Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
auf steigen zu lassen und ihn in der Höhe zu halten.‹ Nein, habe ich ihr gesagt, das sei unmöglich.«
»Was tat sie dann?«
»Sie warf mir das ganze Zelt an den Kopf! Siehst du – hier?« Usti zeigte auf einen blauen Fleck auf der Stirn.
»Ja.«
»Eine Eisenpfanne. Meine Ohren klingen jetzt noch. Und nun, da ich mich geweigert habe, mit dem Teppich durch den Himmel zu gondeln, hat meine Herrin mir befohlen, eine bessere Lösung zu finden. Sie drohte mir, andernfalls meine Kohlenpfanne in den Treibsand zu werfen. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan! Oh, wo bin ich bloß hineingeraten?« Usti blickte flehentlich zum Himmel auf. »Von allen Dschinnen bin ich der unglücklichste! Wenn diese Nesna nicht meinen armen Meister gefangen, ihn getötet und mich eingesperrt hätten, müßte ich jetzt nicht Fedj für meine Befreiung zu Dank verpflichtet sein und mich nicht in den Klauen dieser wilden Frau befinden. Ich meine, alles in allem zöge ich die Nesna ihr vor!« Er senkte sein turbanbewehrtes Haupt in die Hände und bejammerte sein Elend.
»Und doch«, sagte Sond vorsichtig, »wenn es einen Weg gäbe, deine Herrin glücklich zu machen…«
Usti hörte auf zu klagen, öffnete ein Auge und schielte zwischen seinen Fingern hindurch. »Ja? Du sprichst von einem Weg, meine Herrin glücklich zu machen? Fahre fort.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das sollte«, murmelte Sond nachdenklich. »Du bist letztendlich ein Feind meines Gebieters.«
»Feind?« Usti legte die Hände treuherzig auf die Brust. »Ist das der Körper eines Feindes? Mitnichten! Das ist der Körper von jemand, der nur einmal eine Nacht durchschlafen will! Eine Mahlzeit essen, solange sie heiß ist! Seine Möbel auf dem Fußboden finden und nicht an der Decke!«
»Oh, du brichst mir das Herz!« Sond legte die Hand auf seine Brust. »Deine mißliche Lage tut mir wirklich leid und auch, daß dir so unwohl ist.«
»Unwohl!« rief Usti, und Tränen flossen aus seinen Augen. »Wenn du auch nur die Hälfte wüßtest! Das ist seit Tagen die erste feste Nahrung, die ich bei mir halten kann! Ich werde bald nur noch aus Haut und Knochen bestehen!« Er legte die Hände flehend aneinander. »Wenn du eine Idee hast, der schlechten Laune meiner Herrin ein Ende zu setzen, stehe ich ewig in deiner Schuld! Und selbstverständlich bekommst du von mir alles, was du willst!«
»Nein, nein!« wehrte Sond hastig ab. »Das soll deine Idee sein. Dir allein soll die Anerkennung gebühren.« Er beugte sich hinüber und drückte Ustis fette Hand. »Meine Belohnung ist, meinen Dschinnbruder endlich wieder glücklich und wohlauf zu sehen.«
»Du bist so zuvorkommend, mein Freund! So zuvorkommend!« murmelte Usti. Seine Tränen verloren sich in den Falten seines Kinns. »Nun, welchen Plan hast du?«
»Überrede Zohra, daß ihre Leute die Pferde stehlen.«
Ustis Augen öffneten sich weit. Der Tränenfluß versiegte. »Stehlen?«
»Schließlich wäre das nur gerecht. Meine Leute haben euch seit Jahren bestohlen. Nun haben die Hrana die Möglichkeit, es von uns zurückzubekommen. Zohras Vater, Scheich Jaafar, wird froh sein. Zohra wird froh sein. Und, was noch wichtiger ist, sie wird dir dafür dankbar sein, daß du sie so ausgezeichnet beraten hast! Du wirst ein Leben wie im Paradies führen! Nichts wird ihr zu gut für dich sein.«
»Guter Freund, vergib mir mein Unverständnis«, sagte Usti vorsichtig. »Ich kenne deine Leute nicht so gut und habe auch nicht lange bei ihnen gelebt, aber es scheint mir, daß die Akar… ziemlich unberechenbar sind. Könnte nicht der geplante Diebstahl bedeuten, sie… zu erzürnen?«
»Gut, ein oder zwei Tage wird mein Meister ärgerlich sein, aber am Ende wird er die Hrana dafür respektieren, daß sie einmal Verstand bewiesen haben«, sagte Sond und fügte zwischen zwei Atemzügen leise hinzu: »Und dann wird sich die Sonne in Dunkelheit hüllen.«
»Was hast du gesagt?« Usti hielt die Hand an sein Ohr. »Ich habe noch dieses Klingeln im Kopf – die Pfanne, weißt du.«
»Ich sagte, daß mein Meister alles gut aufnehmen wird«, fuhr Sond, getragen von seiner Begeisterung, fort. »Offen gesagt, könnte das Ereignis die Freundschaft zwischen den Stämmen sogar festigen: Die Hrana werden zufrieden sein, weil sie mit Pferden versorgt wären, die sie benötigen. Während die Akar erkennen würden, wie wagemutig und beherzt die Hrana sein können. Und das alles deinetwegen, Usti! Zweifellos wird dich Hazrat Akhran fürstlich
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