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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Augenbrauen zugehört hatte.
    „Ich weiß, wie viel du getan hast, um in den Orden der Templer aufgenommen zu werden, Pierre“, fuhr SaintMartin fort. „Aber glaube mir, es ist im Augenblick für dich und den Orden besser, dass du nur der Bruderschaft de Saint-Germain-des-Prés unterstellt bist.“
    „Herr, Ihr wisst, dass ich alles tue, was Ihr mir befehlt. Aber sagt nicht, dass der Orden es jetzt ablehnt, mich aufzunehmen! Was habe ich falsch gemacht?“
    SaintMartin sah die Enttäuschung im Gesicht des jungen Mannes und hatte fast Mitleid mit ihm. Er wusste wohl, was es für Pierre bedeuten musste, so kurz vor dem Ziel diese Ablehnung erfahren zu müssen, die für ihn vollkommen überraschend war.
    „Nichts hast du falsch gemacht, Pierre, im Gegenteil. Aber Philipp wird dem Orden schweren Schaden zufügen, und in diesem Fall ist es wichtig, draußen gute Leute zu haben, auf die man sich verlassen kann, verstehst du?“
    „Aber was könnte ich denn tun? Ich weiß so wenig über diese Geheimen Verbindungen, dass ich mir nicht vorstellen kann, eine Hilfe für die Templer zu sein, wenn ich nicht von ihnen aufgenommen und eingeweiht werde!“
    „Es ist im Augenblick besser, wenn du nicht mehr weißt als unbedingt notwendig, Bruder.“
    „Warum?“
    „Mit dieser Information musst du dich vorläufig begnügen“, beschied ihn SaintMartin.
    Die beiden Männer unterhielten sich die ganze Nacht über. Früh am nächsten Morgen verließ der Ritter die Herberge.

    Als er jetzt, zwei Jahre danach, in jenem Gasthaus in Honfleur saß und seinen Gedanken nachhing, hoffte er inbrünstig, SaintMartin wäre den Überfällen des Königs im letzten Oktober entkommen und hätte Unterschlupf bei den Männern der anderen Orden gefunden, die bisher auf ihn hatten zählen können. Zunächst hatte ihn die Nachricht von der Gefangennahme der Templer betroffen gemacht, aber noch mehr die Inhaftierung de Molays, der doch unter dem persönlichen Schutz des Papstes gestanden hatte. So also konnte man König und Papst vertrauen!
    Einesteils war Pierre froh gewesen, dass er aufgrund der Umsicht SaintMartins nicht in die ganzen Verirrungen eines von Hass und Gier zerfressenen königlichen Geistes geraten war. Andererseits schämte er sich dessen aber auch, da er wusste, dass die Ritter des Ordens in den Gefängnissen Frankreichs schlecht behandelt, und die meisten von ihnen sogar gefoltert wurden. Inzwischen hatte er verstanden, weshalb ihn SaintMartin lieber draußen wissen wollte, und das erleichterte sein Gewissen.
    Pierre fuhr aus seinen Gedanken hoch. Isabelle stand vor ihm und zog eine süße Schnute. Sie hatte wohl schon mehrmals etwas zu ihm gesagt, aber er hatte es überhört.
    „Ihr habt Eure Suppe verschüttet“, wiederholte sie jetzt fast ungeduldig. „Hat sie Euch nicht geschmeckt?“
    Pierre sah entsetzt, dass er in Gedanken versunken nicht mehr auf die Schüssel in seinen Händen geachtet, und deren Inhalt auf den Boden gegossen hatte. Vor Verlegenheit wurde er über und über rot, und stammelte irgendetwas Unsinniges, während Isabelle den Schaden schweigend behob.
    Die übrigen Männer waren bereits wieder gegangen, und der junge Mann schickte sich an, ein wenig hinaus ans Meer zu gehen, dessen ewige Bewegung und ungebändigte Kraft ihn faszinierte, seitdem er es zum ersten Mal gesehen hatte. Er setzte sich auf einen Felsbrocken und musste mit beiden Händen seinen pelzgefütterten Mantel festhalten, den ihm der Wind fast vom Leibe riss. Keine Möwe war am Himmel zu sehen, und Pierre hörte nichts außer dem Tosen der sich wie wild gebärdenden Wellen, die sich weit draußen schon hoch aufbäumten, um sich dann mit voller Kraft gegen die sandigen Ufer zu werfen, so, als ob sie sie weit ins Land zurückdrängen wollten. Gischt spritzte auf. Pierre war nach kurzer Zeit bereits nass von den feinen salzigen Tropfen, die unablässig auf ihn herunter regneten.
    Plötzlich sah er es: Wenige Schritt von ihm entfernt schienen die Wellen sich mit etwas Schwerem abzumühen, das sie vergeblich an Land zu spülen versuchten. Als die Wellen sich zurückzogen, um einen erneuten Versuch zu starten, sah Pierre deutlich, dass das Schwemmgut zwei Arme und zwei Beine hatte, die leblos hin und her geworfen wurden. Er sprang auf und lief über den weichen, nassen Sand bis zu der Stelle, wo er das menschliche Treibgut gesehen hatte. Die nächste Welle schleuderte den leblosen Körper wieder ein Stückchen weiter auf den Strand hinaus, um ihn,

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