Die Rose von Byzanz
auch wenn sie ihm den Beutel mit den Münzen neben das Kopfkissen gelegt hatte, während er schlief, und obwohl sie seitdem nicht mit ihm gesprochen hatte, wusste sie, dass Eirik irgendwann kommen und ihr alles zurückzahlen würde. Sie hoffte, er tauchte eher wieder bei ihr auf. Doch fürchtete sie, dass sie ihn verloren hatte – an eine Sklavin, die ihm den Kopf verdreht hatte.
Auch sie hatte Spione im Palast, und so erfuhr sie über Umwege von einer rothaarigen Fränkin, die dem Basileus als neue Kurtisane zugeführt werden sollte. Der entschied sich jedoch stattdessen für ein zartes, helles Mädchen, das er seit Tagen stolz durch den Palast führte.
Die Rothaarige aber hatte es Eirik angeblich angetan, sodass der Händler sie ihm sogar zum Kauf anbot.
„Was will er sich bloß mit so viel Gold kaufen? Das genügt für ein eigenes Königreich. Aber die Nordmänner sind ja nicht gerade dafür bekannt, stabile Reiche zu gründen und nachhaltig zu wirtschaften.“
Irene verkniff sich die Bemerkung, dass auch Byzanz nicht gerade ein Reich war, das sich durch innere Stabilität und eine fortdauernde Dynastie auszeichnete.
„Würdest du jetzt bitte gehen?“ Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern. Sie ertrug seinen Spott nicht. Vor allem aber fürchtete sie seine Nähe, da sie halb nackt vor ihm stand.
„Schade.“ Jetzt stand er ganz dicht vor ihr. „Ich hätte so gerne noch ein paar schmutzige Details gehört. Knabbert er an deinem Ohrläppchen? Wie ich es früher so oft getan habe?“, wechselte er abrupt das Thema.
Sie fuhr zu ihm herum und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. „Geh mir aus den Augen, Andronikos“, zischte sie.
Er erwiderte ihren Blick. In seinen Augen loderte etwas, das sie nicht benennen konnte. Hass?
Sie glaubte, ihn zu verstehen.
Weil sie Eirik in ihr Bett geholt hatte. Weil sie ihm half. Weil Andronikos seit über zwei Jahren nicht mehr ihr Geliebter war, sondern sich mit der Rolle als Bruder zu bescheiden hatte.
„Ich verabscheue dich, Nordmannhure“, flüsterte er. Seine Stimme klang so unbeteiligt, als würde er die Inventarliste eines Lagerhauses verlesen. „Wenn es nach mir ginge, hätte man deinen Waräger schon vor Jahren aufgeknüpft, weil er es gewagt hat, sich dir zu nähern.“
„Du scheinst zu vergessen, dass er dir das Leben gerettet hat.“
„Auf dieses Leben kann ich verzichten, wenn nicht mal meine eigene Schwester es mit mir teilen will.“
Sie zuckte zusammen. „Es war nicht richtig“, murmelte sie.
„Trotzdem hast du es genossen, nicht wahr?“ Jetzt war sein Mund so nah an ihrem Ohr, dass sie seinen warmen Atem spürte. Irene konnte sich nicht rühren. Dies war der Grund, warum sie Andronikos nicht mehr ertrug: Seine Gegenwart lähmte sie mit all den Erinnerungen an schönere Stunden, die sie einst geteilt hatten. Obwohl sie wusste, dass es verboten war. Andronikos jedoch hatte jene Zeit besonders genossen. Weil es verboten war. Weil sie damit eine der schrecklichsten Sünden begingen.
„Weißt du, was mich daran besonders ärgert? Du würdest jederzeit wieder das Lager mit mir teilen. Es ist nicht die Sünde, die mich zwang, dich zu verbannen.“
Sie widersprach nicht.
„Also? Wofür das Gold?“
Irene schreckte hoch. Wieder hatte er sie mit einem abrupten Themenwechsel auf dem falschen Fuß erwischt.
Er lächelte, hob seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Irene hielt den Atem an. Unter dem Stoff war ihr Nippel hart und heiß. Er lächelte maliziös. „Siehst du? Dein Körper weiß es besser. Wir gehören zusammen, Irene. Ich habe es satt, zusehen zu müssen, wie dieser Waräger es dir besorgt. Ich war ja durchaus gewillt, dir diesen Spaß zu lassen. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass du in mein Bett zurückkehrst, findest du nicht?“
Sie wollte den Kopf schütteln. Ihr Körper drängte sich seiner Hand entgegen.
„Dieser Mann soll seines Lebens nicht mehr froh werden“, flüsterte er.
Ihr Blick hielt seinem stand. Doch dann brach etwas in ihr.
„Da ist dieses Mädchen“, wisperte sie. „Eine Sklavin. Man brachte sie mit den anderen zum Basileus. Sie hat rote Haare.“ Sie schluckte schwer. „Man sagt von ihr, sie sei eine Feuerhexe.“
„Ah“, sagte Andronikos. Seine freie Hand legte sich an ihre Wange. „Siehst du, so schwer ist es doch gar nicht, zum Verräter zu werden.“
Sein Daumen fuhr über ihre Unterlippe. Sie schnappte nach ihm.
„Ich glaube, ich werde ihm den Spaß verderben. Er soll dieses
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