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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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dagegen stammt direkt aus dem Himalayagebirge, von einem Gletscher. Die ist durch Frost gar nicht kaputt zu kriegen.«
    Ivy schmollte. »Ich will was kolossal Buntes.«
    Carl und Gustav gingen rauchend hinter ihren Frauen her.
    »Was ist denn aus dem besten Rhododendron aller Zeiten geworden?«, fragte Gustav jovial. »Dem, der Schönheit und Winterhärte in sich vereint?«
    Carl lächelte fein. Er führte die Gäste in den hinteren Teil der Anzuchtfläche. Auf dem Weg dorthin wies er auf besondere Arten und Sorten hin, die er von ihrer Sikkim-Expedition mitgebracht oder weiter veredelt hatte, und empfahl auch das eine oder andere für den neuen Besitz der ter Fehns in Bremen. Schon im vergangenen Herbst hatten sie dort einiges gepflanzt, er kannte den parkähnlichen Garten. Schließlich wies Carl auf ein großes Beet, das an einem langen Gewächshaus endete.
    »Davon verspreche ich mir am meisten«, sagte er ernst. »Das ist schon die dritte Kreuzungsserie, da stecken Zemu-Gletscher und Yumthang-Tal drin.« Den Duft von Geestra Valley ließ er unerwähnt.
    Die Sträucher trugen gelbe, beschriftete Bänder. Gustav erinnerte sich, dass Carl damals mit ähnlichen Bändern jene Rhododendren in der Wildnis markiert hatte, deren Samen ihm später zugeschickt werden sollten.
    »Junge, Junge!« Erinnerungen überrollten ihn. Zügig schritt er zu einem Strauch und las die Beschriftung auf dem Bändchen: Queen of Darjeeling. Carl beobachtete ihn gespannt. Er registrierte das Aufleuchten und kurz auch einen wehmütigen Ausdruck in Gustavs Augen.
    Gustav schnaubte leise durch die Nase. »Queen of Darjeeling …«.
    Bitte sag jetzt nichts, nicht vor unseren Frauen, dachte Carl. Ihre Blicke trafen sich. Es war, trotz aller Entfremdung, ein Blick unter Männern. Ohne Worte verstanden sie sich, wie früher. Gustav signalisierte: Natürlich verrate ich nichts, das ist allein unsere Geschichte.
    »Schön«, sagte er dann, »wird sicher ein Prachtexemplar. Wann ist es denn ausgereift?«
    »Das kann noch drei bis vier Jahre dauern, je nachdem, vielleicht blüht sie auch erst in fünf Jahren. Dann muss sie noch die Frostprobe bestehen. Man weiß es nie ganz genau.«
    Das Wetter war schon mild genug, um den Nachmittagstee in der Laube zu trinken. Zu Ehren der Gäste hatte Gesine das Geschirr mit der Ostfriesenrose eingedeckt.
    Während die Kinder miteinander spielten, unterhielten sich die Erwachsenen. »Die Queen of Darjeeling will ich auf jeden Fall«, sagte Gustav. »Bin ja sozusagen Geburtshelfer gewesen!« Er lachte. »Reservier schon mal zehn Stück für mich.«
    »Wird gemacht.«
    »Aber …«, Gustav beugte sich vor, »der Rhododendron braucht einen deutschen Namen.«
    »In Zeiten wie diesen«, stimmte Ivy bei. Sie ließ sich inzwischen auch lieber mit »Eva« ansprechen.
    »Hast du eine Idee?«, fragte Carl unterschwellig aggressiv.
    Gustav wedelte ratlos mit den Unterarmen in der Luft. »Tja … äh …« Sein Blick fiel auf die Teetasse, und er erinnerte sich an ihr Gespräch fast zwei Jahre zuvor, als er den alten Jonas vor größeren Unannehmlichkeiten bewahrt hatte.
    »Wie wär’s mit Rose von Darjeeling?«
    »Rose von Darjeeling …« Carl überlegte. Was mischte sich dieser Kerl eigentlich in seine Namensgebung ein!
    »Das klingt doch hübsch!«, rief Gesine aus.
    »Ja, wirklich, wunderschön!«, flötete auch Ivy.
    »Mal sehen …« brummte Carl.
    Gustav klatschte in die Hände. Er fand seinen Einfall genial. »Ein paar könnten wir auch in Aue pflanzen, Ivy, was meinst du?«
    Ivy nickte.
    »Dann reservier uns mal gleich zwanzig Stück!«, sagte Gustav. »Wir nutzen ja jetzt das alte Bauernhaus am Zwischenahner Meer, das ich von meiner Mutter geerbt habe, als Wochenendhaus. Wir haben in der Nähe eine Jagd. Unsere Wohnung in Leer ist vermietet, seit wir in die Villa nach Bremen gezogen sind.«
    Nach dem Tee unternahmen die beiden Paare einen Spaziergang durch den Kiefernwald. Ihre Sprösslinge spielten, beaufsichtigt von der Haushälterin, derweil hinter den blühenden Rhododendronbüschen Verstecken. Kathrin war eindeutig die Wildeste, Gustavs Tochter Hella, ein typisches Einzelkind, stellte sich ungeschickt an. Gerdchen konnte schon gut laufen, er begann gerade mit dem Sprechen und quiekte vor lauter Lebensfreude über alles und jedes.
    Missmutig registrierte Ivy, dass der Waldboden ihre Wildlederpumps verdorben hatte. Gesine beobachtete es mit Schadenfreude, als sie zurückkehrten zum Haupthaus, wo die Haushälterin

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