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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Enekos Bote, und der nickte zustimmend. Die anderen Krieger handelten untereinander aus, wer nun zu welchem Dorf gehen sollte, und verließen das Haus.
    Zigor aus Iruñea wartete, bis der Letzte gegangen war, und sah Okin dann auffordernd an. »Ich begreife nicht, was du vorhast!Anstatt diese Stammesversammlung einzuberufen, solltest du alles tun, um das flüchtige Mädchen einzufangen. Graf Eneko hat den Franken sein Wort verpfändet, ihnen Ermengilda unbeschadet zu übergeben.«
    »Asier und seine Freunde werden die beiden schon finden, und was Ermengildas Jungfernschaft betrifft, so wird Maite ihr diese wohl kaum rauben können.«
    »Es gibt genug Gesindel in den Bergen, das sich nicht scheut, ein Mädchen gegen seinen Willen auf den Rücken zu legen! Wenn Ermengilda etwas geschieht, wird Eneko dich abhäuten lassen wie ein Schaf!« In seiner Wut baute Zigor sich vor Okin auf, als wolle er ihn niederschlagen.
    Maites Onkel trat einen Schritt zurück und versuchte, ihn zu beschwichtigen. »Ich vertraue Asier. Er ist ein umsichtiger Krieger, und er kennt Maite am besten. Wenn einer sie finden kann, dann ist er es. Sollte er die beiden Mädchen jedoch bis morgen Abend nicht zurückgebracht haben, schicke ich alle Krieger aus, die ich entbehren kann, das verspreche ich dir. Doch nun müssen wir uns über die Stammesversammlung unterhalten und darüber, was von unseren Plänen ich den anderen Anführern mitteilen darf und was nicht.«

6.
     
    N
achdem Maites erster Zorn verraucht war, begriff sie, dass es nichts brachte, wenn sie mit ihrer Gefangenen auf die Hochweiden ihres Stammes floh. Dort oben würde ihr Onkel sie als Erstes suchen lassen.
    »Ich hätte Schuhe mitnehmen sollen, wenigstens für mich«, schimpfte sie leise, als sie auf dem geröllbedeckten Pfad stolperte und sich den nackten Fuß aufriss. Ihrer Gefangenen hätte sie ein paar kaputte Zehen vergönnt. Aber diesen Gedankenwischte sie sogleich weg. Zwar war Ermengilda die Tochter des Mannes, der ihren Vater hatte umbringen lassen, und verdiente Strafe, wenn sie nicht gehorchte, doch das Mädchen sinnlos zu quälen, war ihrer als der Erbin vieler Häuptlinge unwürdig. Außerdem war Ermengilda als Geisel von hohem Wert. Solange sie lebte und sich halbwegs wohl befand, würde Graf Roderich es nicht wagen, Askaiz anzugreifen.
    Kurzentschlossen zog Maite an dem Seil, welches sie mit ihrer Gefangenen verband, so dass diese stehen blieb. »Du kannst dich hinsetzen und ausruhen!«
    Da der Weg am Rande einer Schlucht entlangführte, ließ Ermengilda sich vorsichtig zu Boden sinken und schlüpfte mit den Armen aus den Tragegurten des Korbs. Diese hatten so stark in ihre Schultern eingeschnitten, dass sie kaum noch in der Lage gewesen war, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Doch es war ihr klar, dass Maite nicht ihrer Erschöpfung wegen eine Pause einlegte, sondern um über ihre weiteren Pläne nachzudenken. Das machte ihr Angst. Wenn ihre Feindin nicht mehr weiterwusste, konnte sie auf den Gedanken kommen, sich ihrer zu entledigen. Dazu reichte ein schneller Hieb mit dem Kurzschwert. Maite würde sie nicht einmal begraben müssen. Es genügte, wenn die Waskonin ihren toten Körper über die Kante der steilen Felswand rollte. Dort unten würden wilde Tiere sie fressen und der Rest ihrer Knochen für alle Zeiten vor sich hin modern.
    Schaudernd warf Ermengilda einen Blick in die Tiefe. Nein, so wollte sie nicht enden. Wenn sie nicht sterben wollte, musste sie schnell handeln! Da Maite vor sich hinbrütete und sich ihrer Anwesenheit kaum mehr bewusst zu sein schien, sah sie ihre Chance gekommen. Vielleicht reichte ein Stoß, um die Waskonin in die Kluft stürzen zu lassen. Dann würde sie selbst frei sein. Zwar kannte sie die Gegend hier nicht, war aber überzeugt, dass sie nur stramm nach Westen laufen musste, uminnerhalb eines Tages die Grenze zur Mark ihres Vaters zu erreichen. Dort würde sie auf Menschen treffen, die ihr weiterhalfen. Vorsichtig glitt sie auf die Waskonin zu und warf sich auf sie.
    Maite sah Ermengilda aufspringen, glitt blitzschnell zur Seite und versetzte ihr einen heftigen Schlag, der die Asturierin auf den Abgrund zutrieb.
    Ermengilda taumelte und versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten. Doch gab die Felskante unter ihrem Fuß nach. Sie rutschte aus und stürzte über die Kante.
    Als Maite die Asturierin fallen sah, griff sie unwillkürlich zu und bekam Ermengildas Knöchel zu fassen. Im nächsten Augen blick riss deren

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