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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Reihe wie Prinz William und Harry.
    »Ehrlich, Sie haben total viel Ähnlichkeit mit diesem Max.«
    »Na, das beruhigt mich ja«, rutschte es Max heraus. Doch dann grinste er und sagte: »Schön wär’s, nicht?« Gerda lachte.
    Mehrere Männer suchten ihre Nähe, ständig scharwenzelte ein Bauer oder Handwerker in den besten Jahren um sie herum. Das Rennen selbst sollte erst eine Stunde später stattfinden. Die Futtertröge im Ziel wurden mit dampfendem Kartoffelmischmasch gefüllt. Amüsiert verfolgte Max das Geschehen. Er fühlte sich in ein fremdes Universum katapultiert.
    »Gleich geht’s los!«
    Gerda war schon ganz aufgedreht, doch wie Max vermutete, wohl eher wegen Hein. Auch der schien ein besonderes Auge auf Gerda geworfen zu haben. Aber immer wenn Hein Anlauf nehmen und zu ihr kommen wollte, drängte sich gerade einer seiner Nebenbuhler vor. Jetzt machte sich wieder einer an sie heran. Er schob sich mit rudernden Armen und herausgestrecktem Bauch selbstbewusst zwischen Gerda und Max an die Rennstrecke.
    »Moin, Gerda«, röhrte er heiser und kam gleich zur Sache. »Willst du mit mir am Sonntag zum Tanzen nach Torsholt?«
    Gerda lehnte dankend ab. »Moin, Jürgen. Lieb, aber nee. Bin schon mit Hein verabredet.«
    »Hein ist ’n Döspaddel, dem gelingt doch nix.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dich hergebeten hätte. Hau ab«, schimpfte jetzt Hein, der gerade wieder zu ihnen stieß.
    »Lass man, Jürgen«, Gerda legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm.
    »Hau ab!«, wiederholte Hein.
    »Ich find Schweinerennen sowieso saublöd«, stieß Jürgen hervor, während er sich zum Gehen wandte. »Man spielt nicht mit Essen.«
    »Dumm wie ’n Kilo Silo«, brummte Hein ärgerlich.
    Max musste an sich halten, um nicht laut zu lachen.
    Als Jürgen sich auf seinem neusten Schlepper vom Acker machte, rief Hein in die Runde: »Seid ihr bereit?«
    Das Publikum johlte, letzte Wetten wurden abgeschlossen. Die Schweine hinterm Gitter am Start quiekten und oinkten.
    »Die mit den Stehohren sind Ammerländer Edelschweine«, erzählte Gerda, ihre Wangen waren rot vor Aufregung. »Die Schlappohren sind ’ne andere Rasse.«
    Aufs Startsignal öffnete Heins Vater das Gatter, und acht rosarote Jungschweine stoben los. Die Leute feuerten ihre Favoriten an, Kinder wurden hochgehoben, Handykameras gezückt. Die Schweine mussten auch noch kleine Hindernisse überwinden. Zwei verlangsamten das Tempo, andere legten danach erst richtig los. Bei einigen sah man die Schlappohren im Wind wehen, was wirklich witzig wirkte. Offensichtlich machte es den Schweinen tierischen Spaß.
    Hein ließ seinen Lockruf ertönen. »Foit-foit-foit-foit«.
    Das Publikum tobte. Max hörte auf einmal eine Stimme heraus, die ihm augenblicklich die Luft nahm.
    »Rudi, Rudi!«
    Julia war da! Sie stand am Ziel, hüpfte vor Freude, als ihr Lieblingsschwein Rudi einlief.
    Max ging gleich zu ihr. »Hallo! Du bist ja doch gekommen. Hat Rudi gewonnen?«
    Julia strahlte. »Erster, Erster!«
    »Und Max?«
    »Noch unterwegs.«
    Lachend zeigte sie auf das Schlusslicht – ein fröhlich grunzendes Schweinchen, das sich jetzt im Kreis drehte, auf der Jagd nach seinem niedlichen Ringelschwänzchen.
    »Typisch Männer«, feixte Gerda.
    Julia hielt sich eine Hand vor den Mund, um ihr Prusten zu unterdrücken. »Nimm’s nicht persönlich.«
    Max tat, als müsse er sich ein weltmännisches, amüsiertes Lächeln abringen. Innerlich platzte er fast vor Freude.
    »Aber dass du gekommen bist … darf ich das persönlich nehmen?«

Sikkim
    Mai 1930
    Am Morgen nach der wunderbaren Mondnacht vor dem Kangchendzönga herrschte Befangenheit zwischen Kathryn, Carl und Gustav. Keiner wollte diesem intimen, kostbaren Erlebnis durch eine falsche Bemerkung im Nachhinein etwas von seinem Glanz nehmen. Doch mit der Morgentoilette am Bergbach verschwanden die Sorgen. Das eiskalte Wasser erfrischte sie, das Frühstück stärkte sie, und allen dreien blitzte die Lebensfreude nur so aus den Augen, als sie sich auf ihre Pferde schwangen.
    Die Träger ließen sich von der guten Stimmung anstecken. Scherzworte flogen hin und her. Gustav und Carl bemühten sich mit Charme, Kathryn jede Unannehmlichkeit abzunehmen. Alles ging mit allergrößter Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, als hätten sich überirdische Mächte auf ihre Seite geschlagen. Diese glücklichen Stunden prägten sich jedem von ihnen tief ein.
    Doch dann kam ein Aufstieg, der viel Kraft von allen forderte. Sie

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