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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bestimmt. Schnell, hilf ihm! Sonst bringen sie ihn noch um!« Ermengilda packte ihn und wollte ihn hinter sich herziehen. Unterdessen war Maite herangekommen und hatte ihre letzten Worte gehört.
    »Was sagst du? Wo hast du Just gesehen?«
    Ermengilda nickte und zeigte nach draußen. Dort hatte das bestohlene Paar von dem Jungen abgelassen. Dafür zerrten andere ihn auf die Beine, und die Menge, die sich um ihn versammelt hatte, besprach ungeniert den Preis, den er als Sklave einbringen würde.
    Obwohl Just statt des gewohnten knielangen Kittels ein langes, bis zu den Knöcheln reichendes Hemd trug und eine Kappe aufgesetzt hatte, erkannten Maite und Konrad ihn sofort. Der Junge war übel zugerichtet, und in seinen Augen stand nackte Angst.
    »Was sollen wir tun?«, flüsterte Maite.
    »Er war bestimmt auf der Suche nach uns! Wir müssen ihn retten!« Ermengildas Stimme klang schrill, und sie sah aus, als würde sie umgehend in Tränen ausbrechen.
    »Wie sollen wir ihn befreien? Dafür bräuchte ich mindestens ein Dutzend handfester Franken!« Konrad überlegte kurz und gab dann Maite einen Schubs. »Sag dem Vierschrötigen, dass ich den Jungen kaufen will, und frage ihn, was er für ihn verlangt.«
    Zuerst wollte Maite auffahren und sagen, dass sie viel zu wenig Geld für die lange Reise besaßen. Dann aber dachte sie an die wenigen glücklichen Stunden bei den Franken, die sie den interessanten Gesprächen mit Just verdankte, und nickte verbissen.
    »He du da!«, sprach sie den bestohlenen Mann an. »Mein Herr überlegt, dieses jämmerliche Bündel zu kaufen und aufzupäppeln. Vielleicht wird doch noch ein brauchbarer Sklave daraus.«
    Während der Mann eine abwehrende Miene machte, ruckte die Frau herum und musterte Maite und Konrad. Beim Anblick der jüdischen Tracht verzog sie angewidert das Gesicht, aber ihre Augen leuchteten begehrlich auf.
    »Das ist ein feines Bürschchen, das, wenn es richtig angelernt ist, ein guter Sklave sein wird. Er ist auch noch jung genug, um ihm die Eier und das andere Stück wegschneiden zu können. Als Eunuch würde er einen sehr guten Preis erbringen.«
    »Dafür müsste er die Operation erst einmal überleben«, antwortete Maite mit einem bedenklichen Kopfschütteln. »Außerdem, wenn ich ihn jetzt aus der Nähe betrachte, bin ich im Zweifel, ob mein Herr ihn wirklich kaufen sollte. Ihr habt ihn ja zum Krüppel geschlagen.«
    Da die Frau im Geist bereits die Münzen zählte, die sie als Gegenwert für das bisschen Brot und das Stück Käse bekommen konnte, ließ sie nicht locker. »Der Junge ist sicher einige Dinare wert, auch wenn dein Herr ihn nicht zwischen den Beinen scharf rasieren lässt.«
    »Nicht einmal einen Dinar!«, protestierte Maite.
    Damit hatte das Feilschen begonnen. Konrad sah mit offenem Mund zu, wie die Worte nur so hin- und herflogen. Die Bestohlene war raffgierig und hätte sich den Käse und das Brot gerne tausendfach bezahlen lassen, doch Maite kämpfte mit aller Verzweiflung um jeden Dirhem, denn sie wusste, dass sie die Münzen dringend benötigten, um über die Grenze zu kommen.
    Schließlich einigten sich die beiden, und Konrad musste der Frau und deren Ehemann den halben Inhalt seines Geldbeutels in die Hand zählen. Einige Anwesende bestanden darauf, als Zeugen bezahlt zu werden, und so schmolzen die Münzen noch schneller dahin. Bevor auch noch die Schergen des Richters kommen und etwas fordern konnten, hob Konrad den Jungen auf seinen Esel und schritt davon. Maite folgte mit Ermengildas Reittier und betrachtete dabei den Jungen. Just hatte seine Käufer offensichtlich noch nicht erkannt, denn er lag regungslos auf dem Esel.
    »Der arme Junge. Sie haben ihn wirklich schlecht behandelt!«Ermengilda seufzte und hätte sich am liebsten sofort um Justs Verletzungen gekümmert.
    Maite schüttelte den Kopf. »Sollte es dem hiesigen Richter einfallen, seinen Anteil zu fordern, müssten wir den Rest unseres Weges ebenfalls betteln und stehlen. Um das zu verhindern, sollten wir die nächsten Meilen so rasch wie möglich hinter uns bringen.«
    »Aber was ist, wenn Just in der Zwischenzeit stirbt?«, wandte Ermengilda ein.
    »Keine Sorge! Der Junge ist zäh. Außerdem waren das sicher nicht die ersten Prügel, die er in seinem Leben bekommen hat.« Konrad sagte dies nur, um Ermengilda zu beruhigen, denn er war nicht weniger besorgt als sie. Just schien bewusstlos zu sein, doch dann bemerkte er, wie dessen Augenlider flatterten und der Junge seine Begleiter

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