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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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ganzen Platz zu erhellen. Achmed hoffte, er könnte sich im Dunkel verkriechen, und so stellte er sich in die allerletzte Reihe der Offiziere, die sich hinter dem Thron des Emirs gegen die Senatsmauer preßten. Der junge Mann fragte sich, ob man sein Fehlen überhaupt bemerkt hatte, als er plötzlich den sengenden Blick des Imams auf seiner Haut spürte. Feisal hatte auf ihn gewartet! Der Priester hob die dürre Hand und bedeutete Achmed mit einem Winken, näher zu treten.
    Erschrocken und beunruhigt zögerte Achmed und sah zu Qannadi empor. Der Emir musterte ihn aus dem Augenwinkel und nickte leise. Achmed schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und bahnte sich langsam seinen Weg durch die Reihe seiner Offizierskameraden. Weshalb sollte ich Angst haben? fragte er sich, dennoch fühlte er sich höchst unbehaglich. Vielleicht lag es an der ungewöhnlichen Stille der Leute, die stumm dastanden, während die Dunkelheit sie langsam umschlang. Vielleicht war es die ungewöhnlich starre Haltung und ernste Miene der Offiziere und Wachen. Vielleicht war es der Anblick Qannadis; das gnadenlose Gesicht unter der Laubkrone war das Antlitz eines Manns, den Achmed nicht kannte.
    Obwohl Feisal nach dem jungen Mann geschickt hatte, nahm er nun keine weitere Notiz mehr von ihm.
    »Stell dich hierhin«, befahl der Emir kalt, und Achmed tat, wie ihm geheißen, und nahm seinen Platz zu Qannadis rechter Seite ein.
    »Fackeln entzünden!« lautete Qannadis nächster Befehl, und die Leuchten hinter ihm brachen in knisternde Flammen aus. »Führt die Gefangenen vor. Wachen, macht dort hinten den Platz frei.« Er zeigte auf den Fuß der Treppe. Die Wachen benutzten die Griffe ihrer Lanzen, um die Medaner zurückzudrängen.
    Achmed atmete leiser. Er hatte Gerüchte vernommen, denen zufolge der Statthalter von den Leibwachen jener medanischen Senatoren festgesetzt worden war, die im Sold des Emirs gestanden hatten. Der unglückselige Politiker wurde nun an Händen und Füßen gefesselt herbeigeschleppt, zusammen mit einigen weiteren Senatoren und Ministern, die ihren undankbaren Bürgern die Treue gehalten hatten.
    Jetzt erst begriff Achmed, daß hier ein Prozeß und eine Hinrichtung stattfinden sollten. Dem Tod dieser Männer konnte er durchaus ungerührt entgegensehen. In ihrem Spiel um die Macht hatten sich die Würfel gegen sie gekehrt. Doch bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie recht gut von den Gewinnen gezehrt. Das war eben das Risiko, das sie eingegangen waren, als sie mit dem Spiel angefangen hatten. Aber gerade deshalb konnte er die ungewöhnlich grimmige Miene des Emirs nicht begreifen.
    Vielleicht sieht er sich ja selbst dort in Ketten stehen, kam Achmed plötzlich ein beunruhigender Gedanke. Nein, das ist unmöglich. Qannadi wäre niemals davongelaufen. Er hätte gekämpft, und wenn er allein gegen tausend gestanden hätte. Doch was war es dann?
    Die Wachen führten weitere Gefangene in den Kreis des Verderbens. Darunter war eine Frau um die Fünfzig, in weiße Gewänder gekleidet, das graue Haar zu einem straffen Zopf geflochten und um den Kopf gelegt. Hinter ihr stolperten vier Mädchen herein, alle noch jünger als Achmed. Auch sie waren weißgekleidet, ihre Gewänder schmiegten sich an Körper, die gerade erst zur Weiblichkeit aufzublühen begannen. Ihre Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden, und sie sahen mit benommenen, verständnislosen Augen um sich. Hinter den vier Mädchen folgte ein in rote Gewänder gekleideter rundlicher Mann. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen wußte er genau, was auf ihn zukam, und doch schritt er würdevoll in aufrechter Haltung dahin.
    Mit jedem vorgeführten Gefangenen veränderte sich die Stimmung der Menge. Als der Statthalter und die Senatoren eintrafen, ging ein schuldbewußtes Murmeln durch die Masse. Beim Anblick der jungen Mädchen wurde das Murmeln zu einem mitleidigen Flüstern und entwickelte sich zu leisem, respektvollem Murren, als der große Mann in Rot vorgeführt wurde. Mit dem Eintreffen des letzten Gefangenen schwoll das Murren zu Zornesäußerungen an.
    Dieser bartlose Gefangene mit dem langen braunen Haar trug schwarze Hosen, die er in schwarze Lederstiefel gesteckt hatte; ein schwarzes Seidenhemd mit bauschigen Ärmeln, am Hals offen; und um die Hüfte eine scharlachrote Schärpe. Ein seltsames Emblem – es zeigte eine Schlange, deren Leib in drei Stücke geschnitten worden war – war vorn auf sein Hemd gestickt.
    Achmed starrte die Schlange fasziniert

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