Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
und marschierte an seinem Kalifen vorüber. Auch Khardan ging seiner Wege und durchquerte dabei das Vorzelt seines Vaters. Die Frauen setzten ihr Tagewerk fort, während sich die Männer wieder ihren Gesprächen zuwandten, und viele sahen ihrem Prinzen mit Mitgefühl und Respekt nach. Sie priesen seine Geduld und sprachen von ihm, wie man über einen Märtyrer sprach, der für seinen Glauben litt.
    Usti sah den jungen Mann herannahen, stöhnte auf und begann auf der Stelle in seiner Kohlenpfanne die zerbrechlichsten Gegenstände des Haushalts unter einem Berg von Tüchern und Stoffen zu verstauen. Er selbst zog sich in die eingelassene, gekachelte Badewanne zurück, die er für solche Notfälle mit Schaffellen ausgepolstert hatte.
    An seinem Zelt angekommen, das so weit von dem Khardans aufgestellt worden war, wie es die Schicklichkeit gerade noch zuließ, schlug der junge Mann wütend die Plane des Eingangs zurück. Usti konnte Zohras Gezeter durch die Falten des Haiks hören.
    »Unweiblich!… Unnatürlich!… Verflucht! Pah!«
    Der Dschinn fuhr zusammen. Und als er ein lautes Reißen vernahm, stöhnte er verzweifelt auf und riskierte einen Blick hinaus.
    »Nein, Herrin! Nicht die Kissen!«
    Zu spät.
    Mit gezücktem Dolch bearbeitete Zohra ein seidenes Kissen, schlitzte es von einem Ende zum andern auf. Der Dschinn las in ihrem Gesicht, daß es in ihrer Vorstellung nicht das Kissen war, das sie zerstörte. Während Zohra das eine Kissen mit einem Wurf in die Ecke beförderte, ergriff sie schon das nächste und trieb die Klinge durch die Haut aus Seide. Danach wurde es ausgeweidet, die Wollfüllung herausgerissen und verteilt, bis das Zelt schließlich aussah, als wäre es von einem der seltenen Wüstenschneestürme heimgesucht worden.
    »Und wir wissen ja, wer nachher den ganzen Kram hier wieder in Ordnung bringen muß, nicht wahr, Herrin«, knurrte der Dschinn verdrießlich vor sich hin.
    Wieder und wieder warf sich Zohra auf den Feind, bis kein Kissen mehr am Leben war. Schließlich sank sie erschöpft auf die verbliebenen Reste ihres Rachefeldzugs nieder und nagte auf der Unterlippe, bis sie zu bluten begann.
    »Wenn diese schreckliche Ehe nicht bald ein Ende hat, werde ich noch wahnsinnig!« schrie sie. »Es ist alles seine Schuld! Er wird dafür zahlen! Alle werden dafür zahlen!«
    Zohras Hand legte sich auf die Kohlenpfanne. Usti stolperte vor Schreck rückwärts in seine Badewanne und stieß einen verzweifelten Schrei aus.
    »Herrin, ich bitte dich! Bedenke, was von meinen Möbeln übriggeblieben ist!«
    Zohra lachte höhnisch auf und lugte in die Kohlenpfanne hinein. »Warum sollte ich? Wenn sie genauso wertlos sind wie du, du jammernder Haufen Kameldung, dann sind sie leicht durch ein paar Stecken und ein Ziegenfell zu ersetzen!«
    Ein zischender Ton, als würde Luft aus einer prallen Blase entweichen, und eine wabernde Rauchsäule, die aus der Kohlenpfanne aufstieg, kündeten das Erscheinen des Dschinns an. Ustis volleibige und gemütliche Form wurde in der Mitte des Zelts sichtbar.
    Mit bitterer Leidensmiene warf er einen Blick auf die Verwüstung. Dann legte er die Hände zum Salam zusammen und verneigte sich so tief, wie es sein dicker Bauch zuließ.
    »Möge der Segen Hazrat Akhrans an diesem Morgen über dir sein, liebliche Tochter der Blumen«, flötete er demütig.
    »Möge der Fluch Hazrat Akhrans dich an diesem Morgen treffen, du Hinterbacke eines alten Gauls«, parierte die liebliche Tochter knurrend.
    Usti schloß die Augen, schüttelte sich und holte tief Luft. »Ich danke dir, Herrin«, säuselte er und verbeugte sich noch einmal.
    »Was willst du hier?« forderte Zohra verärgert. Sie warf die Kohlenpfanne zu den zerfetzten Kissen. Dann wanderte sie rastlos im Zelt umher, murmelte unaufhörlich vor sich hin und wickelte sich dabei gedankenverloren eine lange Strähne ihres schwarzen Haars um den Finger.
    »Falls du, o Herrin, die Güte hättest, dich zu erinnern«, begann er vorsichtig die lange Rede, die er in der vergangenen Nacht zusammen mit Sond ausgeklügelt hatte, »so hast du mir den Befehl gegeben, eine Lösung zu finden, wie wir uns aus unserer gegenwärtig unerträglichen Lage herauswinden können.«
    Zohra starrte ihn zornig an. »Ich habe dir den Befehl erteilt, eine Lösung zu finden? Pah!« Mit einem Ruck warf sie die dichte Mähne ihres schwarzen Haars zurück und griff nach einer goldenen Schmuckschatulle unter den Stoffetzen und Wollflocken.
    »Viel… vielleicht«,

Weitere Kostenlose Bücher