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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Tisch und wusste daher, dass dessen Halbbruder ein Weib war, das sich ganz und gar dem Willen eines Unwürdigen unterwarf. Ein König wie Karl hätte seinen Verwandten längst bestrafen und dessen Verderber hinrichten lassen müssen. Doch bei aller Härte, die der Frankenherrscher sonst zeigte, war er in diesem Fall selbst schwach wie ein Weib.
    Unterdessen starb Roderich tausend Tode. Seine Frau hatte ihm bislang noch keinen Sohn geboren, der länger als ein Jahr gelebt hatte. Neben Ermengilda hatte er nur noch eine weitere Tochter, und die beiden würden, wenn kein Sohn mehr folgen würde, nach Recht und Sitte seinen Besitz erben. Bei dem Gedanken fiel ihm ein, dass der Franke Eward in dem Fall nach Ermengildas Erbteil greifen würde. Abd ar-Rahman aber wollte, wie es aussah, nur das Mädchen. Damit würde er seinen Besitz dereinst seiner jüngeren Tochter und deren Ehemann hinterlassen können.
    Während Roderich noch überlegte, wie er das Beste aus der verfahrenen Situation machen konnte, fasste der Emir ihn um die Schulter und erklärte ihm, dass Ermengilda auch als sein Weib ihren christlichen Glauben behalten könne. Außerdem bot er Roderich eine junge Sklavin als Beischläferin an, deren Familie dafür bekannt war, dass ihr viele Söhne geboren wurden.
    Ein beiläufiger Wink veranlasste Diener, die Sklavin herbeizubringen. Diese trug weder Schleier noch ein alles verhüllendesKleid, sondern nur ein Jäckchen, das sich um ihren Busen spannte, und beinahe durchsichtige Pluderhosen. Man konnte sehen, dass es sich um eine fast reinrassige Araberin handelte. Ihre Haare waren so schwarz wie der Flügel eines Raben. Große, dunkle Augen beherrschten ihr ebenmäßiges Gesicht, und sie hatte einen Teint, der nicht ganz so milchig weiß war wie der einer Visigotin, aber auch nicht so dunkel wie der einer Frau, deren Haut der Sonne ausgesetzt war.
    »Nun, Freund Rodrigo, willst du mit dieser Schönen Söhne zeugen?«, fragte der Emir lächelnd.
    Roderich dachte an seine Ehefrau, die mit den Jahren arg in die Breite gegangen war und ihn schon lange nicht mehr reizte, und spürte, wie sein Verlangen erwachte.
    Abd ar-Rahman beobachtete das Mienenspiel seines Gastes und verbarg ein zufriedenes Lächeln. »Sie wird für dich bereit sein. Doch bevor der Diener dich in ihre Kammer führt, will ich dir einen anderen Gast vorstellen.«
    Er brachte Roderich zu einem Pavillon am Ende des Gartens, in dem ein einzelner Mann saß. Dieser war groß und schlank, hatte dunkles Haar und eine gebräunte Haut, doch seine Augen strahlten beinahe im gleichen hellen Blau wie die von Roderich.
    Beim Anblick des Emirs sprang er auf und verbeugte sich. Dann bemerkte er dessen Begleiter, und für einen Augenblick schien er in Panik zu geraten. »Roderich, du?«
    »Mauregato!« Roderich starrte den jungen Mann an, den König Alfonso mit einer maurischen Sklavin gezeugt hatte.
    Dieser hatte sich gefasst und maß ihn mit einem zornigen Blick. »Früher warst du höflicher und hast mich Agila genannt.«
    »Agila ist der Name eines Visigoten und keines Maurenkätzchens«, antwortete Roderich grob und fragte sich, was der Emir bezweckte. Bislang hatte er angenommen, Agila, denman in Asturien nur mit dem Spottnamen Mauregato bezeichnete, hielte sich in Galizien auf, um dort die Rebellion gegen König Silo anzuführen. Ihn hier zu sehen erschien ihm als schlechtes Zeichen. Wohl hatte Mauregato bei den Mauren Freunde, die ihn gegen Silo unterstützten, doch bisher hatte der Emir sich nicht offen auf seine Seite gestellt.
    Da begriff Roderich, welche Absicht Abd ar-Rahman verfolgte. Der Emir führte ihm Mauregato vor, damit er Silo davon berichten konnte. Es war eine Warnung an den König, sich nicht gegen Córdoba zu stellen, da Abd ar-Rahman sonst Agila Mauregato helfen würde, Silo zu stürzen, um selbst König zu werden.
    Während der Emir die Szene aus dem Hintergrund betrachtete, standen sich die beiden Asturier kampfbereit gegenüber.
    Mauregato entspannte sich als Erster. »Du solltest dir überlegen, ob du diesen Usurpator noch länger unterstützen willst, Roderich. Silo hat sich die Krone angemaßt. Sie ist mein Erbe, und ich werde sie mir holen!«
    »Mit Hilfe der Mauren, was?« Trotz seiner harschen Worte klang Roderich nicht feindselig. Mit der schlichten Tatsache, dass Mauregato ihn Roderich und nicht Rodrigo nannte, war es diesem gelungen, seinem Stolz zu schmeicheln. Zudem war Silo nicht der König, dem er gerne diente. Sein Verwandter

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