurde. Der Weg führte sie zu den Zelten ihrer eigenen Leute, zwischen denen sie mit der gleichen kühlen Ablehnung empfangen wurde. Einen leisen Seufzer auf den Lippen, doch hoch erhobenen Hauptes, betrat sie das Zelt ihres Vaters.
    Wenn sie es darauf anlegte, konnte Zohra ausgesprochen hübsch aussehen. Doch in der Regel legte sie keinen Wert darauf und zog bequeme Männerkleidung vor. An diesem Morgen hatte sie jedoch die Absicht, die Männer durch Betonung ihrer Weiblichkeit zu reizen und besondere Sorgfalt auf ihre Erscheinung verwendet.
    Daher trug sie einen edlen rosenroten Seidenkaftan, der gut zu ihrem dunklen Teint paßte. Ein golddurchwirkter Schleier gleicher Farbe bedeckte das seidige schwarze Haar. Silberne Reifen zierten Handgelenke und Fesseln. Sie war barfuß und hatte Fersen und Zehen mit Henna rot gefärbt. Die schwarzen Augen waren mit Kajal umrandet und erschienen dadurch größer und strahlender. Ihre Haltung war königlich und stolz, ihre Miene gelassen und teilnahmslos.
    Im Innern des Zelts war es noch so dunkel, daß man Öllampen entzündet hatte. Hier hockten bereits die Scheichs Majiid und Jaafar, der Kalif und die drei Dschinnen in eisigem Schweigen beisammen. Zohras Entschlossenheit geriet ins Wanken, ihr vorher so stolzer Blick wurde unsicher. Sie schlug die Augen nieder und bemerkte daher nicht, wie bei ihrem Anblick ein Leuchten über die ernsten, strengen Gesichter der Männer und Dschinnen ging. Auch sah sie nicht, daß Khardans bleiches, erschöpftes Gesicht vor Bewunderung einen weichen Ausdruck annahm. Sie übersah, daß die ewige Schwermut ihres Vaters für einen Augenblick von ihm wich und daß Fedj befriedigt mit dem Kopf nickte. Hätte sie den Blick nicht gesenkt, wäre ihr sogar

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