Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
Vom Netzwerk:
konnte!“
    „Davon weiß ich nichts. Ich habe sie ihm geschenkt, daran erinnere ich mich wieder. Aber ich habe nichts hineingestickt, das ihm geschadet hat! So etwas kann ich nicht. Ich bin keine Hexe!“
    „Das weiß ich besser als du! Denn du hast auch mich auf dem Gewissen! Mich und eine rothaarige Hure, die …“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf, als wolle er damit einen ungeheuerlichen Gedanken loswerden. „Dafür werde ich dich bestrafen, ob du mir nun dein unseliges Geheimnis verrätst oder nicht.“ Erneut hörte sie seinen Atem rasseln. „Man hat mir gesagt, es gibt ein Mittel, diesen unseligen Fluch von mir zu nehmen, der mich seit damals belastet, mich Tag und Nacht verfolgt und zu dem gemacht hat, was ich heute bin! Ein Mittel, das ich anwenden werde, um meinen Seelenfrieden wieder zu finden. Ich will nicht enden wie der erbärmliche kleine Dorfpfarrer zu Angelâme, der sich eines Tages von den Burgzinnen gestürzt hat, um seinen Qualen ein Ende zu bereiten.“
    Rose zuckte zusammen. Er sprach vom Beichtvater ihrer Mutter. Gütiger Gott!
    „Er hat bei mir die Beichte abgelegt, bevor er sich ein letztes Mal versündigte und Hand an sein verkommenes Leben legte.“ Der Dominikaner lachte böse. „Weißt du, was ich dabei erfahren habe? Dass er jahrelang in unkeuscher Absicht die Gemächer der alten Burgherrin aufgesucht hat. Sie war eine rothaarige Hexe wie du und hatte kein Erbarmen mit ihm, der wie ich ein Heiliges Gelübde der Keuschheit abgelegt hatte. Sie hat ihn verhext und verführt, immer und immer wieder, und er war ihr hilflos ausgeliefert.“
    Als Rose nicht reagierte, zog er seine Trumpfkarte:
    „Diese rothaarige Hexe war deine Mutter.“
    „Nein!“
    „Wusstest du das nicht? Welch ein Sodom und Gomorrha! Die Tochter nicht besser als die Mutter.“ Er spuckte verächtlich vor ihr auf den Boden. „Ich werde nicht so enden wie dieser Jammerlappen, der den Hexenkünsten deiner Mutter verfallen war, und sich nur durch seinen schmählichen Sprung in die Tiefe von ihr lösen konnte. Von einem alten, elenden, vertrockneten Weib!“ Er schnaubte wütend durch die Nase, dass ein feiner Sprühregen aus Rotz Roses Gesicht traf. „Du wirst den Fluch von mir nehmen, der mich verfolgt seit jenem Tag in Angelâme, als du dich so störrisch zeigtest wie jetzt.“
    „Was meint Ihr damit?“
    Rot! Rot wie das Kleid, das sie damals getragen hatte. Rot wie … rot wie …
    „Das zeige ich dir gerne.“
    „Ich war noch ein Kind.“
    „Du warst und bist eine Hexe. Nimm diesen verdammten Fluch von mir! Ich werde dir zeigen, wie ich mich darauf verstehe, deinen kleinen, verdammten Mund zu öffnen! Dieses Mal wirst du mir sagen, was ich hören will.“
    Mit eisernem Griff zwang er Rose in die Knie, raffte sein Ordensgewand, öffnete mit grobem Griff ihre Kiefer und drängte sich erbarmungslos in ihren Mund.
    Wie damals, nachdem er sie in der Mauernische entdeckt hatte und sie sich beharrlich weigerte, ihm zu sagen, was er zu hören verlangte.
    „Du elende Hexe!“, keuchte er, bevor er sich mit einem tierischen Laut in ihren Mund ergoss. „Verdammte, elende, rothaarige Hexe! Nimm endlich diesen Fluch von mir!“
    Dann schlug er sie mit der flachen Hand zur Seite, wo sie sich übergab.
    „Und jetzt“, sagte er noch immer atemlos und brachte seine Kleider wieder in Ordnung. „Jetzt sagst du mir, was du weißt, oder ich frage dich von nun an jeden Tag auf dieselbe Weise, bis du den Mund freiwillig für mich und das aufmachst, was ich hören möchte.“
    Wie sehr er sie auch in den kommenden Tagen auf immer dieselbe Weise quälen sollte, um seinen vermeintlichen Fluch loszuwerden und ihr Geheimnis zu ergründen: Das Einzige, was geschah, war, dass sie sich jedes Mal vor ihm übergab. Da befahl er, ihr nur noch einmal täglich etwas zu essen zu bringen, nämlich abends, wenn er mit ihr fertig war.
    Es sollte ihm trotzdem nicht weiter helfen.

    Der Tag, an dem das Urteil vollstreckt werden sollte, begann mit einem Sonnenaufgang über Nebelschleiern, die das Flusstal herauf krochen, und das darunter liegende Land in sanftes Licht tauchten. Rose nahm das alles erstaunlich deutlich wahr, als sie, in ein neues, reines Büßerhemd gekleidet, mit auf den Rücken gefesselten Händen aus dem Gefängnis geführt wurde. Vor und hinter ihr gingen noch jeweils zwei armselige Gestalten, die mehr stolpernd als gehend den Weg zu den Scheiterhaufen angetreten hatten, welche gegenüber der Kirche aufgerichtet

Weitere Kostenlose Bücher