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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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wichtig war es auch nicht. Obwohl, manchmal wünschte sie es sich doch sehr. Wie in diesem Moment. Ein bisschen hatte sie ja gehofft, wenn sie ihm den ersehnten Stammhalter schenkte, dann würde er es endlich sagen. Sie schaute noch einmal, glücklich und bittend, zu ihm hoch. Carl fühlte sich sichtlich unbehaglich, wie unter Druck gesetzt. Er schluckte. Gesine dachte: Er ist zu gerührt, um zu sprechen. Sie drehte seine Hand, küsste die raue Innenseite, und nun traute sie sich es zu sagen, zum ersten Mal und auf plattdeutsch. »Ik hev di leev.«
    Carl räusperte sich. »Ik di ok.«
    Was verbindet uns?, fragte er sich. Gewohnheit, Vertrautheit, Zuverlässigkeit. Gesine machte nicht viele Worte, war nicht übermäßig gefühlsduselig, erwartete keine romantischen Verrenkungen von ihm.
    Manchmal ging sie ihm auf die Nerven. Mit ihrer Schlichtheit, ihrer Fantasielosigkeit, mit dem ewigen Geruch nach säuerlicher Muttermilch und nach Kuhstall, weil sie ihre Eltern auf dem Hof nebenan natürlich oft besuchte.
    Aber sie war tüchtig, handfest, ehrlich und freundlich, auch seinen Eltern gegenüber. Gründe genug, dankbar zu sein.
    Carl strich ihr die Strähnchen zurück und gab ihr einen sanften Kuss auf die weiche Stirn. »Wir sind ein gutes Gespann, Gesine.«

Jersey
    Sommer 1937
    Kathryns Vater war bei seinem ersten Besuch auf Jersey überwältigt von seinem Enkelsohn Charles. Der sechsjährige kleine Kerl mit der großen Brille war seinem Großvater so ähnlich, wie der es nur hätte erträumen können.
    »Mein kleiner Uhu«, sagte der alte Mann gerührt.
    Obgleich Aldous Whitewater nur zwei Jahre älter war als der Lord, akzeptierte Charles ihn gleich als Großvater. Seit der ihm das ersehnte Hündchen geschenkt hatte, waren die beiden unzertrennlich. Sie blieben es bis zum Ende der sechs Wochen, die Whitewater bleiben konnte.
    Kathryn nahm mit Alfred den Nachmittagstee auf der Terrasse und blickte versonnen ihrem Vater nach, der mit Charles an der Hand durch den Garten spazierte. Ja, sie hatte richtig entschieden. Ihrem Vater ging es gut. Geestra Valley schrieb wieder schwarze Zahlen, sie hatten sich mit Alfreds Investition eine neue Welkanlage und eine moderne Rollmaschine anschaffen können, und für die Kinder des Dorfes gab es jetzt richtigen Schulunterricht.
    Dass sie es richtig gemacht hatte, wusste Kathryn zum ersten Mal ganz sicher an dem Tag, als Aashmi, nachdem ein Bote die Post gebracht hatte, mit einem Brief wedelnd zu ihr gelaufen war. »Memsahib, Memsahib! Von meinem kleinen Bruder, eigenhändig geschrieben!«, sprudelte es aus ihr heraus. Vor Aufregung war sie in die alte Ansprache ihrer Arbeitgeberin verfallen. »Die Familie ist wohlauf. Und er schreibt, dass unsere Eltern ein Zimmer an das Häuschen angebaut haben!«
    Zufrieden beobachtete Kathryn jetzt, wie Großvater und Enkel mit dem fröhlich springenden Hündchen hinter einem Hügel verschwanden. Später sagte Charles, dass diese Spaziergänge und Gespräche mit seinem Großvater ihm Halt für sein ganzes Leben gegeben hätten. Ihm sei damals schon klar geworden, dass er weder Interesse an den typischen Beschäftigungen der Aristokratie noch tiefere Neigung zur Botanik verspüre, wie seine Mutter, die ihn stets in diese Richtung zu beeinflussen suchte. Händler und Kaufmann wie sein Großvater, das wollte er werden.
    »Schau doch, Alfred«, sagte Kathryn.
    Der Lord musterte wohlgefällig seine junge Frau. Sie trug an diesem Tag ein fliederfarbenes Twinset zum grauen Rock, die Strickjacke leicht über die Schulter geworfen. Eine doppelreihige Perlenkette schmückte ihren Hals, dazu hatte sie schlichte Perlenohrringe angesteckt. Sie lächelte nachsichtig.
    »Nicht mich sollst du anschauen, guck nach draußen. Großvater und Enkel… Ich glaube, für meinen Vater ist es mehr als Balsam, weißt du … nach dem Tod seines Sohnes und Stammhalters.« Um ihre Rührung zu verbergen, studierte sie erneut die Fotos, die ihr Vater aus Darjeeling mitgebracht hatte.
    Alfred nickte. Er liebte seinen Sohn über alles. Selbst falls in ihm je kurz der Gedanke aufgekommen wäre, dass Charles nicht sein leibliches Kind sein könnte – er hätte sich niemals gestattet, ihn zu Ende zu denken.
    »Es muss grausam gewesen sein, Frau und Sohn gleichzeitig zu verlieren«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob ich das überleben würde. Aber … bitte nimm es mir nicht übel, Kathryn …«
    Sie hob ihren Blick von den Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die den Unterricht in der Schule

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