Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen
Wasser gefüllt, in dem zwei Fische schwammen – der eine golden, der andere schwarz.
Das Geräusch von Stiefeln, die den Sand mahlten, ertönte in Mathews Ohr. Eine respektvolle Stimme sprach: »Du hast nach mir geschickt, Effendi?« Hand und Augen verschwanden aus Mathews Sicht.
Die Sicht des jungen Hexers war verschwommen. Die Sonne schien, doch er konnte sie nur wie durch einen weißen Schleier erkennen. Hier, wo er lag, war es heiß und stickig, die Luft abgestanden. Er versuchte, einen tiefen Atemzug zu nehmen. Doch seine schlaffen Muskeln verweigerten den Befehl seines Geists.
Das prickelnde Gefühl in Händen und Beinen wurde stärker, trieb ihn fast in den Wahnsinn. Hinzu kam die Empfindung zu ersticken, die Unfähigkeit, Luft zu holen. Seine Qual war zwar groß, doch wagte Mathew es nicht, auch nur ein Wimmern von sich zu geben. Diesen grausamen Augen war der Tod noch vorzuziehen.
»Blumenblüte kommt zu sich. Was ist mit den beiden anderen?« fragte die kalte Stimme.
»Die andere Frau ist bei Bewußtsein, Effendi. Aber der bärtige Teufel will nicht aufwachen.«
»Vielleicht irgendein Zauber, was meinst du, Kiber?«
»Das glaube ich, Effendi. Du hast selbst die Möglichkeit erwähnt, daß er verzaubert war, als wir ihn gefangennahmen, wenn ich mich richtig erinnere?«
»Das tust du. Schauen wir ihn uns an.«
Die gestiefelten Füße bewegten sich irgendwo zu Mathews Rechter.
Bärtiger Teufel. Die andere Frau. Khardan! Zohra! Mathews Leib zuckte und wand sich im Schmerz. Die Erinnerung erwachte aufs neue…
Die Flucht bei der Schlacht am Tel; Khardan, bewußtlos, durch irgendeinen Zauber gebunden. Zohra und ich, wie wir ihn in Meryems rosenfarbigen, seidenen Chador kleideten. Der Schleier hat sein Gesicht verdeckt. Die Soldaten haben uns angehalten!
»Laßt die alten Vetteln ziehen!«
Wir entkamen und kauerten im Schlamm vor der Oase nieder, verborgen im hohen Gras. Khardan verwundet, verzaubert; Zohra erschöpft, auf meiner Schulter schlafend.
»Ich werde Wache halten.«
Doch müde Augen schlossen sich. Der Schlaf kam – gefolgt von einem Wachalbtraum.
»Eine schwarzhaarige Schönheit, jung und kräftig«, hatte die kalte Stimme gesprochen. »Und was ist das? Der bärtige Teufel, der die Blumenblüte gestohlen und mir all diesen Ärger verursacht hat! Wahrlich, heute nacht sieht der Gott mit Wohlwollen auf uns herab, Kiber!«
»Jawohl, Effendi!«
»Und hier ist meine Blumenblüte mit dem flammenfarbenen Haar. Schau nur, Kiber, sie erwacht vom Klang meiner Stimme. Keine Angst, Blumenblüte. Schrei nicht. Kneble sie, Kiber. Bedecke ihren Mund. So ist es richtig.«
Ich sah auf, gefesselt und hilflos, um ein schwarzes Juwel zu erblicken, das im Licht des brennenden Lagers funkelte.
»Im Namen von Zhakrin, dem Gott der Dunkelheit und allem, das Böse ist, ich befehle euch allen – schlaft…«
Und so waren sie eingeschlafen. Und jetzt waren sie erwacht. Erwacht – zu was? Mathew hörte wieder die Stimmen, sie kamen aus kurzer Entfernung.
»Siehst du, Kiber? Dieser Silberschild, der um seinen Hals hängt. Siehst du, wie er glüht, selbst bei Tageslicht?«
»Jawohl, Effendi.«
»Ich frage mich, welchem Zweck er dienen mag, Kiber.«
»Bestimmt soll er ihn vor Verwundungen in der Schlacht schützen, Effendi. Ich habe solche schon gesehen, sie werden den Soldaten von ihren Ehefrauen gegeben.«
»Ja, aber weshalb sollte er ihm auch noch das Bewußtsein rauben? Langsam beginne ich zu begreifen, was geschehen sein muß, Kiber. Diese Frauen haben befürchtet, daß ihr Mann zu Schaden kommen könnte. Sie haben ihm diesen Schild gegeben, der ihn nicht nur vor jedem Hieb schützen, sondern auch noch bewirken würde, daß er in der Schlacht das Bewußtsein verlor. Danach haben sie ihn fortgezerrt, in Frauenkleider gehüllt, und sind vom Feld geflohen.«
»Dann muß eine von ihnen eine mächtige Zauberin sein, Effendi.«
»Eine oder beide, obwohl unsere Blumenblüte keine magischen Talente gezeigt hat, seit sie sich in unserer Gesellschaft befindet. Diese Nomaden sind heftige und stolze Kämpfer. Ich möchte wetten, daß der Kerl hier nicht einmal davon wußte, daß seine Frauen ihn vor dem Tod retteten, und ich glaube auch nicht, daß es ihm behagen wird, von dieser Tatsache zu erfahren, sobald er wieder wach ist.«
»Warum ihn dann aus seinem Zauber holen, Effendi?« Mathew hatte den Eindruck, daß Kiber nervös klang. »Soll er doch so lange bewußtlos bleiben, bis wir Galos erreicht
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