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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte ihn nicht, wie erhofft, zum Grafen von Alava ernannt, sondern ihn, wie Aurelio vor ihm, als Hüter in der Grenzmark belassen.
    Mauregato bemerkte, dass sein Gegenüber nachdenklich wurde, und setzte nach. »Gegen die Macht der Mauren kann niemand König in Asturien bleiben«, erklärte er eindringlich. »Das wird auch Silo merken, besonders jetzt, da sein Doppelspiel aufgedeckt ist. Sollte es den Franken gelingen, sich auf Dauer in Spanien festzusetzen, werden sie ihm die Krone vom Haupt schlagen und ihn zum schlichten Anführer einer Grenzmarkherabwürdigen – falls sie ihn überhaupt am Leben lassen. Du aber müsstest sehr weit nach Norden reiten, um deinem neuen Herrn deine Ergebenheit zu beweisen, und Kriege gegen Völker führen, deren Namen du nicht einmal kennst. Hier in Spanien werden derweil die Mauren deine Besitztümer rauben und deine Untergebenen und Töchter als Sklaven fortführen.«
    Mauregatos Appell blieb nicht ohne Wirkung, auch wenn Roderich noch nicht bereit war, König Silo, der Vertrauen in ihn gesetzt und hierhergeschickt hatte, an dieser Stelle die Treue aufzusagen.
    Abd ar-Rahman schien das Gespräch weit genug gediehen zu sein, denn er trat zwischen die beiden Männer und hob die Hand. »Komm, Rodrigo! Die Tochter der Wüste erwartet dich.«
    »Du bekommst eine echte Maurin als Stute, ohne dass du sie rauben musst? Du stehst wirklich hoch in der Gunst des Emirs!« In Mauregatos Stimme schwang Neid, aber auch die Erkenntnis, dass Roderich ein geachteter Gast des Herrn von Córdoba war und kein geduldeter Flüchtling wie er selbst.
    Abd ar-Rahman hätte ihm sagen können, dass die Sklavin, die er Roderich versprochen hatte, zwar von hoher arabischer Herkunft war, aber auch die Tochter eines Walis, der sich gegen ihn erhoben und auf die Seite der Abbasiden geschlagen hatte. Dafür hatte er den Mann und dessen Söhne in die Dschehenna geschickt und die Weiber der Familie versklavt.
    Roderich selbst verspürte nach dem Gespräch mit Mauregato nicht mehr jene brennende Lust, das Mädchen zu besitzen. Wenn sie ihm wirklich einen Sohn gebar, würde dieser kein Visigote sein, sondern ein Maurenmischling. Dann aber zuckte er mit den Achseln. Sohn blieb Sohn, gleichgültig, wer seine Mutter war, und die Maurin konnte er Urraxa als Geschenkdes Emirs vorstellen, das er nicht hatte abweisen können, ohne den Herrn von Córdoba zu verärgern.

6.
     
    M
aite hatte erst eine Nacht in dem für die weiblichen Geiseln vorgesehenen Zelt verbracht und war gerade dabei, sich zu waschen, als der Eingang aufgerissen wurde. Zwei Knechte trampelten herein und stellten eine Truhe ab.
    Gerade noch rechtzeitig raffte Maite ein Laken an sich und hüllte sich darin ein. Bevor sie jedoch ihren Unmut laut äußern konnte, sah sie Ermengilda auf sich zukommen. Das Gesicht der Asturierin war weiß wie der Schnee auf den Bergen, und auf ihren Wangen glitzerten nasse Spuren. Ohne Maite oder die Knechte anzusehen, setzte sie sich auf die Truhe und barg ihr Gesicht in den Händen.
    Die Franken verschwanden ohne Gruß und ließen die beiden Mädchen allein zurück. Maite ging einmal um Ermengilda herum und betrachtete sie von allen Seiten. »Wie eine glückliche Braut siehst du nicht gerade aus. Ist dein Mann unzufrieden mit dir und hat dich zurückgeschickt, oder fand er sich auf den Spuren eines anderen wieder und wollte dich deshalb nicht?« Ermengilda hob mühsam den Kopf und sah Maite an, als sähe sie die Waskonin zum ersten Mal. »Mein Gemahl will die Ehe erst vollziehen, wenn er Markgraf in Spanien ist. Es wäre der Preis für die Heirat, sagt er.«
    »Das ist nicht weniger als eine offene Zurückweisung. Also bist du dem Franken nicht gut genug. Vielleicht hat es ihm nicht gepasst, dass du meine Hütte kehren und mir Magddienste leisten musstest.« Maite machte es zunächst Spaß, ihre einstige Gefangene zu verspotten, doch dann begriff sie, dass es einen anderen Grund für Graf Ewards Verhalten gebenmusste, und zu ihrer Überraschung empfand sie Mitleid mit Ermengilda.
    »Männer sind schon ein Übel, nicht wahr? Was mag Gott sich gedacht haben, solch großsprecherische und unangenehme Wesen zu erschaffen. Komm jetzt! Hier ist Wasser, mit dem du dein Gesicht waschen kannst. Auch soll es gleich Frühstück geben. Vielleicht bringt man uns sogar Ziegenkäse, wie ihn die Frauen meines Stammes machen. Du hast ihn doch gemocht, erinnerst du dich?«
    Ermengilda konnte sich Maites aufmunternden Worten nicht entziehen.

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