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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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mit ihr sprach. Sie fühlte sich so fremd in dieser Welt. Es wäre einfacher, wenn sie auf die Straße treten und in dieser Stadt verloren gehen würde. Wenn sie Eirik nicht mehr wiedersehen müsste.
    „Sag, Johanna, wie heißt dein Vater? Du brauchst einen Vatersnamen, wenn du in Zukunft zu uns gehören willst. Eirik hat gesagt …“ Ein Hustenanfall erschütterte den Leib des Kranken, und er hielt ein Tuch vor seinen Mund. Winzige Blutstropfen glitzerten auf dem weißen Leinen. „Ah, dieser Husten bringt mich noch mal um.“
    „Sie ist stumm“, sagte Eirik. „Seit dem Zwischenfall auf dem Weg hierher hat sie ihre Stimme verloren.“
    „Ah“, machte Hallgrim, ein lang gezogener Laut, der klang, als wäre es sein letzter Atemzug. „Ja, das braucht Zeit. Wir reden später weiter.“
    Johanna machte zwei Schritte zurück.
    Eiriks Arm legte sich tröstend um sie. „Komm, hier ist für uns Platz. Du musst hungrig sein.“
    Sie ließ sich auf die Bank schieben. Rechts von ihr saß Kjetil, der sich wie durch ein Wunder von seiner Verletzung erholt hatte und ihr nun einen Teller zuschob. Sie nahm nur kleine Bissen, obwohl ihr Hunger groß war.
    Etwas war nicht, wie es sein sollte. Etwas zerrte an ihren Nerven und ließ ihren Blick suchend durch den Raum wandern; unter gesenkten Lidern beobachtete sie die Männer.
    Jene, die mit ihr auf dem Schiff von Byzanz gekommen waren, verhielten sich nicht anders als sonst. Sie lärmten, scherzten. Man spürte ihre Erleichterung, dieses Abenteuer überstanden zu haben. Ob einer von ihnen Groll gegen Eirik hegte, weil dieser sie unwissentlich ins Verderben gestürzt hatte?
    Nein, denn sie prosteten Eirik zu, riefen etwas, das ihn gequält lächeln ließ.
    Außerdem waren auch einige Händler gekommen, zumindest glaubte Johanna, es handelte sich um Händler. Sie trugen einen gewissen, durch finanzielle Sicherheit geprägten Stolz zur Schau, mancher ließ sich von Frau und Tochter begleiten – bei einigen ließ sich nicht sagen, ob das Weib an seiner Seite Frau oder Tochter war – und sie unterhielten sich gedämpft.
    Nein, von ihnen war es auch keiner, der ihr dieses elende Gefühl bescherte.
    Der Mann, der neben Freya saß, wandte Johanna den Rücken zu, unterhielt sich mit Freya, die immer wieder zu ihr herüberschaute, als wollte sie sich versichern, dass sie nicht einen Silberpokal in den Falten ihres Umhangs verschwinden ließ. Unsicher lächelte Johanna ihr zu.
    Freya nickte zu ihr herüber, aber nicht grüßend, sondern als wollte sie ihren Gesprächspartner auf Johanna hinweisen. Dieser drehte sich um.
    Ein bärtiges Gesicht, helle Augen, ein feister Wanst. Feinste Kleidung, goldene Ringe an den Fingern seiner Linken, mit der er den Pokal hob. Er grinste sie an, und dann sah Johanna etwas in seinem Blick flackern.
    Erkennen.
    Da wusste sie es wieder. Der Schleier hob sich, einen winzigen Moment nur, offenbarte ihr ein winziges Stück ihrer Vergangenheit, die seit jener Nacht am Strand verloren gegangen war. Sie kannte dieses Grinsen. Kannte diesen Mann.
    So hatte er sie angeblickt, als sie einander das erste Mal gegenüberstanden. Wann war das gewesen? Und wo?
    Sie zitterte. Ihre Hand krallte sich in die Tischkante, sie spürte einen Fingernagel brechen. Er beugte sich zur Hausherrin herüber, flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ihr Blick flog zu Johanna, auch sie lächelte, aber beider Lächeln verfehlte die Augen, war nicht ehrlich.
    Johanna wurde schlecht. Sie wollte aufspringen und hinausrennen, aber die wenigen Bissen, die sie zu sich genommen hatte, stiegen zu rasch in ihrer Kehle auf. Sie beugte sich zur Seite und übergab sich hinter der Bank ins Stroh.
    Endlich bemerkte Eirik, was mit ihr los war. Er wandte sich ihr zu, redete auf sie ein, aber die Worte erreichten sie nicht mehr. Die Halle verschwamm vor ihren Augen.
    Sie war wieder in Haithabu. So nannten die Nordmänner diese Stadt, nur wenige Tagesreisen entfernt vom nördlichen Rand des Frankenreichs. Schnurgerade zogen sich Straßen und Gassen durch die verregnete Stadt, links und rechts erhoben sich große Häuser. Handelskontore, Lagerhäuser, Werkstätten, Schenken. Es fehlte den Nordmännern an nichts. Ein großer Hafen, in dem sie ihre Schiffe in Reih und Glied auffahren ließen. Zu viele Menschen. Lärm.
    Ise war wieder neben ihr, ihre Hände mit einem Strick vor ihrem Bauch gefesselt. Wenn Johanna hinabblickte, sah sie auch ihre Hände gefesselt. Sie war wieder Sklavin.
    Sie hatte nie aufgehört,

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