Die Rose von Asturien
Ankunft unterbreitet hatte, zu wiederholen. »Bevor wir uns gegen die Mauren wenden, sollten wir erst Asturien und die Waskonen unterwerfen und feste Plätze errichten, von denen aus wir gegen den Rest Spaniens vorgehen können. Wir können es uns nicht leisten, Silo und Eneko in unserem Rücken zu lassen. Die beiden haben uns mehr belogen als tausend andere Männer vor ihnen.«
Dies wollte Ramiro so nicht hinnehmen. »Mein Herr ist bereit, gute Freundschaft mit euch Franken zu halten. Doch derzeit herrscht Aufruhr im Land, und wir brauchen jedes Schwert, um in Galizien die Ruhe wiederherzustellen. Durch diesen Aufstand war es auch nicht möglich, die Ernte vollständig einzubringen. Der König muss erst sehen, dass die Vorratsscheuern gefüllt werden, bevor er euch etwas schicken kann.«
»Ich sage, wir erobern Asturien und machen daraus eine Grenzmark«, antwortete Roland mit eisiger Stimme.
Ramiro fuhr auf. »Wenn ihr das versucht, werden wir eher das Bündnis mit den Mauren suchen als uns euch zu unterwerfen.«
Bevor der Streit erneut hochflammen konnte, schlug der König so hart mit der Faust auf den Tisch, dass das zierliche Möbelzusammenbrach. In einem Reflex griff Konrad zu und fing das Tintenfass und das Pergament auf.
Unterdessen trat Karl auf die beiden Streithähne zu und fasste sie um die Schultern. »Haltet Frieden! Auch du, Roland. Wir sind nicht nach Spanien gekommen, um Asturien unserem Reich einzuverleiben, sondern um unseren Verbündeten, Suleiman den Araber, gegen den Emir von Córdoba zu unterstützen. Wir werden die Städte, die er uns nennt, einnehmen und mit starken Besatzungen versehen. Dann wird auch Abd ar-Rahman nicht mehr in der Lage sein, sie uns wieder zu entreißen.«
Konrad fragte sich, weshalb Karl mit einem so großen Heer nach Spanien gekommen war, wenn er selbst kein Land erobern wollte, doch als er das Lächeln um dessen Mundwinkel spielen sah, begriff er, dass der König sich zum Oberhaupt der Mauren und Christen in Spanien machen wollte. Karl würde Suleiman und dessen Verbündeten helfen, sich vom Emir von Córdoba zu lösen, sie dann aber wie Markgrafen und Herzöge unter seiner Herrschaft behandeln, ihre Huldigung einfordern und ihren Städten und Ländereien Steuern auferlegen. Um seine Herrschaft auf Dauer zu sichern, würde der König jedoch starke Truppen im Land zurücklassen müssen.
Unterdessen hatte Karl einen Entschluss gefasst. »Wir brechen übermorgen auf und ziehen nach Saragossa. Dort vereinigen wir uns mit dem Heerbann von Austrasien. Danach sind wir stark genug, um den Norden Spaniens für uns fordern zu können.«
Karl klang so zuversichtlich, als sei bis jetzt alles nach seinen Plänen gelaufen. Aber Konrad dachte an Eward, der Karls Plänen zufolge Markgraf in den eroberten Teilen Spaniens werden sollte, und fragte sich, wie Suleiman und dessen maurische Verbündete sich zu Karls Vorgehen stellen würden.
5.
A
ls Konrad zu seinen Gefährten zurückkehrte, wählten diese gerade die Stuten aus, die dem König als Beuteanteil zustanden. Von den hochrangigeren Panzerreitern konnte sich ebenfalls jeder eine Stute aussuchen, während Konrad zwei Tiere zugestanden wurden. Der Rest der Männer, darunter Rado und die übrigen Knechte, erhielten einen Teil des bei den Mauren erbeuteten Silbers oder maurische Waffen. Da Just die Männer gewarnt hatte, wurde auch er bedacht. Neben ein paar Silbermünzen erhielt er einen hübschen maurischen Dolch mit einer Schneide, die scharf genug war, um ein Haar zu spalten.
Rado betrachtete fasziniert seine Münzen und die seltsamen Zeichen, die darauf geprägt waren. »Ich glaube, die werde ich nicht ausgeben, sondern als Andenken bewahren«, rief er Konrad zu und wollte die beiden Pferde, die dieser sich ausgesucht hatte, wegbringen.
Da trat ihm Hildiger in den Weg. »Halt, diese beiden Stuten fordere ich als Beuteanteil für Graf Eward und mich!«
Bei dieser Forderung verschlug es Konrad zunächst die Sprache. Doch als Hildiger Rado die Zügel abnehmen wollte, war er bei ihm und stieß ihn zurück. »Lass die Tiere in Ruhe. Sie gehören mir!«
»Herr Eward ist, wie du dich vielleicht noch erinnern kannst, dein Anführer, Bauer! Und ich bin sein Stellvertreter.« Mit diesen Worten griff Hildiger erneut nach den Zügeln.
Da zog Konrad blank. »Lass meine Pferde in Ruhe, sonst schlage ich dir den Schädel ein!«
Hildiger sah Konrad verblüfft an und begriff, dass dessen Drohung ernst gemeint war.
Etliche der
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