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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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weiß wirklich gut Bescheid, fuhr es Konrad durch den Kopf, und er schien sich gern reden zu hören. Das wollte er sich zunutze machen. Er zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er das Gefühl hatte, Eleasar würde ihm die restliche Haut vom Leib schälen.
    »Und wie leben diese Mauren eigentlich? Weißt du, bei uns erzählt man sich so mancherlei, aber wenn ich mir diese Häuser, diese Städte und auch den Palast ansehe, dann ist das vollkommen anders, als ich es mir vorgestellt habe.«
    Eleasar war in seiner Jugend einmal in Reims gewesen und auch in einer Stadt am Rhein, von deren Namen er nur das Wort Colonia im Gedächtnis behalten hatte. Daher kannte er die Unterschiede zwischen dem barbarischen Norden und seiner Heimat aus eigener Anschauung. Der Franke war nun ein Sklave, der dieses Land hier nie mehr verlassen würde, und da war es sinnvoll, wenn der junge Mann einiges über al Andalus und das Volk der Mauren erfuhr, um nicht versehentlich Gesetze zu übertreten und dafür bestraft zu werden.
    Während er Konrad verarztete und dabei weder mit Salben noch mit Verbänden sparte, berichtete er ihm etliches über das Leben in diesem Land und machte ihn auf Dinge aufmerksam, auf die er achten musste.

17.
     
    E
ine Woche später waren die Verhandlungen abgeschlossen, die Okin in Graf Enekos Auftrag mit dem Emir von Córdoba geführt hatte, und Maites Onkel konnte sich wieder auf den Heimweg machen. Wohlweislich verzichtete er darauf, sich von seiner Nichte zu verabschieden, sondern ließ sie einfach im Harem des Palastes zurück. Dort blieb Maite jedoch nicht lange, denn Fadl Ibn al Nafzi drang darauf, dass sie in das Haus gebracht wurde, das ihm als Erbe seines Bruders zugefallen war.
    Seit sie sich gegen das Entfernen der Haare gewehrt hatte, war Maite in dem Zimmer eingesperrt gewesen und hatte keinen anderen Menschen gesehen als die Magd, die ihr das Essenbrachte. Acht Tage nach dieser Szene drang nun eine ganze Schar von Sklavinnen und Eunuchen in den Raum, und zwei der Verschnittenen trugen seidene Schnüre am Gürtel.
    »Was wollt ihr?«, fragte Maite, die bereit war, sich notfalls bis zum Äußersten zu verteidigen.
    »Wir haben den Auftrag, dich zum Haus des ruhmreichen Fadl Ibn al Nafzi zu bringen«, erklärte der Obereunuch.
    »Warum?«
    »Weil es so beschlossen ist.«
    Maite sah den Sprecher durchdringend an. »Wer hat das beschlossen?«
    Ihre Hartnäckigkeit ärgerte den Eunuchen. Die Frauen, über die er sonst wachte, gehorchten ihm aufs Wort, denn sie wussten, dass eine einzige Bemerkung von ihm sie die Gunst des Emirs kosten konnte. Da dieses Weib jedoch den ihm anvertrauten Harem verlassen und in Zukunft einen anderen Eunuchen ärgern würde, beschloss er, nachsichtig zu sein.
    »Der ruhmreiche Fadl Ibn al Nafzi wünscht es.«
    »Und warum wünscht er es?«, bohrte Maite nach.
    »Dies entzieht sich meiner Kenntnis«, antwortete der Eunuch nicht ganz wahrheitsgemäß.
    Prompt zog Maite einen falschen Schluss. Da Fadl geschworen hatte, für ihre Sicherheit zu sorgen, glaubte sie, er habe ihre Rückreise in die Heimat vorbereitet. Aus diesem Grund nickte sie zustimmend und ließ es zu, dass die Mägde sie noch einmal badeten und ankleideten. Der Obereunuch führte sie in den Innenhof, in dem bereits eine von zwei Sklaven getragene Sänfte auf sie wartete. Ein Dutzend Bewaffnete aus Fadls Gefolge stand auf dem angrenzenden Hof bereit, um die Sänfte zu eskortieren.
    Maite war erleichtert, den Palast des Emirs verlassen zu dürfen. Sie hatte Ermengilda seit dem Tag ihrer Ankunft nicht mehr gesehen und hatte sich in der Kammer, in die sie gesperrtworden war, wie ein Tier in der Falle gefühlt. Gewohnt, sich in freier Natur zu bewegen und den Wind auf der Haut zu spüren, war sie überglücklich bei dem Gedanken, aus dieser stickig heißen Stadt herauszukommen.
    »Wahrscheinlich hat der Emir Fadl mit der Grenzsicherung im Norden beauftragt. Daher wird er bald aufbrechen«, sagte sie zu sich und blickte eine Weile hoffnungsvoll in die Zukunft. Dann dachte sie an ihren Onkel und ihre Rache, die noch zu vollenden war, und es war, als verdüstere sich alles um sie. Seit das vielfache, grausame Sterben in der Schlacht Nacht für Nacht in ihre Träume zurückkehrte und sogar am Tag in ihrem Kopf echote, fühlte sie sich nicht mehr in der Lage, mit eigener Hand zu töten. Aber sie musste Okin aus dem Weg räumen, sonst würde er sie ebenso heimtückisch umbringen lassen wie ihren Vater. Ihr Onkel war zu

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