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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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unten im Beet.
    »Wo ist mein Säbel? Bist du gut gelandet?«
    Mit einiger Mühe brachte Achmed ein Ja zustande. Der schwere Fall hatte seine Spuren hinterlassen, und er fühlte sich zittrig und benommen. Blut tropfte ihm aus dem Mundwinkel; beim Aufprall hatte er sich auf die Zunge gebissen und das Knie schmerzhaft verrenkt. Aber er wäre eher gestorben, als es vor seinem älteren Bruder zuzugeben. »Dein Säbel liegt da drüben.«
    Khardan sah den Griff im Sonnenlicht blitzen. Schnell hob er ihn auf und spähte dann wachsam umher. Gleichzeitig versuchte er, sich an alles zu erinnern, was er vom Palast und seiner Lage in der Stadt wußte. Den Lustgarten kannte er natürlich nur aus Beschreibungen, denn allein der Sultan, seine Frauen und Konkubinen durften sich hier von der Hitze des Tages erholen, sich unter den schattigen Orangenbäumen inmitten der Blütenpracht erfreuen und in den reich verzierten Wasserbecken und zwischen den langen Heckenreihen vergnügen. Der Garten lag am östlichen Ende des Palastes, weit entfernt von den Kasernen der Soldaten. Seine hohe Mauer trennte ihn völlig vom Lärm und den Gerüchen der Stadt ab und gab ihm so eine eigene, abgeschiedene Atmosphäre.
    »Wenn wir an der nördlichen Mauer hochklettern, müßten wir eigentlich in der Nähe unserer Männer herauskommen«, gab Khardan seine Überlegungen mit leiser Stimme weiter.
    »Aber welcher Weg führt nach Norden?« fragte Achmed und starrte hilflos auf den Irrgarten aus Hecken und sich verzweigenden Pfaden.
    »Beten wir zu Akhran, daß er uns leitet«, schlug der Kalif schließlich vor.
    Wenigstens gab es hier im Garten keine Wachsoldaten, dachte er, denn er wußte, daß nur Eunuchen der Zutritt zum Lustgarten gestattet war. Doch schon konnte er Schreie und laute Befehle hören, zwar noch aus einiger Entfernung, aber mit Sicherheit würde sich hier die Lage bald ändern. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.
    Khardan stürzte aus dem Blumenbeet auf den Weg und störte eine Gazelle auf, die mit gewaltigen Sätzen erschreckt davonsprang. Er blickte zurück und forderte seinen Bruder durch einen Wink auf, ihm zu folgen. Der Junge sah sehr blaß aus, wirkte aber grimmig und entschlossen. Khardan bemerkte nun, daß Achmed hinkte.
    »Bist du ganz sicher, daß du es schaffst?«
    »Doch, es geht mir gut. Bring uns einfach nur hier heraus.«
    Khardan nickte, wandte sich um und entschied sich für einen Weg, der nach Norden zu führen schien. Die beiden folgten ihm und gelangten so in einen großen Innenhof mit einem Teich. Achmed wollte schon die schützenden Büsche verlassen, aber Khardan zog ihn zurück in Deckung.
    »Nein, bleib hier! Sieh nach oben!«
    Bogenschützen säumten den Balkon. Sie hielten die Bögen schußbereit, die Pfeile auf den Garten gerichtet.
    Weiterhastend versuchte Khardan, sich und seinen Bruder zwischen den Hecken zu verbergen. Nur ab und an wagte der Kalif, den Kopf zu heben, um zu sehen, ob er die Mauer ausfindig machen konnte. Khardan folgte erst dem einen Pfad, dann dem nächsten, verzagte jedoch immer mehr, da ihn jeder nur noch tiefer in die süß duftenden Irrwege des Gartens führte. Ohne sich zu beklagen, hielt Achmed Schritt, trotzdem wußte Khardan, daß der Junge fast am Ende seiner Kräfte war.
    Als sie um eine Ecke bogen, konnte der Kalif endlich ein kleines Stück der Mauer erblicken. Erleichtert atmete er auf. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich allerdings schon so sehr verirrt, daß er nicht mehr wußte, ob sie an der richtigen Stelle herauskommen würden, aber das war ihm inzwischen nicht mehr wichtig. Befanden sie sich erst einmal im Freien, würde er es notfalls mit der ganzen Armee des Emirs aufnehmen.
    Als er sich jedoch der Mauer näherte, sank seine Zuversicht. Sie ragte über sechs Meter hoch auf, ohne erkennbaren Halt für Hände oder Füße, glatt und steil. Sogar der Wein, der versuchte, daran hochzuranken, war zurückgeschnitten worden. Auch die nahestehenden Bäume hatte man aller ihrer Äste beraubt, die über die Mauer zu ragen drohten. Der Sultan hatte seine Frauen offenbar sehr mißtrauisch behütet und hatte sichergehen wollen, daß kein Liebhaber einen leichten Zugang zu diesem Garten finden konnte.
    Khardan lief suchend am Fuß der Mauer entlang und hoffte verzweifelt, doch noch einen Riß in der Oberfläche zu entdecken oder eine Weinranke, die der Gärtner vielleicht übersehen hatte – irgend etwas! Ein Surren und der dumpfe Aufprall eines Pfeils ganz in seiner Nähe verrieten

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