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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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mieses …«
    »Gustav, halt die Klappe!« Carl war sechs Jahre lang Soldat und zwei Jahre Kriegsgefangener gewesen. Mit einem Griff verdrehte er Gustav die Arme nach hinten. Leise wiederholte Carl: »Halt … die … Klappe!«
    »Wo bleibst du denn mit den Zigaretten? Was …«, völlig verdattert stand Gesine auf einmal vor ihnen, »… was ist denn hier los?«
    »Dein lieber Mann hat sich in England ein paar schöne Wochen mit ’ner anderen Frau gemacht! Er hat dich nicht verdient, Gesine!«
    »Was?«
    »Weißt du überhaupt, warum die Rose von Darjeeling früher Queen of Darjeeling hieß?«
    »Gustav!«, brüllte Carl mit hochrotem Kopf. »Wenn du nicht augenblicklich die Klappe hältst …«
    Drei Gäste kamen, durch den Lärm alarmiert, herbeigeeilt. Sie versuchten den vor Wut schnaubenden Carl zu beruhigen, stellten sich schützend vor Gustav.
    »Weil wir unsere Jugendliebe Kathryn so genannt haben. Heute Lady Taintsworth. Ja, unsere!«, höhnte er Carl entgegen, »denn ich hab auch mit ihr geschlafen!«
    Carl stieß die Männer zur Seite. Er verpasste Gustav einen Fausthieb unters Kinn und setzte einen gezielten Tritt gegen dessen Prothese. Gustav stürzte, die Frauen schrien auf. Alle Geburtstagsgäste drängten sich inzwischen im Flur und verfolgten die Auseinandersetzung. Nun packten die Männer Carl wieder und hinderten ihn an weiteren Tätlichkeiten. Gustav wand sich auf dem Boden, langte nach seiner Krücke. Andere Gäste kamen ihm zu Hilfe.
    »Man kann doch einen Kriegsversehrten nicht treten!«, sagte Änne empört.
    »Er war doch gar nicht im Krieg. Der hat gemütlich Tee getrunken, während wir da draußen den Kopf hingehalten haben!«, sagte Gesines Bruder verächtlich. Ihn freute es, dass der großkotzige ter Fehn mal ordentlich was auf die Nase bekam.
    »Und es hat ihr gefallen!«, höhnte Gustav am Boden.
    »Du Saukerl!«, brüllte Carl. »Dass du’s nur weißt: Dein Vater war ein Feigling! Er war kein Held! Der ist durchgedreht im Schützengraben, hat all seine Kameraden in Gefahr gebracht!«
    »Du lügst!«
    »Frag meinen Vater. Der war dabei. Aus purem Mitleid hat er nicht die Wahrheit gesagt …«
    »Du miese Ratte! Vor nichts schreckst du zurück!« Gustav spuckte vor Carl aus. »Und so einem hab ich zweimal das Leben gerettet …«
    »Raus!«, schrie Carl außer sich vor Wut. »Raus! Ich will dich nie wiedersehen! Du bist für mich gestorben!«
    Endlich waren alle Gäste gegangen. Gesine hatte die Kinder, die wieder aufgewacht waren, beruhigt. Jetzt ging sie zu Carl, der im Büro im Dunkeln saß. Sie blieb an der Tür stehen.
    »Stimmt es, was Gustav gesagt hat?«
    Carl drehte sich nicht zu ihr um, aber sie hörte seine Antwort auch so. »Ja.«
    Gesine fühlte sich wie betäubt. Noch war sie ruhig und bei klarem Verstand. Sie konnte es nicht glauben.
    »Du liebst eine andere Frau?«
    »Ja. Es tut mir leid, Gesine. Ich wollte es dir schon gleich nach meiner Rückkehr sagen …«
    Fassungslos lehnte Gesine sich gegen den Türrahmen. »Wie konntest du mir das antun?«
    »Ich … muss noch mehr mit dir besprechen …«
    Gesine wusste intuitiv, dass sie sich in einem Schockzustand befand. Noch war sie in der Lage, vernünftig zu denken. Bald würde ein fürchterlicher Schmerz sie überrollen. Sie musste vorher regeln, was wichtig war. Wichtig war das Kind in ihrem Bauch. Sie musste es schützen. Es brauchte Ruhe.
    »Ich kenne Kathryn schon lange, seit damals in Darjeeling. Sie hat Gustav und mich bei der Expedition nach Sikkim …« Carl wollte seiner Frau endlich die ganze Geschichte erzählen.
    »Nein!«, schrie Gesine. Wut schoss in ihr hoch. »Ich will es nicht hören.«
    »Gesine, reg dich nicht auf«, erwiderte Carl erschrocken. »Wir können auch morgen in aller Ruhe …«
    »Nicht aufregen!« Sie lachte bitter. Dann atmete sie tief durch.
    »Ich hab Hansi zu Gerd gesteckt. Du kannst heute Nacht in Hansis Bett schlafen.«
    Oben warf sie sein Bettzeug vor die Schlafzimmertür. Sie schloss von innen ab.
    Carl musste sich in dem kurzen Kinderbett krümmen wie ein Embryo. In ihm tosten die widersprüchlichsten Gefühle. Seine Gedanken schwirrten wirr durcheinander. Mit diesem Eklat wurde der Weg frei für eine Zukunft mit Kathryn! Aber er machte sich auch Sorgen um seine Familie. Wie unanständig von ihm, eine schwangere Frau zu verlassen! Und Gustav, dieses Schwein! Kathryn hätte mit ihm auch geschlafen – nie und nimmer glaubte er das. Wie durchtrieben musste ein Mensch sein, sich so

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