Die Rose von Angelâme (German Edition)
behalten!“
„Aber er zündete Vaters ehemaliges Arbeitszimmer an, so loyal war er ihm gegenüber!“
„Ob er das war oder nur davon wusste, dass jemand es tun würde, wissen wir nicht“, beschwichtigte sie Signore Benetti. „Außerdem, bedenkt: Es war inzwischen Euer Arbeitszimmer, Demoiselle, das ist ein Unterschied.“
Marie nickte. Sie war maßlos enttäuscht.
„Honoré war meinem Vater treu ergeben. Für mich arbeitete er nur.“
„Dieses Schicksal scheint er mit mir zu teilen“, hörte sie Julien sagen. Was auch immer er damit meinte, sie hatte keine Kraft mehr, dieses neue Rätsel zu lösen.
Viertes Buch
Sie erreichten Siena am frühen Abend von Florenz kommend mit einem Taxi. Simon stellte überrascht fest, dass es gar nicht so einfach war, ein gutes, günstiges Hotel zu finden und bat Christina, zusammen mit der Kleinen in einer der Pizzierien am Campo auf ihn zu warten. Im Centro Servizi Turistici konnte man ihm schließlich zwei kleine Zimmer in einer Pension vermitteln, die in der Nähe der Porta Romana lag.
Simon bedankte sich und machte sich auf den Weg zu seinen beiden Begleiterinnen. Plötzlich stutzte er. Stand da drüben beim Fonte Gaia nicht sein Chef Daniel?
Das konnte doch nicht sein!
Er bahnte sich einen Weg durch eine Gruppe Touristen, die laut lachend und durcheinander redend den Campo überquerten und konnte gerade noch ausmachen, wie Daniel, oder wer auch immer das sein mochte, den er für ihn hielt, sich abwandte und in Richtung Citta Banchi di Sotto davonging.
Sicherlich hatte er sich getäuscht. Er war ja völlig überspannt. Warum sollte Daniel ihnen hierher gefolgt sein? Jetzt, wo seine Frau nur noch kurze Zeit bis zur Entbindung hatte, blieb er garantiert in ihrer Nähe.
Einer inneren Eingebung folgend nahm Simon einen kleinen Umweg zurück zu der Pizzeria, in der Christina mit Marie vor einer riesigen Pizza saß und gerade anfing, sie in Stücke zu schneiden.
„Und? Was gefunden?“
„Ja.“ Er erzählte ihr von der kleinen Pension, in der sie übernachten würden, und steckte sich ein Stückchen der Pizza dabei in den Mund. Marie schaute leise vor sich hinerzählend zu. Sie war hellwach und schien es zu genießen, mit den beiden Erwachsenen unterwegs zu sein. Überhaupt machte sie erstaunlich wenig auf sich aufmerksam. Sie war einfach nur da. Simon gab ihr einen zärtlichen Nasenstüber, was sie zu einem herzhaften Lachen veranlasste. Christina schob ihr ein Stückchen Pizza in den Mund, das sie genüsslich zerkaute und hinunter schluckte.
„Ist sie nicht wirklich ein Sonnenschein?“, fragte Christina, drückte die Kleine liebevoll an sich und gab ihr ein weiteres Stückchen Pizza in die Hand.
„Das ist sie, ja“, bestätigte Simon und dachte dabei an die Begegnung draußen am Campo. Wahrscheinlich hatte er sich geirrt. Er würde gleich morgen früh Linda anrufen und dann sehr schnell herausfinden, wo Daniel sich gerade aufhielt.
Als sie fertig gegessen und bezahlt hatten, machten sie sich auf den Weg zu ihrer Pension. Daniel mit den beiden Reisetaschen über den Schultern, Christina mit der inzwischen eingeschlummerten Marie auf dem Arm.
Es war ein ganzes Stück weiter als Simon gedacht hatte. Als sie die Pension erreichten, war es schon nach 22 Uhr. Die Wirtin, eine mollige Mittvierzigerin, öffnete ihnen die Tür und hieß sie mit vielen Worten Willkommen. Offensichtlich hatte sie sich gerade einen Film im Fernsehen angeschaut, zu dem sie schnell wieder zurück wollte, denn im Hintergrund konnte man das blaue Flimmern des Bildschirms sehen und laute Diskussionen, wie sie eben in Filmen üblich sind.
Sie reichte ihnen die beiden Zimmerschlüssel und erklärte mit vielen Gesten den Weg in den zweiten Stock. Als sie geendet hatte, bedankte sich Christina mit einem freundlichen Lächeln und in perfektem Italienisch bei ihr und machte sich auf den Weg zur Treppe. Die Signora grinste mit in die Hüften gestemmten Armen hinter ihr her.
„Madonna mia! Was für eine Frau!“, sagte sie und verschwand augenblicklich wieder in ihrem Fernsehraum.
An diesem Abend hatten weder Simon noch Christina große Lust, sich weiter zu unterhalten. Sie verabschiedeten sich vor ihren Zimmern voneinander und trafen sich erst am nächsten Morgen beim Frühstück wieder.
Die Signora hatte ein recht opulentes Frühstücksbuffet für ihre Gäste hergerichtet, das sie stolz betreute. Dabei wurde sie nicht müde, sich immer wieder mit Christina und ihrem bezaubernden
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