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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aufgefallen war. Nicht von ihm, sondern von Lupus war der Vorschlag gekommen, die Ausgänge der Schlucht mit Verhauen aus Baumstämmen abzuriegeln, um den Franken den Fluchtweg zu verlegen.
    Die Spannung stieg, als die Spitze des Heeres in die Schlucht eintauchte. Einige Krieger ritten voran, um aufzuklären. Jetzt hätte der Heerzug in Maites Augen warten müssen, bis einer der Späher zurückkehrte, um zu melden, dass der Weg frei war. Die Franken waren jedoch zu überheblich oder zu dumm, um mit einem Angriff zu rechnen. Mit einer gewissen Verachtung dachte Maite, dass der hochgelobte Markgraf Roland doch eher ein Totschläger als ein Heerführer war. Im offenenKampf vermochte er seine Männer mitzureißen. Doch hier würden ihm all seine Schwertkunst und Tapferkeit nichts nützen.
    Für eine Weile schien die Welt den Atem anzuhalten, so still war es geworden. Daher wirkten Lupus’ nächste Worte wie ein Donnerschlag. »Fadl, sind deine Bogenschützen auf ihren Posten?«
    Fadl Ibn al Nafzi, der Bruder Abduls des Berbers, der bei Saragossa ein jähes Ende gefunden hatte, nickte grimmig. »Unsere Pfeile sehnen sich danach, sich in die Herzen der Franken zu bohren.«
    »Warte noch einen Augenblick!«, wies Lupus ihn an. »Tarter, sind die Männer am Ausgang der Schlucht bereit, den fränkischen Vortrab abzufangen und die Schlucht zu blockieren?«
    »Wenn mein Vater da wäre, würde er diesem aufgeblasenen Gascogner schon zeigen, wer hier der Herr ist«, zischte Eneko, allerdings so leise, dass ihn weder Lupus noch einer von dessen Vertrauten verstehen konnte. Zigor kniete mit dem Speer in der Hand neben dem Sohn seines Herrn und lächelte. Ihm gefiel es, dass Lupus sich so in Szene setzte. Wenn König Karl, wie zu erwarten war, Rache forderte, würde diese die Gascogner treffen und es Eneko von Iruñea ermöglichen, seine Macht auf deren Kosten auszubauen.
    Maite waren solche Überlegungen fremd. Sie wollte nur die Freiheit ihres Stammes bewahren und dessen Dörfer und Weiden gegen jedermann verteidigen, ob dies nun Mauren, Franken, Asturier oder großmäulige Häuptlinge wie Lupus und Eneko waren. Eine Berührung an der Schulter ließ sie aufschauen.
    Hinter ihr stand Danel, der mit seinem Bruder Asier und etlichen Dutzend Kriegern aus Askaiz und den anderen Dörfern des Stammes zu ihnen gestoßen war. Er grinste und zeigtenach unten auf das endlose Band des fränkischen Heerzugs. »Das wird ein noch größerer Spaß als damals, als wir Ermengilda gefangen haben.«
    »Es wird vor allem ein blutigerer Spaß!« Maite blickte unwillkürlich zu Asier hinüber. Dieser hatte sie weder gegrüßt noch sonst ein Wort mit ihr gewechselt und kehrte ihr auch jetzt den Rücken zu. War möglicherweise er der Verräter, der ihren Vater an die Asturier ausgeliefert hatte?, fragte sie sich. Sie erinnerte sich jedoch daran, dass Danel mit ihrem Vater gezogen war, um Roderichs Schafe zu stehlen, und konnte sich nicht vorstellen, dass Asier seinen Bruder absichtlich in Gefahr gebracht hätte.
    Da Maite ihn nicht weiter beachtete, zog Danel sich zurück und gesellte sich zu seinen Kameraden, die von Eneko wie lange entbehrte Freunde behandelt wurden. Es war Maite klar, dass Graf Enekos Sohn alles tat, um sich die Gefolgschaft der Männer von Askaiz zu sichern. Als sie das sah, wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass es ihr nicht mehr möglich sein würde, die alten Verhältnisse in den Bergen wiederherzustellen. Die Welt war im Wandel, und schuld daran waren die Franken.
    Zornig sprang sie auf und blieb vor Lupus stehen. »Wann greifen wir endlich an?«
    Der Gascogner warf einen kurzen Blick auf den fränkischen Heerzug. »Jetzt!«
    Maite wandte sich an die umstehenden Männer. »Ihr habt es gehört. Wir greifen an!« Mit diesen Worten kletterte sie flinker als eine Ziege bergabwärts zu einem Felsen, der so hoch über der Talsohle lag, dass die Franken ihn weder erklettern noch mit ihren Speeren erreichen konnten. Ihr aber bot sich dort die beste Gelegenheit, die Schleuder einzusetzen.
    Noch ehe Fadl der Berber seinen Bogenschützen befehlen konnte, ihre Pfeile abzuschießen, schleuderte Maite den erstenStein und jubelte auf, als einer der Fußkrieger, der den Tross begleitete, zusammenbrach und leblos liegen blieb.
    Nun prasselten maurische Pfeile auf die Franken nieder. Männer fielen, getroffene Pferde warfen ihre Reiter ab, Ochsen brüllten, und für Augenblicke herrschte schiere Panik. Dann aber riefen die Anführer ihre Befehle,

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