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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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wiederhole ich meine Frage: Hat es sich gelohnt?«
    »Jedenfalls war es nicht sinnlos! Ich habe an eine wohlhabende indische Familie aus Bombay verkauft und zur Auflage gemacht, dass Aashmis Bruder Babu als Verwalter eingesetzt wird.«
    »Das Kind, das vom Schneeleoparden angefallen wurde?«
    »Das Kind ist inzwischen dreißig, hat einen prima Schulabschluss gemacht und eine gute Ausbildung genossen.«
    Carl schwieg eine Weile nachdenklich. »Respekt«, sagte er schließlich. »Erinnerst du dich, wie wir dem weisen Lama unsere Lebensziele offenbart haben?«
    »Aber sicher. Irgendwie hat er doch Recht behalten, oder? Jedenfalls, was uns beide betrifft. Was ist mit Gustav?«
    »Sein Stammhalter lässt auf sich warten.«
    »Warum ist eine Dynastie eigentlich so wichtig für euch Männer?«
    »Schätze, weil es ein Stück Ewigkeit bedeutet …« Carl holte tief Luft. »Kathryn …«, er hielt inne und machte einen neuen Anlauf. »Kathryn, sag mir jetzt bitte ganz ehrlich: Hast du Gustav geliebt?«
    Sie antwortete nicht sofort. Wie formulierte sie es am besten? Auch Gustav fehlte ihr manchmal, das wollte sie nicht leugnen. »Ihr wart Teil, Ursache und Zeugen meiner glücklichsten Zeit. Wie könnte ich nicht euch beide lieben?«
    »Was?« Empört blieb Carl stehen und riss sie an sich. »Aber ihn doch nicht so wie mich!«
    Sie lachte laut auf. Natürlich nicht! Eifersüchtiger Kindskopf! Das brauchte sie ja wohl nicht zu beteuern.
    Er packte sie an den Oberarmen, sehr ernst schaute er ihr in die Augen. »Sag!«
    »Ich habe all die Jahre immer deine Liebe gespürt. Es gab nie einen Zweifel.« Ihre Stimme klang jetzt ganz weich. »Und meine Liebe zu dir, die habe ich auch gespürt … es war keine Einbildung.«
    »Ich weiß …« Seine Lippen näherten sich ihren. »Sie hat mich gerettet.«
    Ganz zart küsste er sie. Doch dann wandte er sich ab, weil ihn plötzlich die Erinnerung an seine Vision auf dem Sterbelager im Kaukasus überwältigte.
    »Was ist denn?«, fragte Kathryn besorgt.
    Carl zögerte einen Moment, und dann erzählte er ihr detailliert, was er im Fieberwahn gesehen hatte. Tief bewegt hörte sie ihm zu.
    »Carl, das war kein Fiebertraum …«, sagte sie mit belegter Stimme. »Genau so ist es gewesen.«
    Er drückte sie fest an sich. Kathryn hörte sein Herz schlagen.
    »Verlass mich nicht wieder«, flüsterte sie.
    »Ich bleibe bei dir, solange du mich willst.«
    In dieser Nacht erlebten sie Dimensionen der Liebe, in denen die Gesetze von Zeit und Raum nicht galten. Sie schwebten in einem eigenen Kosmos und spürten, dass durch sie hindurch eine noch viel größere, allumfassende Liebe strömte. Im ersten Morgenlicht öffnete sich auf dem Beistelltischen auch die letzte Blüte der Rhododendrondolde.
    »Könnt ihr es heute Abend einrichten?«, stand auf einem Zettel, den Sam ihnen mit Frühstück samt einer Morgenzeitung auf einem Tablett vor die Tür stellte. Carl brachte es Kathryn ans Bett.
    »Wir sollten uns wirklich mal bei unseren Gastgebern sehen lassen«, sie grinste, »als Akt reiner Höflichkeit zumindest.«
    Carl nickte. »Ach«, entfuhr es ihm, als er auf der Zeitung das Datum sah.
    »Was ist?«
    »Mein Geburtstag. Ich werde heute sechsundvierzig. Du liebst einen alten Mann.«
    »Oh! Herzlichen Glückwunsch!« Jubelnd fiel Kathryn ihm um den Hals. »Wollen wir doch mal sehen, wie gut die Reflexe bei einem so alten Mann noch funktionieren.« Sie neckte und küsste ihn.
    Eine Stunde später flüsterte sie: »Kein Grund zur Sorge, mein Lieber. Die Reflexe sind wie bei einem Fünfundzwanzigjährigen!«
    Carl lachte glücklich. »Diesen Geburtstag feiern wir richtig!«
    Sie statteten Sam einen kurzen Besuch ab, entschuldigten sich für ihr tagelanges Nichterscheinen.
    Sam schmunzelte. »Wenn ich so verliebt wäre wie ihr, wüsste ich auch was Besseres …«
    Kathryn umarmte ihre verständnisvolle Freundin. »Du bist ein Schatz. Aber den heutigen Abend möchten wir sehr gern mit euch verbringen.«
    »Ja, wir möchten mit euch meinen Geburtstag feiern. Wir bringen etwas zu essen mit.«
    »Wunderbar!«, freute sich Sam, »Titus kann auch gut mal Abwechslung vertragen.«
    Carl und Kathryn fuhren in den nächsten Küstenort. Im örtlichen Pub trieben sie eine große, mit Schweinefleisch und Apfel gefüllte Pastete auf, im Hafen frische Austern, und einer alten Bäuerin kauften sie die ersten Erdbeeren ab. Sams Köchin versprach, ein köstliches Menü daraus zu bereiten. Und Sam war sicher, dass Titus zur

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