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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zehnjähriger Mohrenknabe, der eine lederne Tasche trug.
    Inzwischen hatte Konrad sich an dunkelhäutige Afrikaner gewöhnt und schrak nicht mehr vor ihnen zurück. Während der Junge die Tasche auf den Boden stellte und dann bis an die Wand zurücktrat, betrachtete sein Herr Konrad kopfschüttelnd.
    »Du musst einen sehr mächtigen Mann gewaltig erzürnt haben, dass er dich so gestraft hat.« Er sprach den südfränkischen Dialekt mit einem starken Akzent.
    Konrad, dem die Hände noch immer hinter dem Rücken gefesselt waren, richtete sich mühsam auf. »Ich habe Abdul den Berber getötet und bin seinem Bruder Fadl Ibn al Nafzi in die Hände gefallen.«
    Über das Gesicht des Fremden huschte ein Schatten. »Die Berber sind ein wildes Volk. Du kannst von Glück sagen, dass er dich nicht gleich getötet hat.«
    »Das hätte ihn um den Spaß gebracht, mich langsam krepieren zu sehen.«
    Der Mann versuchte, Konrad zu beruhigen. »Jetzt bist du ein Sklave des Emirs und wirst sterben, wenn Gott der Herr es bestimmt, und nicht, wann Fadl Ibn al Nafzi es will.«
    Dieser sah ihn mit großen Augen an. »Bist du Christ?«
    Der Fremde schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin Jude. Aber beten wir nicht beide zu dem gleichen Gott, der Adam aus Lehm und Eva aus der Rippe ihres Gefährten geformt hat? Mein Name ist Eleasar, und ich bin Arzt. Ich wurde geholt, um nach deinen Verletzungen zu sehen.«
    Nach diesen Worten drehte sich der Jude zu seinem jungen Begleiter um. »Veranlasse, dass Wasser gebracht wird, Amos. Der Mann strotzt vor Schmutz, und wir müssen ihn säubern, ehe ich ihn behandeln kann.«
    Der Knabe verbeugte sich und verließ eilig den Raum. Kurz darauf kehrte er mit zwei Knechten zurück, die ein Schaff Wasser und einen einfachen Tisch hereintrugen und sogleich wieder verschwanden. Eleasar begann, Konrad von oben bis unten abzuwaschen. Es tat weh, und der junge Franke stöhnte, als der Lappen über seine offenen Wunden strich.
    »Mit Fadl Ibn al Nafzi hast du dir einen sehr mächtigen Mann zum Feind gemacht. So wie dich hat er noch keinen Sklaven gestraft«, führte Eleasar das Gespräch fort.
    »Vielleicht habe ich unwissentlich noch ein paar weitere Brüder von ihm in die Hölle geschickt«, antwortete Konrad bissig.
    »Fadl hat Abdul sehr geliebt. Dennoch schlägt ihm dessen Tod zum Vorteil aus, denn er erbt mit dem Besitz seines Bruders auch dessen Bedeutung am Hof des Emirs.«
    Konrad, der sich in eine Art Dämmerzustand geflüchtet hatte, wurde mit einem Mal hellwach. Der Jude schien sehr viel von dem zu wissen, was hier in Córdoba vorging. Da ihn nur der Wunsch am Leben gehalten hatte, Ermengilda zu befreien und mit ihr zu fliehen, musste er alles erfahren, was ihm zur Freiheit verhelfen konnte.
    »Kennst du Fadl genauer und auch den Emir? Was für ein Mann ist das?«
    Während der Arzt sein Samariterwerk fortsetzte, begann er zuberichten. Konrad erfuhr, dass Abd ar-Rahman aus der fernen Stadt Damaskus stammte und nach dem Untergang seiner Sippe bis hierher ins ferne Spanien geflohen war.
    »Er kam jedoch nicht, um Zuflucht zu erbitten, sondern um zu herrschen. Seine Mutter war eine Berberin, und er vermochte die meisten Krieger dieses Volkes auf seine Seite zu ziehen. Zudem herrschten in vielen Städten von al Andalus Vertraute seiner Familie, der Omaijaden, die bis zu ihrem Sturz die Kalifenwürde innegehabt hatte. Er kam über das Meer wie einst Tariq Ibn Ziyad, der Eroberer, und machte sich zum Herrn von Córdoba. Nun baut er seit mehr als zwanzig Jahren seine Macht gegen den Widerstand rebellierender Provinzstatthalter und gelegentliche Angriffe des neuen Kalifen aus der Sippe der Abbasiden aus. Da euer König Karl das Land schmählich verlassen musste und dabei einen Großteil seines Heeres einbüßte, hält Abd ar-Rahman das Schicksal ganz Spaniens in der Hand.«
    »Karl ist nicht schmählich abgezogen!«, protestierte Konrad.
    »Er ist ins Land gekommen und hat es wieder verlassen, ohne das Geringste erreicht zu haben. Anstatt selbst hier zu herrschen, hat euer Karl dem Emir die Gelegenheit gegeben, sich der letzten Aufständischen zu entledigen. Denke an das Schicksal von Suleiman Ibn Jakthan al Arabi el Kelbi, der gehofft hatte, sich mit Karls Hilfe im Norden ein großes Reich zu schaffen. Er ist am raschen Handeln des Emirs und an der Eifersucht der anderen Fürsten gescheitert, die wie Jussuf Ibn al Qasi lieber den Nachkommen der Kalifen als Herrn anerkennen wollen als einen der Ihren.«
    Der Jude

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