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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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beiden Seiten eines schmalen Gangs in regelmäßigen Abständen angebracht waren. Alle Türen bis auf eine waren geschlossen. Aus dieser schien ein helles Licht, und Khardan konnte leise Geräusche daraus hervorschallen hören.
    »Hier entlang«, sagte ibn Jad mit einer Handbewegung.
    Khardan ging langsam auf die Tür zu, seine Beine schienen ihm den Dienst versagen zu wollen. Die Furcht kroch wie eine Schlange in seinen Bauch, und der Kalif wußte, daß er, hätten ibn Jads dunkle Augen ihn nicht beobachtet, zusammengebrochen wäre, um wie ein entsetztes Kind loszuweinen.
    Die Geräusche wurden immer deutlicher, je mehr er sich der geöffneten Tür näherte, und die Schlange in seinen Eingeweiden zuckte und wand sich. Es war das Geräusch eines Manns im Todeskrampf. Schweiß brach auf Khardans Stirn aus und kroch in seinen schwarzen Bart herab. Ein Krampf schüttelte ihn, doch er ging weiter. Als er vor der Tür stand, spürte er, wie Audas Hand seinen Arm berührte, und blieb stehen. Er blinzelte in das Licht in dem Raum und schaute hinein.
    Zuerst konnte er nichts erkennen als eine dunkle Figur, die sich vor einem lodernden Feuer abzeichnete. Ein kleiner, verrunzelter Mann mit übergroßem Kopf und verschrumpeltem Körper sah mit schlauen, abschätzenden Augen zu Khardan auf.
    »Ist es dieser Krieger, Paladin?« ertönte eine heisere Stimme.
    »Ja, Lebensmeister.«
    Der Mann nickte mit seinem riesigen Kopf. Er bewegte sich so vorsichtig, daß Khardan für einen Augenblick fürchtete, der Kopf könnte abfallen. Der Mann trug ein weites schwarzes Gewand, das sich im heißen Wind blähte und bewegte. Hinter ihm ertönte wie eine dunkle Strömung, die seine Worte untermalte, ein leises Stöhnen.
    »Du bist gerade rechtzeitig eingetroffen, Paladin«, sagte der Mann zufrieden.
    »Wiedergeburt?«
    »Jeden Augenblick, Paladin. Jeden Augenblick.«
    »Das sollte für den Nomaden lehrreich sein. Dürfen wir zusehen, Lebensmeister?«
    »Ist mir ein Vergnügen, Paladin.« Der kleine Mann verneigte sich und trat beiseite, gab den Eingang frei.
    Khardan blickte hinein, dann wandte er hastig die Augen ab.
    »Zimperlich?« fragte der Mann und huschte herbei, um mit einem knochigen Finger nach Khardan zu stechen. »Und doch sehe ich hier Narben der Schlacht…«
    »Es ist eine Sache, gegen einen Mann zu kämpfen. Es ist eine andere, mitanzusehen, wie jemand zu Tode gefoltert wird!« sagte Khardan heiser und hielt das Gesicht von dem gräßlichen Anblick abgewandt.
    »Sieh zu!« sagte Auda leise.
    »Sieh zu!« sagte auch der alte Mann. Die knochige Hand kroch über Khardans Fleisch; der Kalif wich angeekelt zurück, dann zuckte er zusammen und keuchte auf. Ein stechender Schmerz raste durch seinen Körper. Der kleine Mann hatte keine Waffe in der Hand, doch es war, als hätten sich tausend reißende Dornen in Khardans Fleisch getrieben. Keuchend musterte er den schwarzgekleideten Mann, der bescheiden lächelte. »Als ich zu Zhakrin kam, habe ich mir überlegt, wie ich meinem Gott am besten dienen könnte. Das hier…« Er breitete die dünnen Arme aus. »… ist nicht der Körper eines Kriegers. Ich konnte mit meinem Schwert keine Seelen für Zhakrin erstreiten. Aber ich konnte es auf andere Weise tun – durch den Schmerz. Lange Jahre habe ich studiert, bin durch ganz Sularin an dunkle und geheime Orte gereist, habe gelernt, die Kunst zu vervollkommnen. Denn eine Kunst ist es. Schau nur diesen Mann an.«
    Die Finger streichelten Khardans Haut. Zögernd richtete er den Blick wieder auf die Gestalt in dem Raum.
    »Er wurde gestern gebracht, Paladin. Schau dir seine Rüstung an!« Der verschrumpelte Mann wies mit einem Finger in eine Zimmerecke.
    »Ein Weißer Ritter der Evren!« sagte Auda ehrfurchtsvoll.
    »Ja!« Der kleine Mann lächelte stolz. »Und schau ihn dir jetzt an. Einer der kräftigsten, einer der besten. Schau ihn dir nur an!«
    Der Mann, dessen Arme an die Mauer gekettet waren, lag nackt auf dem steinernen Boden. Er starrte den Lebensmeister mit wirren, trüben Augen an. Sein Körper war von Blut verschmiert, die Haut war aschfahl. Plötzlich zuckte sein Körper verkrampft. Er schrie qualvoll auf, schlug mit dem Kopf gegen die Mauer, als hätte ihn eine Riesenhand getroffen.
    Doch niemand hatte ihn berührt.
    Der alte Mann lächelte in ruhigem Stolz. »Der Schmerz befindet sich an zwei Stellen: im Körper und im Geist. Der Schmerz, den du fühlst…« Seine Finger zuckten, und Khardan spürte, wie die Nadeln wieder

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