Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
Pukah eifrig. »Die Hochzeitsfeier werden alle Beteiligten, und das kann ich hier mit Gewißheit behaupten, noch lange im Gedächtnis bewahren. Aber davon hat dein Gebieter doch sicherlich schon durch Gott Akhran erfahren?«
»Nein«, knurrte Raja gefährlich. »Mein Gebieter hat noch nichts von diesem… Wunder gehört.«
»Oje!« seufzte Pukah mitfühlend und legte seine Hand wohlwollend auf Rajas kohlrabenschwarzen Arm. »Ich kann mir vorstellen, mein Freund, wie schwer es für dich sein muß, einem derart gottlosen Herrn zu dienen. Wenn Scheich Zeid unserem Gott Hazrat Akhran nur ein wenig mehr Ehrfurcht erwiesen hätte, dann wäre vielleicht dein Gebieter anstelle Khardans dazu ausersehen worden, der Segnungen des Gottes teilhaftig zu werden.«
»Niemand kann ermessen, welche Qualen ich durch die Gottlosigkeit meines Gebieters erleide«, bemerkte Raja und bedachte den jungen Dschinn mit einem kalten Blick, worauf sich dieser unter demütigem Lächeln beeilte, seine Hand von dem gewaltigen, muskelbepackten Arm zu entfernen. Der schwarze Dschinn wendete die Klinge seines Säbels bald hierhin, bald dorthin und beobachtete, wie sich das Sonnenlicht darin brach. »Du behauptest also, die beiden Stämme leben friedlich im Schatten des Tel zusammen? Äußerst bemerkenswert, bedenkt man, welch erbitterte Feinde sie eigentlich sind.«
»Waren, mein lieber Raja, welch erbitterte Feinde sie einmal waren«, berichtigte Pukah ihn. »Die Flammen der Liebe haben die Wunden der Vergangenheit geheilt. Nein, was war das für ein Umarmen und Küssen! Oh, welche Späße und Lustbarkeiten, und was für eine Freundschaft uns verbindet. Bei diesem Anblick hat man kaum die Tränen der Rührung zurückhalten können.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Raja trocken.
»Und mit welcher Hingabe der Kalif seine Frau liebt!« seufzte Pukah so hingerissen, daß sein Atemzug einen Vogel aus einem aufgeschreckt vorbeifliegenden Schwärm zerzauste. »Wenn Khardan sich allmorgendlich bei Tagesanbruch widerstrebend aus den Armen seiner Gemahlin reißen muß, zählt er jede Stunde, die ihn vom Abend und den zahllosen Freuden und Vergnügungen trennt, welche Zohra ihm von neuem bereiten wird.«
Raja, dem der Ruf der besagten Dame nicht unbekannt war, zog zweifelnd die Augenbrauen hoch.
»Ich versichere dir, mein lieber Raja, daß ich dir nichts als die lautere Wahrheit erzählt habe!« beteuerte Pukah feierlich. »Aber du scheinst an meinen Worten zu zweifeln…«
»Nein, nein, mein lieber Pukah«, polterte Raja, »nur hat mich deine Schilderung der Glückseligkeit so beeindruckt«, dabei zerschlug der schwarze Dschinn die Wolke mit einem beunruhigend kräftigen Hieb seines Säbels in zwei saubere Hälften, was zur Folge hatte, daß die andere Hälfte davonsegelte, »daß ich vor Glück darüber noch ganz benommen bin! Allein der Gedanke, daß derart erbitterte Feinde endlich Frieden geschlossen haben, erfüllt mich mit unermeßlicher Freude, daß ich mich danach sehne, es endlich auch mit eigenen Augen zu sehen…«
Pukah zögerte keine Sekunde. »Genau deshalb habe ich dich hierhergebracht. Sieh doch, mein zweifelnder Freund.«
Raja beugte sich über den Rand und warf aus schwindelnden Wolkenhöhen einen Blick hinunter.
Es war inzwischen kurz nach Sonnenaufgang. Pukah hielt deshalb den Zeitpunkt für günstig, das Lager einem kritischen Betrachter zu präsentieren, da man jetzt davon ausgehen konnte, daß der Tel, sollte es auch in der vergangenen Nacht zu Kämpfen gekommen sein, dennoch einen halbwegs friedlichen Anblick bot, und sei es nur daher, daß sich die Kontrahenten aus bloßer Erschöpfung in den Sand hatten fallen lassen.
»Nun, was habe ich dir gesagt? Die Zelte der Hrana Seite an Seite mit den Zelten der Akar!« Stolz wies der junge Dschinn auf das Lager.
»Was ist denn das für eine riesige Blutlache dort drüben?«
»Dort haben wir das Schaf geschlachtet«, gab Pukah mit der Unschuldsmiene eines frischgeborenen Lamms zurück.
»Ich verstehe.«
Raja, der sich so weit über den Rand der Wolke hinausgebeugt hatte, daß Pukah sein Gesicht nicht sehen konnte, biß sich auf die Lippen, runzelte die Stirn und warf dem jungen Dschinn einen schnellen, wütenden Seitenblick zu.
»Mein Meister, der Kalif, hat den Wunsch geäußert«, plapperte Pukah fröhlich drauflos, ohne die plötzliche Veränderung im Gesicht des schwarzen Dschinns zu bemerken, »daß dein Meister, Scheich Zeid, zu uns an den Tel kommen und endlich
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