Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
Vom Netzwerk:
haben.«
    »Nein!«, brüllte Carl, »ich will dich für immer bei mir haben!«
    Er presste sie an sich. Er brauchte sie auch körperlich wie die Luft zum Atmen, den Geschmack ihrer Küsse, das Weiche und das Pralle, die Kraft, die von ihren Brüsten ausströmte, die Signale ihrer erhitzten Haut, den Nektar ihrer Paradiespforte, ihren Duft, vermischt mit dem Geruch ihrer beider Liebessäfte, ihre Erregung, ihre Hingabe, ihr Verlangen und die Seligkeit …
    Das Blut hämmerte in seinen Schläfen. Begierde übermannte ihn. Zügellos drang er in sie ein und nahm sie mit der Leidenschaft des Verzweifelten. Er sah, wie sich ihre Augenbrauen in schmerzlicher Lust zusammenzogen. Sie krallte sich an ihn. Der Rausch katapultierte sie beide ins All – und schließlich schwebten sie irgendwo in der Nähe des Morgensterns.
    »Verzeih mir.« Er hatte mit seinen Bartstoppeln ihr Kinn wund gescheuert. Ihre Lippen waren geschwollen.
    »Ich verzeih dir.«
    Kathryn redete ihm und auch sich selbst beruhigend zu. »Es wird gehen. Wir schaffen das … Und wenn es wirklich überhaupt nicht funktioniert, ich meine, bevor einer von uns daran stirbt, können wir uns immer noch …« Sie lächelte unter Tränen.
    Er nickte grimmig. »Bevor einer daran stirbt …«
    »Lass uns jeden Augenblick, den wir noch zusammen haben, auskosten.«
    Kaum eine Minute ertrugen sie ohne Körperkontakt. Durch das intensive Leben im Hier und Jetzt gelangen ihnen sogar wieder heitere und unbeschwerte Minuten.
    Ineinander verschlungen lagen sie im Himmelbett und zählten Dinge auf, die sie gemeinsam erleben wollten:
    »Mit dir im Meer schwimmen.«
    »Leidenschaftlich streiten …«
    »… und noch leidenschaftlicher versöhnen.«
    »Ach, ich glaub, das überspringen wir einfach!«
    »Zusammen Badezimmerfliesen aussuchen …«, lachte Kathryn übermütig.
    »Uns beim Frühstück aus den Lokalnachrichten vorlesen …«
    »Dir ein Kamillendampfbad gegen Erkältung bereiten …«
    Carl bedeckte ihre Brüste mit kleinen Küssen. »Weißt du, dass wir die wunderbaren Sachen alle schon gehabt haben? Das, wovon andere ihr Leben lang nur träumen?«
    »Du meinst so was wie im Himalaya nach seltenen Rhododendren suchen, den Kangch im Mondlicht sehen …«
    »… bei den Lepchas wohnen und ein buddhistisches Kloster besuchen …«
    Kathryn lächelte nachdenklich. »Stimmt. Wir sollten nicht maßlos werden. Also streichen wir das Kamillendampfbad von der Wunschliste.«
    Carl lachte. Dann seufzte er. »Trotzdem werden wir einige wichtige Dinge nie zusammen erleben.«
    »Deine ersten grauen Haare hab ich doch jetzt kennengelernt«, neckte sie ihn. »Was bleibt denn da noch?«
    »Nach Hause kommen … und du bist da.«
    »Das könnten wir in dieser Woche sicher einmal einrichten.«
    »Gut. Aber Namen für unsere Kinder auswählen können wir nicht. Oder an unseren Enkelkindern deine Grübchen entdecken …«
    Kathryn zog die Decke über den Kopf. Sie drehte sich um und begann, leise zu weinen. Sie hatte sich entschieden, ihm nicht zu sagen, dass Charles sein Sohn war. Carl umschloss sie mit seinen Armen, er vergrub seine Nase in ihren Haaren.
    Solange sie wussten, dass sie noch mindestens einen Tag und eine Nacht miteinander teilen konnten, war alles gut. Einige Male spazierten sie wieder zur Steilküste, durchstreiften auf dem Weg dorthin verzaubernde baumbeschattete Hohlwege mit Moosen und Farnen. Und oben auf dem grasüberwucherten Kliff mit dem weiten Blick übers glitzernde türkisfarbene Meer rannten sie gegen den Wind, bis sie sich erschöpft in die Arme sanken.
    »Wir könnten uns Heligans Gärten anschauen«, überlegte Carl, »die sind doch ganz in der Nähe.« Der geheimnisumwitterte Landsitz der Familie Tremayne hatte Ende des 19. Jahrhunderts seine Glanzzeit erlebt, später war der Garten, ein Dschungel aus Farnbäumen und Rhododendren, für Jahrzehnte von Brombeergestrüpp und Efeu überrankt. »Es muss ziemlich genau hundert Jahre her sein, dass Sir Hooker da einige Rhododendren aus dem Himalaya gepflanzt hat. Die sind doch inzwischen sicher noch gigantischer als bei meinem Besuch vor zwanzig Jahren.«
    Kathryn war Monate zuvor dort gewesen, sie hatte nur am Rand gestanden und auf eine Besichtigung verzichtet. »Nein, behalte es lieber so in Erinnerung. Im Krieg haben amerikanische Offiziere dort für die Landung in der Normandie trainiert.«
    Sie kletterten hinunter zum Strand, setzten sich in den weichen Sand und lauschten, an sonnengewärmte Felsen gelehnt,

Weitere Kostenlose Bücher