Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
Hauptfrau des Emirs Gefahr droht!« drang Majiid in ihn und verlor vor Zorn beinahe die Beherrschung.
»Oh, gewiß nicht.« Zeid hob die rundliche Hand anmutig zu einer beschwichtigenden Geste. »Ihm droht keine größere Gefahr als von seinem eigenen Weib.«
Khardan hustete plötzlich und verschüttete seinen Kaffee, während Majiid den Stiel seiner Pfeife in zwei Teile zerbiß und Jaafar fast an einer Dattel erstickte. Unschuldsvoll blickte Zeid in die Runde und strich sich mit seiner juwelenberingten Hand über den Bart.
Pukah, den der abweisende und mürrische Sond zum Bedienen eingeteilt hatte, nutzte flink die Gelegenheit, um Kaffee nachzuschenken. Das Gespräch wandte sich weniger heiklen Themen zu, und ein freundlicher Wortwechsel über die Vorzüge von Pferden gegenüber Kamelen ließ den Abend harmonisch ausklingen.
Aber bevor Zeid zu Bett ging, spähte er noch einmal aus dem Gastzelt, und seine wachsamen Augen folgten Khardan, der zu seinem Zelt ging – dem des Kalifen und nicht dem seiner Frau.
»Raja hatte also doch recht. Es handelt sich nur um eine Vernunftehe«, murmelte Zeid in seinen Bart. »Jetzt weiß ich Bescheid.«
Schließlich endete die Zeit der Gastfreundschaft. Am Abend des dritten Tages bestieg Zeid sein Kamel, denn er hatte vor, die Wüste in der erfrischenden Kühle der Nacht zu durchqueren. Khardan bot ihm an, ihn mit zweien seiner jüngeren Brüder zu begleiten.
Unter vielen Freundschaftsbekundungen nahm Zeid Abschied. »Es freut einen frommen Mann wie mich, daß ihr dem Willen unseres Gottes folgt und in Eintracht zusammenlebt. Ihr könnt versichert sein, daß mein Auge weiterhin wohlgefällig auf euch ruhen wird, meine Cousins. Erfüllt von Akhrans Segen, werdet ihr bestimmt bald ebenso reich und mächtig sein wie ich.«
Zeid sah, wie Majiid und Jaafar sich grimmige Blicke zuwarfen, und mußte ein Grinsen unterdrücken.
Mit seiner letzten Bemerkung ließ er einen Dorn zurück, der sich in das Fleisch seiner Feinde bohren sollte. Der Scheich ritt in aller Pracht davon und nutzte dabei die Gelegenheit, die außerordentliche Schnelligkeit seines Tieres zur Schau zu stellen. Die Pferde der Eskorte galoppierten hinterdrein.
Nachdem der Scheich fort war, sattelte Majiid sein Streitroß für einen scharfen Ritt durch die Wüste, um seinem aufgestauten Zorn Luft zu machen. Jaafar hingegen zog es vor, sich zur Ruhe zu begeben. Pukah war nun allein in seinem Korb und entspannte sich bei einer Schale kandierter Früchte. Überrascht fuhr er auf, als er eine vertraute Stimme vernahm, die um Einlaß bat.
»Komm herein und sei willkommen«, rief Pukah. Er erhob sich und war nicht wenig erstaunt, Raja gegenüberzustehen. »Welchem Umstand verdanke ich dieses Vergnügen? Unsere Meister sind doch nicht etwa in Gefahr, oder?«
»Keineswegs, das kann ich dir versichern«, erwiderte Raja. Der Dschinn öffnete die Hand, und eine hübsche kleine Juwelenschachtel kam zum Vorschein. »Zeid, mein Gebieter, schickt dies deinem Meister mit bestem Dank für die rechtzeitige ›Warnung‹.«
»Warnung?« Pukah fiel die Kinnlade herab. »Mein Gebieter ließ ihm keine Warnung zukommen. Wovon sprichst du eigentlich? Bist du sicher, daß das Juwelenkästchen wirklich für den Kalifen bestimmt ist? Möglicherweise suchst du nach Fedj oder nach Sond…«
»Nein, nein«, erwiderte Raja entschieden und ließ das Geschenk in Pukahs zaudernde Hand gleiten. »Scheich Zeid hegt keinen Zweifel daran, daß der einzige Grund für den Zusammenschluß der beiden Stämme darin besteht, ihn anzugreifen, und daß man ihn nur in der Hoffnung eingeladen hat, ihn einschüchtern zu können.«
Rajas sanftes, höfliches Lächeln verwandelte sich in ein hämisches Grinsen. »Richte deinem Meister aus, daß sein Plan, Scheich Zeid al Saban Angst einzujagen, fehlgeschlagen ist. Mein Gebieter ist entschlossen, sein Heer zu formieren, und wenn er hierher zurückkehrt, wird er eure beiden Stämme in den Boden stampfen!« Der Dschinn verbeugte sich zum Abschied. »Lebe wohl, mein ›Freund‹.«
Raja verschwand mit einem Donnerschlag, so daß Pukahs Korb schwankte und die Schüsseln klapperten. Der junge Dschinn stand fassungslos da und starrte der dunklen Rauchwolke nach – das war alles, was von Raja noch zu sehen war, als er davonsauste.
»Beim Blute von Sul!« sagte sich Pukah verzweifelt. »Was soll ich jetzt bloß tun?«
13
»Wach auf, Frau!«
Zohra schreckte bei der leisen Berührung an ihrer Schulter aus dem
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