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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Tag.«
    Er griff an ihr Gesäß, dann zog er sie an seinen Körper. Seine Finger bohrten sich so fest in ihre Arme, dass es schmerzte. Ihr wurde übel von seinen Ausdünstungen.
    »Nicht!« Hastig machte sie sich los. »Die anderen sehen zu.«
    Er lachte dreckig. »Ja, und?«
    »Die Pause ist vorbei. Ich muss wieder …«
    »Ich krieg dich schon noch!«
    Aashmi ekelte sich so sehr, dass sie nichts mehr essen konnte. Schweigend hängte sie sich ihren Korb um und fing wieder an zu pflücken, froh, so vorerst den anderen Frauen, die sie mit unangenehmen Fragen löchern würden, entgehen zu können.
    Normalerweise schaffte Aashmi sechs bis sieben Kilo pro Tag. Das war nicht schlecht. Die Besten kamen auf neun bis zehn Kilo. In Assam, hatte sie gehört, pflückten die Frauen zwei- bis dreimal so viel am Tag. Aber die rupften alle Blätter vom Teestrauch, nicht nur die beiden obersten jungen und die Blattknospen wie sie es im Teegarten von Mr Whitewater taten.
    Als Aashmi ihre Ernte an diesem Abend vor der Trockenhalle wiegen ließ, verkündete Padma mit verschlagenem Lächeln: »Zehn Kilo.«
    Die anderen Frauen flüsterten miteinander. So viel! Was hatte das zu bedeuten? Aashmi wusste sehr wohl, was es zu bedeuten hatte. Das Zeichen war deutlich. Wenn sie ihm nicht zu Willen sein würde, dann würde er in Zukunft auch genauso ungeniert weniger wiegen als sie tatsächlich erarbeitet hatte. Er würde behaupten, ein Viertel ihrer Blätter sei kaputt und die Knospen wären zerrupft und würde ihr den entsprechenden Anteil von der Erntemenge abziehen. Die Frauen redeten manchmal über solche Ungerechtigkeiten. Noch schlimmer war es, wenn ein Aufseher eine Pflückerin beim Oberaufseher anschwärzte, sodass sie zur Strafe einige Tage keine Arbeit bekam oder nur noch zwei bis drei Tage in der Woche. Das reichte kaum zum Leben.
    Was sollte sie nur tun?
    Lange bevor die Sonne aufging, klopfte jemand an die Tür des Gästehauses.
    »Guten Morgen, Sahibs. Ihr Good-Morning-Tea!«, hörten Gustav und Carl eine Stimme.
    »Herein!«
    Chandra brachte den Gästen heißen Tee ans Bett und entzündete die Petroleumlampen. »Die Memsahib lässt ausrichten, dass heute gutes Wetter ist. Sie möchte mit Ihnen zum Tiger Hill fahren.«
    Eigentlich war es noch viel zu früh, aber der Tee weckte ihre Lebensgeister. Die Männer genossen ihren heißen Wachmacher, sprangen aus den Betten und kleideten sich an.
    »An diesen Service könnte ich mich gewöhnen«, meinte Carl, als er einen neuen Film in seine Leica einlegte.
    Chandra kam noch einmal zurück, räumte das Geschirr wieder ab und sagte mit einer leichten Verbeugung: »Frühstück gibt es im Haupthaus, Sahibs.«
    Als Gustav und Carl das Speisezimmer der Whitewaters betraten, war niemand da, abgesehen vom indischen Hausdiener Jay, der mit dem Rücken zur Wand dastand wie ein Wachsoldat vor dem Buckingham Palast. Im Kamin züngelte aber bereits ein Feuer. Wie überall im Haupthaus dominierten in diesem Raum dunkle Holzmöbel, die Wände waren in Pastellfarben gestrichen. Das Apricot, Gletscherblau oder Lotusblattgrün stellte einen schönen Kontrast zu dem polierten Ebenholz und dem Mahagoni mit allerfeinsten Intarsienarbeiten dar. Von den Decken hingen große hölzerne Ventilatoren, auf dem Boden lagen Perser- und Tibetteppiche. Auf einem kleinen Tischchen standen in Silberrahmen Familienfotos.
    Gustav zeigte auf das Foto einer schönen Frau mit dunklen Augen, die einen kleinen Jungen auf dem Arm hielt. »Wer das wohl ist?«
    »Verstorbene Gattin mit Sohn«, sagte Jay. »Besser nicht davon sprechen.«
    »Oh.« Schweigend nahmen die Deutschen Platz. Der Diener blickte verlegen, als er ihnen jetzt Porridge und gebuttertes Toastbrot servierte. »Die Memsahib erwartet Sie nach dem Frühstück in der Manufaktur.«
    Sie entdeckten Kathryn mit ihrem Vater in der Halle, in der die angetrockneten Teeblätter auf runden Metallscheiben in großen Kesseln behutsam gerollt und anschließend nach verschiedenen Größen sortiert wurden. Noch ruhten die Maschinen, die sonst ratterten, rotierten und rüttelten und die einen ohrenbetäubenden Krach machten. Im Schein der alten Industrielampen fiel Gustav auf, dass eine der Maschinen nur notdürftig repariert war. Offenbar ging es Geestra Valley wirtschaftlich nicht blendend. Die Konkurrenz aus Indonesien machte seit einiger Zeit allen indischen Teegärten zu schaffen. Und natürlich sparten die durch die Weltwirtschaftskrise gebeutelten Menschen auch überall auf

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