Die Rose von Byzanz
müde bist … Wir können schlafen gehen.“
Nein. Nein, das will ich nicht. Denn wenn du das nächste Mal verlierst und in der Nacht darauf auch …
Nicht auszudenken.
Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Hände griffen nach der Silberfibel, hakten sie auf. Starr vor Kälte waren ihre Finger, doch in ihrem Schoss brannte wieder jenes Feuer, das nur er stillen konnte.
Das Kleid sank über ihrer linken Schulter herab, entblößte die zarte Linie ihrer Brust, die sich unter dem Stoff wölbte. Sie fröstelte, dennoch machte sie weiter. Sie ließ den Blick nicht von ihm, als fürchtete sie, der Mut könnte sie sonst verlassen. Und auch sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, während sie die zweite Fibel löste und beide einfach auf den Boden fallen ließ. Sie spürte die kühle Nachtluft auf ihren nackten Brüsten. Sie wünschte sich, die Hitze seines Körpers zu spüren.
„Soll ich weitermachen?“, flüsterte sie.
Ein unmerkliches Nicken. Sie sah es und machte weiter. Der schmale Gürtel, mehr ein Lederstrick, der um ihre Leibesmitte geschlungen war, ließ sich nur schwer lösen, weil ihre Finger sich so steif anfühlten. Sie warf auch ihn beiseite. Das Kleid sank weiter, bis es auf ihren Hüften ruhte. Als wartete es darauf, dass er es herunterschob.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Alles in ihr drängte zur Eile.
Wir haben nur diese eine Nacht.
Sie fürchtete, es könnte die einzige Nacht sein, die ihnen blieb. Sie fürchtete den Tod, der hinter diesem Wettstreit der beiden Männer auf sie lauerte. Tod oder Leben. Ohne zu wissen, ob das Leben es wert war.
Er streckte die Hand nach ihr aus, legte sie zwischen ihre Brüste auf ihr Brustbein. Sie spürte ihren Herzschlag, der bis in seine Hand pulste.
„Rettest du mich?“, flüsterte sie.
Er nickte stumm.
„Und dann?“
Seine Hand glitt langsam hinab. Legte sich auf ihren Bauchnabel, ohne tiefer zu gleiten, ohne zu fordern. Er schien auf ein Zeichen von ihr zu warten. Sein Gesicht – oh, sie hatte geglaubt, es nie wiederzusehen – trug eine undurchdringliche Miene zur Schau.
„Ich reise in wenigen Tagen nach Hause. In den Norden. Ein Schiff geht vom Hafen, das über Kiew nach Uppsala fährt.“
Er verließ sie? Und was wurde dann aus ihr?
„Wenn ich gewinne … wenn ich den zweiten Sieg davontrage …“
„Nimm mich mit.“
Seine Augen forschten in ihren. Warum war ihr nie aufgefallen, von welch schöner, durchdringend brauner Farbe seine Augen waren? Warum hatte sie das so schnell vergessen? Würde sie auch anderes allzu schnell vergessen, wenn er fort war?
„Das würde ich gerne tun. Wenn es dein Wunsch ist.“
Das und noch viel mehr wünsche ich mir. Eirik.
Eirik, Eirik, Eirik.
Sein Name schmeckte nach Tränen. Nach Abschied.
Er stand so dicht vor ihr, dass sie ihn nicht nur riechen, sondern auch spüren konnte. Sie schloss die Augen. Hob die Hand und legte sie auf seine Brust, spürte durch seine Tunika seinen Herzschlag. Sie beugte sich vor, legte ihr Ohr an seine Brust.
Seine Arme umfingen sie. Eine Hand legte sich auf ihren Kopf, die andere lag auf ihrem Rücken. Tröstend. Beschützend.
„Er bringt mich um“, flüsterte sie erstickt.
Da hatte sie ausgesprochen, was sie für sich behalten wollte.
Eiriks Muskeln wurden hart. Sein Herz trommelte wild in unregelmäßigem Takt, als stolperte es über diese Worte.
„Das wird er nicht wagen.“
Die Worte quollen aus ihr hervor. Gedanken formten sich zu Worten. Gedanken, die sie tagelang im Herzen bewegt hatte.
„Ich hatte so Angst, du könntest mich ersteigern. Ich wollte nicht deine Sklavin sein. Und dann war er da, und er sah so freundlich aus und hat dich immer wieder überboten. Ich war so froh!“ Ihre Hände krallten sich in den Stoff seiner Tunika. „So froh, bis ich herkam und begriff, dass er’s nur getan hat, um dich zu strafen. Nur um dir wehzutun, weil du seine Schwester …“
Die Worte gingen ihr aus und sie verlor sich im Stammeln.
Er küsste ihren Scheitel. Er streichelte ihr Haar. Drückte sie fest an sich.
„Wenn ich sterben muss … dann lass mich vorher wenigstens das eine Mal leben.“
Sie wusste nicht, ob er ihre Worte verstanden hatte, denn ihre Stimme war nur noch ein Hauch. Ihre Knie zitterten. Endlich durfte sie schwach sein. Endlich war da jemand, der ihr ein Gefühl von Sicherheit schenkte.
Und sie nahm sein Geschenk an. Dankbar. Rückhaltlos.
In seinen Armen wollte sie vergessen, dass ihr ein neuer Tag drohte. Dass ihr schon bald ewige
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