Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
seltsam, wie er diese Sache anpackt!« Pukah redete mit sich selbst, während er in seinem Korb auf und ab schritt. »Ich verstehe das nicht! Usti! Pferde stehlen! Was würde ich denn nur tun, wenn ich in seiner Lampe säße…? Aha!«
Der junge Dschinn schnippte mit den Fingern und hielt vor dem Spiegel inne, der an einem Vorsprung der Korbwand befestigt war. Dann begann er, sich die ganze Sache selbst zu unterbreiten, wie er es sich in all den Jahren, in denen ihm kein anderer Gesprächspartner als die Schlange zur Verfügung stand, angewöhnt hatte.
»Nun, Pukah, was würdest du an Sonds Stelle tun?«
»Tja, Pukah, wenn du mich fragst, also, ich an Sonds Stelle würde diese Fettbacke von Usti unverzüglich zu seiner Herrin schicken, um ihr diesen abenteuerlichen Pferderaub vorzuschlagen. Dann würde ich, Sond, sofort zu Hazrat Akhran eilen und ihm darlegen, welche Katastrophe uns kurz bevorsteht. Flehentlich würde ich ihn beknien, doch einzugreifen. Und da er das natürlich täte, wäre der Friede wieder hergestellt. Ich, Sond, wäre dann in Akhrans Augen ein wirklicher Held!«
Voller Stolz über diese geniale Idee grinste Pukah seinem Spiegelbild verwegen zu, welches gleichermaßen verwegen zurückgrinste – bis beiden gleichzeitig in den Sinn kam, daß sie eben nicht Sond, sondern Pukah waren.
»Das«, sagte Pukah resigniert zu Pukah, »wäre genau das, was ich an Sonds Stelle täte! Dieses Schwein!«
Die beiden Pukahs steckten die Köpfe zusammen – und zwar buchstäblich, denn jeder lehnte mit dem Kopf gegen den Spiegel.
»Pukah, guter Mann, bist du nicht mit jeder Faser deines Seins ebenso gerissen wie Sond?«
»Weitaus gerissener sogar!« bestätigte Pukah heftig.
»Und bist du nicht ebenso klug wie Sond?«
»Viel klüger!«
»Und ist es dir, Pukah, nicht bestimmt, ein Held zu sein? Verdienst du es nicht viel eher als jener ungeschlachte Hornochse, der nur an sein schönes Gesicht und seine kräftigen Schultern denken kann und dessen ganzer und einziger Ehrgeiz darin besteht, eine Gartenmauer zu finden, die er noch nicht erklettert hat, und ein Paar schöne Beine, zwischen denen er noch nicht gelegen hat?«
(Hier muß erwähnt werden, daß Pukah eher zart und schmächtig von Statur war, ein so langes und schmales Gesicht hatte, daß man es selbst beim besten Willen nicht schön nennen konnte, und bei seinen bisherigen Versuchen, die Zuneigung einer gewissen attraktiven Dschinnia für sich zu gewinnen, nur einen einzigen Erfolg verzeichnen konnte: einen krachenden Schlag auf sein spitzes Kinn.)
»Du hast es dir wirklich verdient! Ja, wirklich!« gab er wohlwollend zurück.
»Dann, Pukah, liegt es allerdings ganz in deiner Hand, Sonds Pläne, sich zu einem Helden aufzuspielen, zunichte zu machen, oder, falls dir das nicht gelingt, ihn mit einem noch viel grandioseren Plan zu übertrumpfen. Doch wie willst du das anfangen?«
Der Pukah’ vor dem Spiegel nahm wieder seinen Gang durch den Korb auf, während der Pukah im Spiegel es ihm gleichtat, so daß sie von Zeit zu Zeit aufeinander zuschritten, um mit erhobenen Brauen fragend nachzusehen, ob der andere vielleicht schon eine Idee dazu habe. Weder dem einen noch dem anderen fiel jedoch etwas dazu ein, und mindestens der Pukah im Spiegel begann, zunehmend bedrückter auszusehen.
»Warum sich die Mühe machen, Usti diesen verrückten Plan auszureden, den er der wilden Zohra unterschieben will. Der fette Dschinn ist ja von Sonds Idee vollkommen besessen. Der glaubt inzwischen sogar, daß es sein eigener Einfall gewesen ist. Jetzt wird er auf meinen guten Rat bestimmt nicht mehr hören. Soll er doch so weitermachen! Soll Zohra nur in aller Ruhe ihren Pferdediebstahl in die Wege leiten! Ich kann ja danach zu ihr gehen und ihr die Augen darüber öffnen, daß alles eine Falle ist…«
Pukah grübelte einen Augenblick, doch der Pukah im Spiegel schüttelte energisch den Kopf. »Nein, du hast recht. Zohra haßt mich beinahe ebenso wie meinen Gebieter. Sie würde mir niemals glauben.«
»Allerdings könntest du derjenige sein, der Akhran diese Verschwörung aufdeckt«, schlug ihm der Pukah im Spiegel vor. Pukah erwog auch diesen Vorschlag und meinte schließlich, daß er sich wohl damit begnügen müsse, falls ihnen nicht doch noch etwas Besseres einfiele. »Aber«, fügte er verbissen hinzu, »es muß doch irgend etwas geben, das Sond von seinem hohen Kamel herunterholt…«
»Kamel…«
Pukah starrte auf sein Spiegelbild, das auf die gleiche
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