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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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und mißtrauischen Blicken.
    Als er Auda ansah, bemerkte Khardan, daß das für gewöhnlich ausdruckslose Gesicht des Manns jetzt nachdenklich und ernst wirkte, und so vermutete er, daß der Paladin sich überlegte, wie er diesen Ring aus Stahl und Fanatismus am besten würde durchdringen können. Doch der Anblick schien ihn weder zu beunruhigen noch einzuschüchtern; er war nur nachdenklich.
    Wahrscheinlich überantwortet er alle profanen Einzelheiten, etwa die Frage, wie er an tausend Schwertern vorbeikommen will, den Händen seines Gotts, dachte Khardan verbittert und richtete seinen Blick in genau jenem Moment wieder auf den Imam, als dieser ihn anblickte.
    Khardan erschauerte von Kopf bis Fuß. Nicht, daß er erkannt worden wäre. Nein, es war der Blick in den Augen des Imam, der ihn erschauern ließ – der Blick eines mit Leib und Seele besessenen, der Blick eines Mannes, der die Vernunft und seine geistige Gesundheit der verzehrenden Flamme heiliger Inbrunst geopfert hatte. Es war der Blick eines Verrückten, der nur allzu vernünftig war. Dieser Mann würde das Blut von Khardans Volk in seinen goldenen Kelch gießen und es seinem Gott ohne jedes Zaudern darbieten, in dem festen Glauben, daß er den abgeschlachteten Unschuldigen damit einen Gefallen täte.
    Der Imam zog vorbei, und das Entsetzen verblich aus Khardans Gedanken, nur um Verzweiflung zurückzulassen. Die Menge wandte sich um, der Prozession zu folgen, die sich anscheinend ihren Weg durch die Straßen der Stadt winden sollte, bevor sie den Imam zu seinem Tempel zurückbrachte. Die Soldaten des Emirs traten zurück, nachdem der Priester vorbeigezogen war, und Khardan und seine Begleiter wurden von den Massen mitgerissen.
    »Wir müssen hier raus!« rief der Kalif Auda zu, der daraufhin nickte. Sie verhakten die Arme ineinander und hielten sich gegenseitig an der Schulter fest, bildeten mit ihren Leibern einen Schild um Zohra und Mathew. Sie wehrten die vordrängenden Gläubigen mit Hieben und Tritten ab und kämpften sich mit dem Ziel vorwärts, um eine Seitenstraße oder eine der Nischen in den Mauern der Kasbah zu erreichen.
    Wie ein riesiger Raubvogel senkte sich die Düsterkeit auf Khardan, riß ihm das Herz aus, blendete ihn mit ihren schwarzen Schwingen. Obwohl er sich schon wiederholt eingeredet hatte, daß er ohne Hoffnung gekommen sei, mußte er erkennen, daß ihn in Wirklichkeit doch nur dieses beharrlichste aller menschlichen Gefühle so weit getragen hatte. Jetzt aber verließ die Hoffnung ihn und übrig blieb nichts anderes als Leere. Seine Arme schmerzten, sein Kopf pochte von dem Lärm, der Gestank verursachte ihm Übelkeit. Sein Herzenswunsch war es, zu Boden zu sinken und sich von der Masse niedertrampeln zu lassen.
    Unermüdlich bahnte der Schwarze Paladin ihnen den Weg, stieß und schob. Khardan staunte über die Kraft des Manns und über dessen Glauben.
    »Glaube«, murmelte Khardan, während er Mathew und Zohra spürte, wie sie sich an ihn krallten. »Glauben – alles, was noch übrigbleibt, wenn die Hoffnung verschwunden ist. Hazrat Akhran! Dein Volk ist in schlimmer Not! Wir bitten dich nicht zu kommen, um für uns zu kämpfen, denn du schlägst gerade deine eigene Schlacht, wenn das, was wir gehört haben, wahr ist. Wir haben den Mut zum Handeln, doch wir brauchen einen Weg! Zeig uns, Heiliger Wanderer, einen Weg!«
    Die vier wurden mit einer Plötzlichkeit gegen eine Mauer gestoßen, daß sie sich dabei Schürfwunden zuzogen. Ein angsterfüllter Augenblick, da es schien, als würden sie gegen den Stein gemalmt werden, dann war der größte Teil der Menge an ihnen vorübergezogen.
    »Sind alle unversehrt?« fragte Khardan. Er wandte sich um und sah, wie Mathew atemlos nickte und seine Hand an dem Schleier nestelten, der ihm vom Gesicht gerissen worden war.
    »Ja«, erwiderte Zohra und beeilte sich Mathew zu helfen, denn es wäre nicht tunlich, irgend jemandem einen Blick auf diese blasse Haut und das feuerrote Haar zu erlauben.
    Ein kurzer Blick genügte, um sich davon zu überzeugen, daß Auda ibn Jad so war wie immer, kühl und unbeeindruckt, die Augen auf einige Soldaten geheftet, die nun, da die Aufregung sich gelegt hatte, ein ungewöhnliches Interesse an den in Roben gekleideten Nomaden zu entwickeln schienen.
    »Beeilung!« zischte Auda, während er sich ausgiebig mit dem Richten seiner zerzausten Gewänder befaßte. Ohne den Eindruck zu erwecken, es eilig zu haben, huschte er geschmeidig in die Schatten der Mauer,

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