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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aus schmalen Schlitzen musterte.
    »Die paar Hiebe haben unser Kerlchen nicht umgebracht. Der ist sogar putzmunter!«
    Nun zuckte Just zusammen, riss die Augen auf und starrte Konrad fassungslos an. »Ihr seid doch tot! Nein, Ihr seid ein anderer, der Euch ähnlich sieht.«
    »Ich bin nicht tot!«, antwortete Konrad. »Man hat mich im Kampf betäubt und dann als Sklaven mitgeschleppt, weil Fadl Ibn al Nafzi den Tod seines Bruders Abdul an mir rächen wollte.«
    »Und ich bin in den Harem dieses unsäglichen Emirs gesteckt worden. Aber Konrad ist es gelungen, mich zu befreien«, berichtete Ermengilda mit strahlenden Augen.
    Maite zog die Mundwinkel herab, weil die Freundin ihre Leistung völlig missachtete und die Rettung nur Konrad zuschrieb. Im nächsten Augenblick schnappte sie jedoch ebenso nach Luft wie Ermengilda.
    Justs Gesichtsausdruck hellte sich auf, und er rief: »Da wirdHerr Philibert sich aber freuen. Er hat mich nämlich geschickt, um Euch zu suchen, Herrin.«
    »Philibert lebt!« Ermengilda jubelte innerlich auf, fühlte sich im nächsten Augenblick jedoch einer Ohnmacht nahe.
    Sie dankte dem Heiland und allen Heiligen für Philiberts Rettung, aber sie wusste nicht, wie sie ihm jemals wieder unter die Augen treten konnte. Sie liebte ihn weit mehr als Konrad, doch sie hatte mit diesem das Lager geteilt und sich streng genommen damit ehelich mit ihm verbunden. Da sie fest überzeugt gewesen war, Philibert sei tot, hatte sie Konrad als den besten Ehemann für sich angesehen. Doch wenn sie ihn offiziell heiratete, musste sie sich ihre Liebe zu Philibert aus dem Herzen reißen, und das glaubte sie nicht ertragen zu können. Andererseits hatte Konrad ihr mehrmals das Leben gerettet und sie befreit. Aus diesem Grund war sie ihm verpflichtet und durfte ihn nicht enttäuschen.
    Da Konrad in Augenblick nicht auf Ermengilda achtete, entgingen ihm ihre Gewissensqualen. Maite bemerkte sie jedoch und lächelte boshaft. Geschah es ihrer Freundin doch recht, sich nun in Zweifeln zu winden. Warum hatte sie es nicht abwarten können, sich mit Konrad zu paaren? Dann aber tat Ermengilda ihr leid. Es musste schwer für sie sein, zwischen zwei Männern zu stehen, die sie beide liebten und es auch wert waren, ihre Hand zu erhalten. Da Ermengilda jedoch nur einen von ihnen zum Manne nehmen konnte, würde der andere leer ausgehen. Mit einem Mal wünschte sie sich, es würde Konrad sein.
    Just hatte sich inzwischen gefasst und berichtete von dem Massaker in Roncesvalles. »Ich habe mich in einem Dachsloch verkrochen und bin erst wieder herausgekommen, als alles vorbei war, und Philibert hat sich tot gestellt. Das hat Maite ihm geraten. Schade, dass sie nicht bei euch ist.«
    »Aber ich bin doch hier«, sagte Maite.
    Just kniff die Augenlider zusammen und starrte sie an. »Du bist doch eine Mohrin!«
    »Nur eine angemalte«, fiel Maite ihm lachend ins Wort.
    »Sprechen tust du ja wie Maite, aber du siehst nicht so aus. Aber wenn man sich diese hässliche schwarze Farbe wegdenkt, könntest du es tatsächlich sein.«
    »Ich bin es!«, fuhr Maite auf.
    Just ging nicht darauf ein, sondern sah Konrad grinsend an.
    »Ihr könntet mir die Fesseln abnehmen. Oder wollt Ihr mich wirklich als Sklaven verkaufen?«
    »Das sollten wir tun, denn wir haben fast unser ganzes Geld für dich ausgegeben«, schimpfte Maite.
    Konrad nickte bedrückt. »Es hat uns etliches gekostet, dich freizubekommen, und wenn wir nicht verhungern wollen, werden wir bald auf deine besonderen Talente zurückgreifen müssen. Allerdings darfst du dich kein zweites Mal erwischen lassen. Das Geld, dich erneut auszulösen, haben wir nämlich nicht mehr.«
    »Ich lasse mich sonst nicht erwischen. Heute war es ein dummer Zufall. Diese fette Kuh ist in dem Augenblick in die Küche gekommen, in dem ich durch die offene Tür hinausgeschlüpft bin, und hat sofort zu schreien begonnen. Wäre sie nur einen Hauch später gekommen, wäre ich bereits über alle Berge gewesen.«
    »Und dann hätten wir dich nicht getroffen!«
    Maites Einwand ließ den Jungen kurz verstummen, bis er wieder über das ganze Gesicht grinste. »Es ist ja alles gutgegangen. Da soll noch einmal einer sagen, es gäbe keine Vorsehung. Vorsicht, du stichst mir in die Hand!« Das galt Maite, die ihren Dolch gezogen hatte und seine Fesseln durchschnitt.
    Während sie den Dolch wegsteckte, wies sie Richtung Norden. »Wir müssen weiter! Es holen schon wieder Reisende auf,und ein zweites Mal will ich nicht in die

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