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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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diesem Blickwechsel gesagt, aber nichts, was nicht von völliger Harmlosigkeit gewesen wäre. Der Hauptmann erschauerte in der Mittagssonne.
    »Ich bin«, sagte er grimmig, »ein abergläubischer Bauer.«
    Er stemmte sich in den Sattel, wendete sein Pferd und galoppierte davon, um den Befehl zu geben, die Stadttore für Auda ibn Jad zu öffnen.
     
     

2
     
    Der Sultan war – genau wie der Hauptmann es vorhergesehen hatte – von Auda ibn Jad bezaubert. Nichts konnte verhindern, daß der Sultan und seine gegenwärtigen Lieblingsfrauen und -konkubinen den Palast verließen und vor die Stadtmauern liefen, um den Toten die Ehre zu erweisen. Die Frauen heulten und seufzten über dem stattlichen jungen Prinzen. Der Sultan und seine Edelleute schüttelten den Kopf über die vergeudete Schönheit der Frauen. Auda ibn Jad erzählte seine Geschichte gut, brachte viele am königlichen Hof zum Weinen, als er in herzzerreißenden Tönen die letzten Worte der rothaarigen Frau schilderte, wie sie tot über den Leichnam ihres Mannes stürzte.
    Danach folgte ein üppiges Mahl, das bis lange in die Nacht währte. Der Wein floß großzügig, viel davon in die Kehle des Hauptmanns. Gewöhnlicherweise pflegte der Hauptmann keine starken Getränke zu sich zu nehmen, aber er hatte das Gefühl, sich erwärmen zu müssen. Auda ibn Jad hatte etwas an sich, das ihm das Blut gefrieren ließ; doch was es genau war, vermochte der Hauptmann nicht zu sagen.
    Nachdem er seinen sechsten Kelch geleert hatte, starrte der Hauptmann den Mann an, der ihm da auf den Seidenkissen im Schneidersitz gegenübersaß. Er konnte den Blick nicht von ibn Jad abwenden, fühlte sich von derselben schrecklichen Faszination gebannt, wie sie den Erzählungen zufolge Kobras auf ihre Opfer ausübten.
    Es liegt an Auda ibn Jads Gesicht, entschied der Hauptmann benommen. Das Gesicht des Manns ist zu glatt. Es hat keine Falten, keine Spuren jeglichen menschlichen Gefühls oder der Leidenschaft – weder im Guten noch im Bösen. Die Mundwinkel sind weder nach oben noch nach unten gerichtet. Die kalten, halbgeschlossenen Augen verengen sich weder zum Lachen noch im Zorn. Ibn Jad aß und trank ohne Vergnügen. Ohne Lust beobachtete er die tanzenden Mädchen. Eine Miene aus Stein, entschied der Hauptmann und trank einen weiteren Kelch voll Wein, der ihm aber wie ein Klumpen kalter Lehm im Magen lag.
    Endlich erhob sich der Sultan von seinen Kissen, um das Lager seiner Auserwählten aufzusuchen. Hocherfreut über seinen Gast, schenkte er Auda ibn Jad einen Ring von seiner eigenen Hand. Nichts Unschätzbares, wie der Hauptmann bemerkte, als er ihn mit trüben Augen ansah – ein Halbedelstein, dessen Glitzern größer war als sein Wert. Auda ibn Jad schien etwas von Juwelen zu verstehen, denn er nahm ihn mit einem Aufflackern sarkastischer Belustigung in den kalten Augen entgegen.
    Die Einladung des Sultans, morgen noch einmal in den Palast zu kommen, beantwortete ibn Jad bedauernd mit der Feststellung, daß er seine traurige Reise nicht hinauszögern dürfe. Sein König wußte noch nichts vom Tod seines Sohns, und Auda ibn Jad wollte nicht zulassen, daß er aus dem Munde eines Fremden davon erfuhr anstatt von einem vertrauten Freund.
    Der Sultan gähnte und war des Verständnisses voll. Sein Hauptmann war überwältigt vor Erleichterung. Am Morgen würden sie diesen Mann und seine Leichen endlich loswerden. Torkelnd erhob sich der Hauptmann. Begleitet von einem stocknüchternen ibn Jad, schaffte er es durch die gewundenen Gänge des Palasts und taumelte betrunken die Treppe hinunter. Fast wäre er kopfüber in einen großen Zierteich gestürzt, doch es war ibn Jads Hand, die ihn rechtzeitig zurückriß; schließlich bahnte er sich seinen Weg durch die verschiedenen Tore, die sie in die Stadt zurückführten.
    Als sie sich endlich in den mondbeschienenen Straßen von Idrith wiederfanden, blickte Auda ibn Jad irritiert um sich.
    »Dieses Labyrinth von Gassen verwirrt mich, Hauptmann. Ich fürchte, ich habe den Weg vergessen, der zu dem Arwat führt, in dem ich wohne. Wenn du mich dorthin führen könntest…«
    Gewiß doch. Alles, um den Mann loszuwerden. Der Hauptmann stürmte auf die leere Straße hinaus; ibn Jad schritt an seiner Seite. Plötzlich verlangsamte der Mann in Schwarz seinen Schritt.
    Irgendein Instinkt des Hauptmanns stieß eine verzweifelte Warnung aus. Der Hauptmann vernahm es zwar, doch da war es schon zu spät.
    Ein Arm packte ihn von hinten. Mit

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