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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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Sie inzwischen über Ihr Bild herausgefunden?“
    Christina zögerte kurz und suchte in Simons Gesicht nach einer Antwort. Sie übersetzte ihm das Gespräch, als ihr einfiel, dass er sie nicht verstanden hatte.
    „Sag ihm, wir sind nicht weiter gekommen“, schlug Simon vor. „Wir dachten es wäre aufschlussreicher, wenn wir uns mit ihm hier unterhalten könnten.“
    „Wenn Sie möchten, können wir uns auch in deutscher Sprache unterhalten“, sagte Benetti, und ein schelmisches Lächeln glitt dabei über sein Gesicht.
    Simon sah ihn überrascht an.
    „Meine Mutter war Österreicherin“, erklärte ihr Gastgeber. „Sie hat darauf bestanden, dass wir auch ihre Muttersprache lernen.“
    „Wir?“
    „Mein Bruder und ich.“
    Christina nahm Marie bei der Hand, die sich mit Bilderbüchern über Fische eingedeckt hatte, und folgte den beiden Männern in das obere Stockwerk. Überrascht blieb sie am oberen Ende der steilen Holztreppe stehen.
    Sie betraten einen Raum, der sich über die gesamte Fläche des Hauses erstreckte, und nach oben in offener Konstruktion mit dem Dachgiebel abschloss. Die Wände waren roh gemauert und verputzt, und sorgfältig weiß gekalkt worden. Roh belassene Eichenbalken stützten den Dachstuhl, kleine Sprossenfenster erhellten den Raum. Die Bodendielen knarzten leise, als sie die Treppe verließen und sich staunend umsahen.
    Überall an den Wänden hingen Gemälde der unterschiedlichsten Art, in vielen Größen und vorstellbaren Rahmenvarianten. Da waren Bilder aus dem frühen Mittelalter genau so vertreten wie Malereien des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
    „Das 20. Jahrhundert hat mich nicht sonderlich interessiert“, sagte Benetti. Er machte eine ausladende Handbewegung. „Die früheren Werke hier haben eine Geschichte.“
    Er ignorierte Christinas Stirnrunzeln, ging zu einem kleinen Bild auf der Längsseite seiner privaten Galerie und winkte seine Besucher zu sich heran.
    „Das hier stammt von einem Schüler Giottos“, erklärte er ihnen. „Ich habe nirgends ein weiteres Bild von diesem Künstler gefunden.“
    „Das ist doch dann ein Vermögen wert, oder?“, fragte Simon ernsthaft und betrachtete das Gemälde eingehend. Das Landschaftsbild war auf Holz gemalt worden und hatte einen geschmackvollen schmalen Goldrahmen.
    Benetti sah ihn an. Er war sich nicht sicher, wie er diesen Mann einschätzen sollte und beschloss für sich, ihn einfach nur freundlich zu behandeln. Deshalb sagte er: „Ich habe es aus dem Nachlass eines italienischen Buchhändlers, in dessen Laden dieses Bild wohl hing, seitdem es das Geschäft gab. Also ungefähr zweihundert Jahre lang.“ Er lachte, als er den überraschten Gesichtsausdruck der beiden sah. „Ja gut, vielleicht wurde es ab und zu umgehängt oder abgenommen, damit dahinter die Wände gestrichen werden konnten! Aber ansonsten scheint es so eine Art ewiges Inventar gewesen zu sein. Als der letzte Besitzer des Ladens starb, hat seine Witwe es mir geschenkt, weil sie nichts damit anzufangen wusste.“ Er strich mit der Hand liebevoll über den Rahmen. „Sie kannte mich und dachte, dass es bei mir in guten Händen wäre.“
    „Sie hat wohl recht damit gehabt“, sagte Christina.
    „Es gibt keinen Markt für dieses Bild, deshalb hat es nur einen ideellen Wert“, wandte er sich an Simon, um seine Frage doch noch zu beantworten.
    Simon beschloss, nicht mehr über den Wert der hier aufgehängten Bilder zu sprechen.
    „Alle Bilder, die Sie hier sehen, stammen aus Nachlässen. Ich habe sie reinigen lassen und teilweise neu gerahmt, wenn die ursprünglichen Rahmen nicht mehr zu richten waren oder wenn sie gar keine Rahmen hatten.“ Er öffnete eines der Giebelfenster und ließ frische Luft herein. „In den Museen und Kirchen hängen oft Gemälde, die so schmutzig sind, dass man nur mehr farbliche Schatten im Schwarz ihrer Patina erkennen kann.“ Er seufzte abgrundtief. „Eine Schande. Ein Gemälde, das immer nur in Museen hängt – es hat nur eine kurze Geschichte und dann …“ Er zuckte die Schultern. „Nichts mehr. Staubige Leere. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Christina, der er einen langen Blick gewidmet hatte, nickte zustimmend.
    „Wussten Sie, dass das Gemälde vom Mann mit dem Goldhelm einstmals von strahlender Brillanz war? Wir kennen nur das Gesicht mit dem glänzenden Goldhelm vor einem düsteren Hintergrund.“ Er zeigte auf ein Bild neben dem geöffneten Fenster. „Das hier ist aus derselben Schule.“
    Christina und

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