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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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wohin die Götter diamantene Blitze schleudern. Darjeeling heißt übersetzt ›Land der Blitze‹.«
    Er strich über ihr Haar. »Du bist wunderschön«, flüsterte er.
    Kathryn lächelte. »Es hat mir gefallen, was du dem weisen Mann in dem Kloster gesagt hast. Über den Sinn deines Lebens …«
    Carl betrachtete ihr zartes Profil, die langen dunklen Wimpern, die er vorhin noch auf seiner Haut gespürt hatte. Er konnte sich nicht sattsehen an Kathryn. Und er war süchtig nach ihrem betörenden Eigenduft.
    »Hmm …«
    Carl schob ihr die Haare im Nacken hoch. Am Haaransatz kringelten sich Löckchen, die in seinem Atem zitterten.
    »Ja, dass man die Welt ein bisschen schöner hinterlassen soll, als man sie vorgefunden hat«, fuhr sie nachdenklich fort. »Aber das ist gar nicht so einfach. Für dich wohl, mit deinen Rhododendren. Nur für andere, für mich zum Beispiel … wenn man es wirklich praktisch umsetzen will, wenn man es ehrlich meint …«
    Er umarmte sie und presste sie an sich. »Das findet sich«, raunte er. Behutsam umfing er ihre Brüste, küsste die frechen Spitzen, die sich gleich nach mehr reckten. Seine Hände wanderten über ihren Körper, suchten und fanden jede geheime Stelle. »Komm, mach erst mal meine Welt schöner …«
    Kathryn lachte glücklich. Mit Carl war alles gut. Sie versuchte seine Mundwinkel zu küssen, doch er war schneller und drückte seine Lippen auf ihre.
    »Ach, lass mich doch mal!«
    Sie lachten und alberten, kabbelten sich. Und liebten sich noch einmal. Das Begehren entzündete in Carls Augen gefährlich brizzelnde Fünkchen. Wenn er sie so ansah, schmolz Kathryn augenblicklich dahin. Überwältigt von lustvoller Sehnsucht schlang sie ihre Beine um seinen Körper.
    Ihre Lippen waren feucht und prall. Küssen schien das einzig Normale, Richtige zu sein, lebenswichtig wie Atmen. Sie schwangen sich auf eine Energiewelle ein, die sie gemeinsam weitertrug. Kathryn schloss die Augen, um ihn besser fühlen zu können, und Carl stöhnte vor Lust. Sie reagierte ohne Scham, hatte die Körpersprache schnell erlernt. Jedes Mal, wenn sie sich liebten, fühlte es sich intensiver und ein wenig anders an als alle anderen Male zuvor.
    Manchmal wusste Kathryn nicht, wo sie endete und er begann. Mit ihm zu verschmelzen fühlte sich an wie im Weltall treiben, außerhalb von Raum und Zeit und den Begrenzungen der eigenen Körperlichkeit. Verbunden mit etwas, das größer war als sie selbst, etwas Göttlichem. Es hob sie über die reine Lust und das Fleischliche hinaus.
    »Ich hab dich schon gekannt, bevor wir uns trafen«, flüsterte Carl ihr ins Ohr.
    »Genauso kommt es mir auch vor«, flüsterte sie zurück.
    Eine einzige weiße Rhododendronblüte vom alten Strauch hinter dem Pavillon schwamm in einer Schale auf dem Klapptisch neben Carls Bett. Ihr zarter blumiger Duft vermischte sich mit dem Wohlgeruch ihrer Liebe.
    Nach einer dieser Nächte, die sie mit Carl verbrachte, sah Kathryn, als sie sich zurück ins Haupthaus schlich, eine Gestalt vor der Veranda. Es war Manjushree, die Geliebte ihres Vaters. Sie erschraken beide und blieben stehen. Der Mond schien in Manjushrees weiches, frauliches Gesicht. Kathryn war noch so erfüllt von Liebe und Glück, ihr Herz noch so weit geöffnet, dass sie nicht anders konnte, als Sympathie zu empfinden. In diesem Augenblick fühlten sie sich einander nahe. Sie waren nicht Memsahib und Untergebene, sondern einfach zwei junge Frauen, die gerade ihrem Liebesnest entschlüpft waren. Manjushree legte einen Finger vor ihre Lippen, sie tauschten einen verschwörerischen Blick. Kathryn wusste nun, sie konnte sich darauf verlassen, dass Aashmis Tante sie nicht verraten würde. Und Manjushree wusste, dass Kathryn schweigen würde.
    Gustav kostete sich durch die Tees des Kurseong-Tales. Er grollte, beneidete und vermisste Carl zur gleichen Zeit. Er verzehrte sich nach Kathryn, und je unerreichbarer sie erschien, desto heftiger begehrte er sie.
    Selbstdisziplin hatte jedoch schon immer bei ihm an oberster Stelle gestanden, deshalb machte ihn der Aufruhr seiner Gefühle fast wahnsinnig. Gustav war sich selbst fremd.
    Mit erschöpfenden Dauerläufen versuchte er, zu mehr Ausgleich zu gelangen. Er badete in eiskalten Bergbächen. Einen Abend nahm er das unmissverständliche Angebot einer Verwalterwitwe an. Die dralle Mittvierzigerin hatte ihn schon während einer Führung durch den Teegarten mehrfach wie zufällig berührt. Sie lotste ihn in den Pferdestall und drängte

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