Die Rose von Byzanz
eine neue Magd.“
„Wenn’s weiter nichts ist …“
„Und dann will ich dich bitten, Nachforschungen anzustellen. Er hat ein Mädchen mitgebracht, das unsere Sprache nicht spricht. Wie eine Byzantinerin sieht sie aber auch nicht aus, doch Eirik hat einen Narren an ihr gefressen, wenn er’s auch nicht offen zugeben mag. Sie wohnt in meinem Haus. Heute Abend kannst du kommen und sie dir anschauen, wir geben ein Essen zu Ehren der Heimkehr von Oluf und Eirik.“
„Kluges Mädchen“, lobte Valdimar sie. „Immer einen zusätzlichen Nutzen ziehen, nicht wahr? Du hältst nicht bloß lustvoll deinen Arsch für mich hin, sondern bittest mich um einen Gefallen. Du gibst nicht bloß ein abendliches Festmahl, sondern lässt mir auch Gelegenheit, Eiriks neue Gespielin in Augenschein zu nehmen. Fürchtest du, sie könnte dir im Weg stehen? Soll ich sie auch gleich noch beseitigen?“
Freya atmete tief durch. „Und wenn ich es wollte?“
„Vergiss es. Ich bin kein Mörder.“ Ihm schien etwas einzufallen. „Fast hätte ich es vergessen.“
Er ging ins Kontor und kehrte kurz darauf mit einem kleinen Beutelchen zurück, das er neben sie aufs Bett warf. „Die Heilkräuter, um die du mich gebeten hast. Sie kamen gestern.“
Sie drückte den Beutel an ihre Brust und nickte nur stumm. Inzwischen war es fast zu dunkel, um irgendwas zu erkennen, aber sie brauchte nicht in den Beutel zu schauen: Der bittere, faulige Geruch war unverkennbar.
„Ich muss heim.“
Sie brachte ihr Kleid in Ordnung, tastete prüfend nach ihrem Haar und stand auf. Als sie sich an Valdimar vorbeischob, packte er ihren Arm. „Es wird dich was kosten, wenn ich Erkundigungen einziehen soll.“
Sie verharrte. Wenn er sie wenigstens zum Abschied küssen würde …
„Was verlangst du?“
„Das werde ich dir sagen, wenn es so weit ist.“
Sie nickte. Valdimar ließ nicht mit sich feilschen.
„Gudrid wird eine gute Magd für euch abgeben. Ich bringe sie heute Abend mit. Vorher habe ich noch eine kleine Verabredung mit ihr.“
Sie war froh, im Dunkeln sein Grinsen nicht zu sehen. Es hätte ihr nicht gefallen.
„Sei pünktlich“, sagte sie knapp. „Du weißt, wann ich dich erwarte.“
„Für dich, meine Schöne, bin ich bereit, fast alles zu tun.“
Er ließ sie so abrupt los, dass sie vorwärtsstolperte. Sie fing sich wieder und verließ die Kammer. Schlich durch den Flur die Stiege hinab und gestattete sich erst in dem dunklen Gang, innezuhalten und tief durchzuatmen. Sie spürte seinen Saft, der an ihren Beinen hinabrann.
Fast alles. Nur mich heiraten, das wirst du niemals tun.
Wenigstens hatte sie jetzt eine neue Hoffnung. Eirik Hallgrimsson. Das waren Aussichten, die um ein Vielfaches besser waren, als sie es sich je erhofft hätte.
13. KAPITEL
Wenn sie sich anstrengte, glaubte Johanna, die Sprache der Nordmänner zu verstehen.
Sie saß im Badezuber, während die Magd, die Eirik und sie vom Hafen hergeführt hatte, ihr Haar mit Seifenkraut auswusch. Wieder und wieder massierte sie den Dreck von Johannas Kopfhaut, bis das Wasser klar in den Bottich rann. Dann reichte sie Johanna ein Stück Seife und bedeutete ihr, sich zu waschen.
Die Räume in diesem Haus waren eng; ganz anders als die Paläste von Byzanz, anders sogar als das Haus von Kallistos, das so viel heller und freundlicher gewirkt hatte. Aber hier war man auf strenge, eiskalte Winter eingerichtet, das nächste Unwetter war nie allzu fern.
„Ich lass dich allein“, sagte die Magd. „Verstehst du mich?“
Johanna nickte. Dennoch blickte sie der Frau bang nach, als sie die Kammer verließ.
Wo ist Eirik? Warum lässt er mich mit den Fremden allein?
Sie ließ die Hand mit der Seife unter Wasser gleiten. Es tat gut, im Zuber zu sitzen und zu spüren, wie das heiße Wasser ihre verhärteten Muskeln umschmeichelte. Die Magd – Astrid, sie hatte sich als Astrid vorgestellt – hatte ihr neue Kleider auf den Hocker gelegt. Kleider, wie sie die Frauen hier trugen.
Jetzt soll ich also auch eine von ihnen werden …
Sie begann bedächtig, sich zu waschen. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sie relativ allein war, und sie genoss die Stille, die geradezu greifbar war. Am liebsten hätte sie sich jetzt einen Platz zum Schlafen gesucht, aber Eirik hatte ihr gesagt – ehe er in einem anderen Teil des Hauses verschwand –, es gebe heute Abend ihnen zu Ehren ein Fest, bei dem auch sie nicht fehlen dürfe.
Sie blieb in der Wanne sitzen, bis das Wasser nur noch lau war.
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