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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zwischen zwei Bissen.
    Sie lächelte nur und wischte ihm die Soße ab, die ihm über das Kinn gelaufen war.

7.
     
    D
ie Angst, doch noch von streifenden Waskonen entdeckt und umgebracht zu werden, hielt Just und Philibert auf den ersten Meilen ihres Weges in den Klauen. Der Junge war noch zu klein, um sich erfolgreich gegen einen erwachsenen Mann wehren zu können, und der Krieger spürte die Wunde in seinem Oberschenkel, die sich durch die Belastungen wieder geöffnet hatte, schmerzhaft pochen. Da das Bein ihn nicht trug, stützte er sich auf Just, und so suchten sie sich ihren Weg zwischen den ausgeplünderten Leichen. Die teilweise grausam verstümmelten Toten glichen sich mit den sonnenverbrannten Gesichtern, und daher stolperten sie an Eward und Hildiger vorbei, ohne die beiden zu erkennen oder zu ahnen, welch ein Drama sich an dieser Stelle abgespielt hatte.
    Schließlich erreichten sie den Ausgang der Schlucht. Hier häuften sich die Gefallenen, die vergebens gegen die waskonischenVerhaue angerannt waren, zu monströsen Hügeln. Die Toten lagen so ineinander verkeilt, dass die Plünderer nur jene beraubt hatten, die sie ohne große Mühe hatten erreichen können. Auch die Sperre, an der die Franken gescheitert waren, existierte noch. Daher mussten Just und Philibert über einen Berg aus Leichen klettern, um das an dieser Stelle zu einem schmalen Einschnitt mit schroffen Wänden verengte Tal endlich verlassen zu können. Als sie das Hindernis überwunden hatten, blutete Philiberts Wunde, und er sah so bleich aus, dass Just befürchtete, er werde noch in derselben Nacht sterben.
    Voller Verzweiflung verließ er die Straße und suchte ein Versteck im Wald. Da Philibert vor Fieber glühte, folgte Just dem leisen Plätschern eines Baches und war froh, als er im Steilufer eine Höhlung fand, die ihnen für die Nacht Schutz bot. Dann brachte der Junge dem Verletzten Wasser in seinen zu Schalen geformten Händen und musste oft laufen, bis Philiberts Durst gelöscht war. Endlich trank er selbst und kauerte sich anschließend an seinen Begleiter, um diesen in der Nacht zu wärmen und selbst gewärmt zu werden.
    Am nächsten Morgen ging es Philibert etwas besser, doch beiden war bewusst, dass sie nicht lange ohne Nahrung durchhalten würden. Nun kamen ihnen Justs Erfahrungen aus seinen Jahren als Landstreicher zugute. Eine biegsame Weidenrute war rasch zu einer Schlinge geformt, in der sich ein Kaninchen fing, und mit Hilfe des Messers, eines Steines und eines trockenen Baumschwamms gelang es dem Jungen sogar, Feuer zu schlagen. Sorgfältig achtete er darauf, dass die Flamme nur in der Bodensenke flackerte, in der er sie entzündet hatte. Da er das Feuer mit trockenem Holz und Pinienzapfen nährte, entstand kaum Rauch. Die Kerne der Zapfen und das am Stock gebratene Kaninchen verliehen ihm und Philibert genügend Kraft, ein weiteres Stück Weg in Angriff zu nehmen.
    Sie mussten sehr vorsichtig sein, denn die Siedlungsgebiete der Waskonen reichten noch ein ganzes Stück nach Norden. Aus diesem Grund umgingen sie Dörfer und Siedlungen auf teilweise abenteuerlichen Umwegen. Wasser fanden sie hier im Gebirge genug, aber der Hunger machte ihnen zu schaffen. Es gelang Just nicht, zu jeder Mahlzeit ein Stück Kleinwild in seinen primitiven Fallen zu fangen. Wie in seiner Zeit als Streuner nahm der Junge Vogelnester aus und briet die Eier und manchmal auch die Jungvögel in Lehm. Salz hatten sie keines, und an Gewürzen gab es nur Kräuter, die sie am Wegrand fanden.
    Am Abend des fünften Tages lehnte Philibert an einem Baum und schüttelte resigniert den Kopf. »Nein, mein Junge, so kommen wir nicht weiter. Du kannst mich nicht halb tragen und dann auch noch Essen beschaffen.«
    »Aber was sollen wir tun?«, fragte Just.
    Philibert wies auf einen noch recht jungen Baum in der Nähe, der sich weiter oben in zwei fast gleich starke Äste gabelte.
    »Nimm dein Messer und schneide dieses Bäumchen ab.«
    »Ihr wollt es als Krücke verwenden!«
    »Kluges Kerlchen!« Philibert grinste, verzog aber gleich darauf das Gesicht, weil eine neue Schmerzwelle durch seinen verletzten Oberschenkel raste.
    »Wenn es nicht besser wird, musst du die Wunde noch einmal öffnen. Ich glaube, sie eitert«, stöhnte er.
    Just starrte ihn entsetzt an. »Das wollen wir nicht hoffen! Ich bin kein Arzt! Mehr als verbinden kann ich die Wunde nicht, und selbst dafür fehlen mir frische Leinenstreifen. Der Verband, den Ihr jetzt tragt, ist schon ganz

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