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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die beide Ermengilda anhimmelten, sie selbst aber nur beachteten, wenn sie ihrer Hilfe bedurften.

11.
     
    E
rmengilda sah bereits die heimatlichen Berge vor sich, als Just auf eine Staubwolke aufmerksam wurde, die ihnen von Süden her folgte.
    »He, seht mal!«
    Auf diesen Ruf hin wandte Konrad sich im Sattel um. Was er sah, gefiel ihm wenig. »Die Mauren! So, wie der Staub hochwirbelt, handelt es sich um verdammt viele. Außerdem reiten sie schnell.«
    »Also reiten wir noch schneller!« Ermengilda trieb ihre Stute an und schoss so rasch davon, dass die anderen ihr kaum folgen konnten. In diesem Land war sie aufgewachsen und kannte jeden Weg und Steg. Trotzdem wurde es ein Wettrennen auf des Messers Schneide. Die Mauren begriffen schnell, dass die Verfolgten ihnen zu entkommen drohten, und peitschten ihre Pferde. Das Donnern der Hufe klang Maite und ihren Freunden bereits in den Ohren, als sich vor ihnen ein schmaler Hohlweg öffnete und den Blick auf ein sanftes Tal freigab. Jenseits des Tales erhob sich der Bergsporn, auf dem sich die wuchtige Burg des Grenzgrafen erhob.
    »Wir schaffen es!«, schrie Ermengilda, um die anderen anzuspornen. Doch es klang wie ein Hilferuf, da nur Konrad und sie selbst in der Lage waren, ein ähnlich scharfes Tempo einzuschlagen wie die Mauren. Philibert hing halb bewusstlos im Sattel, Just wurde bei jedem Galoppsprung der Stute wie ein Ball hochgeschleudert und musste zudem noch die Stute führen, auf der Ermo saß. Auch Maite tat sich schwer. Zwar hatte sie früher bereits auf Pferden gesessen und sich für eine passable Reiterin gehalten. Mit Ermengilda aber, die wie mit ihrem Reittier verwachsen schien, konnte sie nicht mithalten.
    »Lass den Zügel des anderen Gauls los«, rief sie Just zu, als dieser immer weiter zurückblieb. Da er nicht darauf einging, zügelte sie ihre Stute, wartete, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte, und schnappte sich den Zügel von Ermos Pferd.
    »Jetzt aber rasch, sonst erwischen uns die Mauren noch im Schatten der Burg!« Sie hieb der Stute die Fersen in die Weichen und stöhnte im nächsten Augenblick auf, als ihre wundgerittene Kehrseite heftig auf das Sattelleder klatschte.
    Die ersten maurischen Pfeile flogen bereits an Maite vorbei, als Ermengilda einen lauten Schrei ausstieß und wild zur Burg hochwinkte.
    Ein Hornstoß ertönte, dann ein zweiter, und gleich darauföffneten sich die Burgtore. Heraus trabte ein Reiter, der in einem schimmernden Kettenhemd und mit einem gewaltigen Schlachtschwert an der Seite groß und wuchtig wirkte. Ihm folgten einige Krieger zu Pferd und ein größerer Trupp zu Fuß.
    Ermengilda warf ihren Umhang ab, damit Graf Roderich sie erkennen konnte. Als ihr Vater nicht darauf reagierte, wunderte sie sich zuerst, erinnerte sich dann aber, dass sie ihre Haare dunkel gefärbt hatte, und begann zu rufen.
    »Ich bin es, Ermengilda! Achte nicht auf meine Haare, sondern auf meine Stimme. Vorwärts, Visigote, rette deine Tochter!«
    Roderich warf den Kopf hoch, dann glitt sein Schwert mit einem schabenden Laut aus der Scheide. In dem Augenblick nahmen seine Reiter und die Fußkrieger rechts und links von ihm Aufstellung. Speere wurden gesenkt und Schwerter gezogen. Dann setzten die Asturier sich in Bewegung, hielten aber eine Gasse für Ermengilda und ihre Begleiter frei.
    Der Anführer der Mauren sah, dass Roderich und seine Männer sich kampfbereit machten, und hob die Hand. Seine Reiter zügelten die Pferde und senkten trotz etlicher Verwünschungen ihre Bögen. Ihr Hauptmann trabte noch einige Schritte und verhielt dann ebenfalls seine Stute.
    »Ihr Krieger Asturiens! Wir sind nicht gekommen, um gegen euch zu kämpfen. Wir verfolgen diese Leute. Überlasst sie uns, und wir werden in Frieden abziehen«, rief er Roderich zu.
    Der Grenzgraf hatte unterdessen die Flüchtlinge erreicht und musterte seine Tochter mit einem scharfen Blick. Obwohl ihn die Haare verwirrten, erkannte er ihr Gesicht sofort.
    »Ermengilda! Bei unserem Heiland, was ist geschehen?«
    »Das sind Sachen, die wir besser in unserer Burg bei einem Becher Wein besprechen sollten. Versprichst du meinen Begleitern Asyl?«
    Es war seine Tochter, doch ihre Stimme klang selbstsicherer und fordernder als früher. Roderich schämte sich mit einem Mal, weil er nichts unternommen hatte, um sie vor dem Harem des Emirs zu bewahren. Sie noch einmal den Mauren auszuliefern, wäre unverzeihlich.
    »Du und deine Begleiter, ihr steht unter meinem Schutz!« Er bedeutete

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