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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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den Mann kümmern.«
    Mit diesen Worten trieb er seine Stute an, so dass diese in einen flotten Trab fiel. Die anderen Tiere folgten, und Ermengilda bemerkte, dass Philiberts Gesicht sich schmerzhaft verzog, und wollte schon gegen die Eile protestieren. Dann aber dachte sie an die Mauren, die mit Sicherheit keine Gnade kennen würden, wenn sie ihrer habhaft werden konnten, und begnügte sich damit, dem Verletzten Mut zuzusprechen.
    Maite erinnerte sich an die beiden Esel, die ihnen treue Dienste geleistet hatten, trieb ihr Tier neben Ermengildas Stute und fragte die Freundin, wo sie die Grautiere versteckt habe.
    »Was willst du mit den beiden Viechern?«, fragte Konrad, als wäre der bisherige Verlauf der Flucht bereits seinen Gedanken entfallen.
    »Sie auf alle Fälle nicht den Mauren als Beute überlassen. Das haben sie nämlich nicht verdient«, schimpfte Maite und lenkte ihre Stute auf das Versteck zu. Kurz darauf hatte sie die Esel gefunden, löste vom Sattel aus die Knoten, mit denen Ermengilda die Tiere an einen vertrockneten Baumstamm gebunden hatte, und trieb sie an.
    »Los, ihr zwei! Macht, dass ihr wegkommt. Sonst nehmen böse Leute euch mit!« Mehr konnte sie für die braven Tiere nicht tun, doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass die beiden Esel versuchten, ihnen zu folgen.
    Der Ritt wurde hart, aber alle wussten, dass sie keine Wahl hatten. Ermengilda ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie eher bereit war, ihr ungeborenes Kind durch die Strapazen zu verlieren, als noch einmal in Sklaverei zu geraten und mit ansehen zu müssen, wie Philibert und Konrad zu Tode gemartertwürden. Tatsächlich schwankte sie wie ein Rohr im Wind, welchem der beiden Männer sie nun ihre Gunst schenken sollte. Ihre Gefühle kreisten um Philibert, doch eigentlich hatte Konrad ihre Hand mehr verdient. Sie sah nicht nur das, was er für sie getan hatte, sondern rechnete es ihm noch höher an, dass er einen überlegenen Feind angegriffen hatte, um Philibert zu retten.
    Maite hing unterdessen weitaus trüberen Gedanken nach. Immer wieder starrte sie auf ihre Hände und wünschte sich, sie gründlich waschen zu können, um die Spuren von Fadl Ibn al Nafzis Blut loszuwerden. Sie hatte den Mann nicht aus Rache getötet, sondern um Konrad zu retten. Dennoch wurde ihr beim Anblick ihrer besudelten Hände schlecht.
    Als Ermengilda sich einmal zu Maite umdrehte und deren starres Gesicht sah, erinnerte sie sich daran, dass ihr eigener Vater den ihrer Freundin erschlagen hatte, und zügelte ihre Stute, bis Maite zu ihr aufgeschlossen hatte.
    Diese blickte sie fragend an. »Wie ist es? Schadet dir dieser Ritt?«
    Ermengilda schüttelte den Kopf. »Nein, ich halte schon durch. Ich mache mir jedoch Sorgen. Mir ist klar, wie sehr du meinen Vater hasst, aber ich liebe ihn, und ich will nicht, dass du versuchst, ihn zu töten.«
    »Ich will Roderich nicht töten!« Maites Stimme klang schrill, denn sie hatte viele Jahre ihres Lebens nichts anderes erhofft, als genau dies tun zu können.
    Ihr Ausruf ließ Ermengilda aufatmen. »Du bist also bereit, Blutgeld anzunehmen, wenn mein Vater es dir anbietet? Ich werde dafür sorgen, dass er es tut. Wenn ich könnte, würde ich das, was damals passiert ist, ungeschehen machen. Meine Liebe, mir tut das Ganze so leid!«
    Sie streckte Maite die linke Hand hin. Diese ergriff sie nach kurzem Zögern. Ermengilda nahm wahr, dass die Hand derWaskonin eiskalt war und zitterte, und sie spürte, dass ihre Freundin, die ihr stets so fest und unerschütterlich erschienen war, jemanden brauchte, dem sie sich anvertrauen konnte.
    Aufmunternd lächelte sie ihr zu. »Wenn wir weiter so schnell reiten, werden wir die Burg meines Vaters in drei Tagen erreichen. Dort können wir über alles sprechen, was dich bedrückt.«
    »Danke!« Mehr sagte Maite nicht. Sie fühlte sich jedoch etwas getröstet. Eine gewisse Bitterkeit blieb trotzdem, denn sie spürte, dass sie nicht mehr in der Lage sein würde, ihre Rache an Okin zu vollenden. Da sie jedoch nicht in seiner Nähe leben und weiterhin mit ansehen wollte, welchen Nutzen er aus dem damaligen Verrat zog, konnte sie nicht in ihre Heimat zurückkehren. Zudem erschien es ihr wie ein Hohn des Schicksals, dass sie, die als Kind aus Roderichs Burg geflohen war, nun an diesem Ort Zuflucht suchen musste. Bleiben aber konnte sie dort nicht. Bei den Franken würde sie jedoch ebenfalls keine neue Heimat finden. Dort gab es nur so sture Ochsen wie Konrad oder Narren wie Philibert,

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