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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Khardan gerade heftig erwidern, als er plötzlich das Brechen eines Zweigs im Unterholz vernahm, ein Rascheln in den Bäumen und einen Ruf der Freude und des Verlangens.
    »Meryem!«

4
    Die Besessenheit sieht nur das Objekt ihres Wahns. Sie glaubt alles, was sie glauben will, und stellt nichts in Frage. Achmed ergriff die schlanke Gestalt in dem gründgoldgesprenkelten Schleier, an den er sich so gut erinnerte, und drehte sie zu sich herum.
    Erschrocken ließ Mathew den Schleier fallen.
    »Du!« rief Achmed und schleuderte den jungen Mann von sich.
    Als er mit fiebernden Augen die anderen um sich herum anschaute, erblickte er zwar seinen Bruder, doch kam es ihm nicht in den Sinn zu fragen, weshalb sich Khardan hier im Garten des Emirs aufhielt. In Achmeds Herzen gab es nur eine Frage.
    »Wo ist sie?« wollte er wissen. »Wo ist Meryem? Dieser… Mann… trägt ihre Kleider…«
    Zohra legte ihre ermahnende Hand zu spät auf Khardans Arm. »Meryem ist tot«, sagte der Kalif heiser, ohne nachzudenken.
    »Tot!« Achmed erbleichte; er begann zu wanken. Dann, mit einer schnellen Bewegung, riß er das Schwert aus seiner Scheide und sprang Khardan an. »Du hast sie umgebracht!«
    Der Sprung des jungen Soldaten wurden von einem kräftigen Arm gebremst, der sich plötzlich um seinen Hals schlang und ihn würgte. Eine silberne Klinge blitzte auf; die grausamen Augen des Paladins funkelten. Im nächsten Augenblick würde Achmeds Blut aus einer Wunde an seiner Kehle hervorströmen.
    »Auda, nein! Er ist mein Bruder!« Khardan ergriff die Hand des Paladins.
    Auda bremste seinen tödlichen Stoß, hielt den jungen Mann aber so fest, daß Achmed weder reden noch schreien konnte. Seine Augen loderten vor Zorn, als er seinen Bruder anblickte. Hilflos versuchte er sich zu befreien.
    »Es tut mir leid, Achmed«, sagte Khardan matt. »Aber sie hat versucht, mich umzubringen…«
    »Sie ist von meiner Hand gefallen«, sagte Mathew leise, »nicht von der Hand deines Bruders. Und es ist wahr, sie trug einen Giftring.«
    Achmed hörte auf sich zu wehren; er erschlaffte unter Audas Griff. Seine Augen schlossen sich, und heiße Tränen quollen unter den Lidern hervor.
    »Laß ihn gehen«, befahl Khardan.
    »Er wird die Wachen rufen!« protestierte Auda.
    »Laß ihn gehen! Er ist von meinem Blut!«
    Widerwillig ließ Auda Achmed fahren. Der junge Mann öffnete bleich und zitternd die Augen und starrte seinen Bruder an. »Du hast immer alles gehabt! Alles!« rief er heiser. »Mußtest du das einzige vernichten, was mir gehörte?«
    Ein Schluchzen schüttelte ihn. »Ich hoffe, sie bringen euch um, jeden einzelnen von euch!« Der junge Mann machte kehrt und stürzte sich blindlings zwischen die wohlduftenden Gewächse des Gartens. Sie hörten, wie er achtlos durch die Pflanzen trampelte.
    »Sei kein Narr, Khardan! Du kannst ihn nicht gehen lassen!« Auda hielt den Dolch bereit.
    Der Kalif zögerte, dann trat er hastig einen Schritt vor. »Achmed…«
    »Laßt den Jungen in Ruhe«, ertönte ein strenger Befehl.
    Abul Qasim Qannadi, Emir von Kich, trat aus dem Schatten eines Orangenbaums. Der Duft des späten Morgens hing schwer über dem Garten – Rosen, Gardenien, Jasmin, Lilien. Die Palmen wisperten ihre endlosen Geheimnisse, in der Nähe sprudelte ein Springbrunnen. Irgendwo in den tiefsten Schatten stimmte eine Nachtigall ihr Lied an – eine einzige, herzzerreißende Note erklang, bis es schon schien, als müsse ihr die kleine Brust platzen.
    Der Emir war allein. Er trug keinen Panzer, sondern weite Gewänder, die er lässig über einen Arm geworfen hatte. Eine Schulter war nackt, und seinem feuchten Haar und dem öligen Schimmer auf seiner Haut nach zu schließen, hatte er soeben ein Bad genommen. Er wirkte müder und älter, als Khardan ihn in Erinnerung hatte, aber das mochte auch daran liegen, daß er hier kein König im Diwan war, sondern ein halbbekleideter Mann in einem Garten. Ganz sicher war er heute morgen nicht mit seinen Soldaten geritten, noch war er zugegen gewesen, um die Rückkehr des Imams in die Stadt zu verfolgen oder ihn zu begrüßen.
    »Attentäter?« fragte der Emir und musterte kühl und furchtlos die sonnenbeschienene Klinge von Audas Dolch.
    »Nein«, erwiderte Khardan und schob sich zwischen den Paladin und den Emir. »Ich komme als Kalif meines Volks!«
    »Stiehlt sich der Kalif seines Volks immer durch Löcher in der Mauer?« fragte Qannadi trocken.
    Khardan errötete. »Es war die einzige Möglichkeit, die ich

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