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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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er sich nicht mehr zugetraut hätte! Wegen Kathryn Whitewater war er überhaupt nur so lange in Darjeeling geblieben. Ihr Vater hatte ihn kürzlich um eine erhebliche Investition in den Teegarten von Geestra Valley gebeten. Der Familienbetrieb stand kurz vor dem Ruin. Vom kaufmännischen Standpunkt aus wäre seine Beteiligung eine eher zweifelhafte Angelegenheit. Niemand konnte wissen, wie lange die Briten in Indien noch die Herren sein würden. Und danach? Wenn die Inder eines Tages alle Teegärten übernähmen, würden sie wohl kaum angemessene Entschädigungen dafür zahlen.
    Es lohnte sich also nicht, gutes Geld in Geestra Valleys Kassen zu schaufeln – es sei denn, der Teepflanzer wäre sein Schwiegervater. Das hatte er Aldous Whitewater auch unmissverständlich klargemacht.
    »Ich danke Ihnen, Lord Taintsworth, dass Sie mich begleitet haben«, sagte Kathryn liebenswürdig. Sie standen vor dem Planters’ Club. Kerzenlicht schimmerte durch die Fenster. Der Strom war offensichtlich wieder mal ausgefallen.
    Lord Taintsworth nahm ihre Hände in seine. »Kathryn …«, er räusperte sich, »ich darf Sie doch so nennen?«
    Sie lächelte. »Aber sicher!«
    »Liebste Kathryn …« Er hatte sich eine kleine, eloquente Rede zurechtgelegt. Doch jetzt überholte der eine große Gedanke alle anderen, und es brach aus ihm heraus: »Wollen Sie mich heiraten?«
    Sein Antrag kam völlig unerwartet. Kathryn wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr fiel kein einziger vernünftiger Satz ein.
    »Sie müssen nicht sofort antworten«, sagte er hastig. »Denken Sie darüber nach. Ich wollte Sie auch nicht überfallen. Es ist nur … ich denke schon so lange an Sie … und ich, ja, ich bin nicht mehr der Jüngste. Aber …« Mit ihr würde er das Wagnis noch einmal eingehen. Einen anderen Menschen zu lieben, sich auf ihn einzulassen trotz der erheblichen Verletzungsgefahren, die er in seinem Leben schon kennengelernt hatte. Sie war jung und könnte ihm Erben schenken. Er könnte sie noch formen und ihr helfen, zu einer Persönlichkeit zu reifen, die einst sein Haus in seinem Sinne weiterzuführen imstande wäre.
    Der Lord wusste, dass er kein Adonis war. Er hatte ein Doppelkinn, Tränensäcke, seinen Bauch konnte er nicht mehr verbergen. Aber er wusste auch, dass er neben seinem Vermögen und seiner gesellschaftlichen Reputation als Mensch einiges zu bieten hatte. Bildung, Humor, Zuverlässigkeit. Würde sie seine Qualitäten erkennen? Seine Augen bekamen einen flehentlichen Ausdruck.
    Kathryn empfand Mitleid. O je, wie sollte sie ihm nur zu verstehen geben, dass seine Idee völlig abwegig war, ohne ihn zu verletzen? In den Romanen, die sie gelesen hatte, baten die Heldinnen oft um eine Bedenkzeit. Dann könnte sie nächste Woche formvollendet ablehnen, »nach reiflicher Überlegung«.
    »Ja«, stammelte sie. »Ich … äh … fühle mich sehr geehrt. Und ich bitte um eine Bedenkzeit.«
    Erleichtert, dass er zumindest nicht gleich einen Korb erhalten hatte, nahm Lord Taintsworth ihre Bitte an. »Natürlich. Ich sagte ja, lassen Sie sich Zeit, denken Sie in Ruhe darüber nach. Und …«, nun klang seine Stimme deutlich fester, »sprechen Sie auch mit Ihrem Herrn Vater darüber.«
    »Mach das nicht noch mal!«
    Carl erdrückte Kathryn fast, als er sie nach ihrer Rückkehr aus Darjeeling im Gästehaus in die Arme schloss.
    »Was?«
    »Mich zwei Tage und eine Nacht lang allein lassen. Nie wieder, hörst du?«
    Sie lachte, doch es war ihm ernst. »Ich habe dich so vermisst, ich leide schon an Entzugserscheinungen.«
    Er presste sie an sich, und ganz deutlich spürte sie, was er meinte.
    »O je, das ist ja alarmierend. Was kann man denn da machen?«
    »Du kannst mich lieben, jetzt sofort! Und bleib die ganze Nacht bei mir. Ich möchte endlich einmal morgens neben dir aufwachen.«
    Danach schwebten sie noch lange auf ihrer Liebeswolke. Irgendwann schliefen sie ein, wachten auf, liebten sich wieder und hielten sich umfangen, jede Körperzelle aufs Höchste sensibilisiert.
    Sie erzählten sich von ihrer Kindheit, vertrauten sich große Pläne und alte Wunschträume an und malten sich eine gemeinsame Zukunft aus.
    »Du wirst sicher ein berühmter Rhododendronzüchter, und ich werde dich auf weiteren Reisen durch die Welt begleiten.«
    Entzückt von dieser Vorstellung schmiegte sich Kathryn an ihn, den Kopf in der weichen Kuhle seiner Achsel. Ihre Lippen streiften seine warme Haut.
    »Wir sollten nach China gehen«, murmelte Carl, »nach Yünnan,

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