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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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riss eine Flutwelle das Gepäck fort. Carl fluchte wütend. Seine teure Leica, die Filme mit unwiederbringlichen Aufnahmen – alles verloren!
    Die anderen Männer kümmerten sich um den verletzten Träger, der langsam wieder zu sich kam. Er hatte wohl den Arm gebrochen und musste ins Basislager zurückgebracht werden. Auch Carl, völlig durchnässt, konnte die Exkursion nicht fortsetzen. Er winkte Gustav und Kathryn zu, die am anderen felsigen Ufer, umgeben von Gebüsch und Bambus standen und machte durch Zeichensprache deutlich, dass sie zurückkommen sollten. Das Getöse des Wasserfalls hätte seine Worte übertönt.
    Gustav setzte gerade den ersten Fuß ins Wasser, als er bemerkte, dass viele der Felsen im Fluss verschwunden waren. Es dauerte eine Schrecksekunde, bis ihm klar wurde, dass die Sonne den Gletscher, der den Wasserfall speiste, so heftig zum Schmelzen gebracht hatte, dass der Wasserspiegel in kürzester Zeit gestiegen war. Ein großer Teil der Felsbrocken war überschwemmt.
    »Verdammt! Es hat keinen Zweck«, rief Gustav Kathryn zu. »Der Flusspegel wird noch weiter ansteigen. Wir können da heute nicht rüber.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Kathryn besorgt.
    »Wir müssen warten. Bis morgen früh.« Er imitierte den Singsang englisch sprechender Inder: »Wenn Sonne stärker wird, wird Wasser stärker. Wenn Sonne weniger, auch weniger Wasser.« Er sprang zurück ans Ufer. »Konnte ja keiner ahnen, dass es heute so heiß wird.«
    Sie hatten ihre Rucksäcke den Trägern überlassen, die noch auf der anderen Seite standen.
    »Wir haben weder ein Zelt«, murmelte Kathryn erschrocken, »noch Proviant …«
    Gustav schaute sich um. Die anschwellenden Wassermassen ergossen sich von allen Seiten um die Stelle, die sie für das andere Ufer gehalten hatten. Sie saßen auf einer winzigen Felseninsel fest!
    »… noch haben wir einen vernünftigen Lagerplatz«, vollendete er ihren Satz.
    »O Gott, und wenn es jetzt auch noch anfängt zu regnen?« Das wäre im wahren Wortsinn ihr Untergang.
    Gustav schaute zum Himmel. »Danach sieht es nicht aus.«
    Es war tatsächlich das Schlaueste, jetzt die Nerven zu behalten und bis zum nächsten Morgen auszuharren. Schon oft hatte Gustav gehört, dass Bergbäche zu bestimmten Zeiten anschwollen. Er verständigte sich über Zeichensprache mit Carl und ärgerte sich über sich selbst, dass er die Risiken nicht ausreichend bedacht hatte. Aber letztlich war der Unfall nicht vorhersehbar gewesen, nun mussten sie mit der Situation fertigwerden.
    Er inspizierte das felsige Gefängnis, scheuchte ein paar Biberspitzmäuse auf, die eilig davonschwammen. »Es gibt keine ausreichend große Fläche, wo man ausgestreckt liegen kann.«
    Der Wind trug die Gischt vom Wasserfall wie Schwaden feinsten Regens zu ihnen herüber. Auf allen vieren krabbelten sie über die Geröllbuckel ihrer kleinen Insel und fanden schließlich einen Platz unter einem Felsüberhang.
    »Hier können wir immerhin etwas geschützter sitzen und uns sogar anlehnen«, sagte Gustav. »Und sieh mal, was ich hier habe!« Grinsend zog er sein Sturmfeuerzeug und sein Schweizer Messer aus der Hosentasche. Sogar ein Stück Schokolade hatte er dabei.
    In den nächsten Stunden schnitt Gustav Gräser, und Kathryn rupfte Bambusblätter, um damit ihr Sitzlager zu polstern. Als die Sonne unterging, entfachten sie ein Feuer. Es stank und qualmte, weil die Zweige feucht waren, und es brachte sie immer wieder zum Husten, aber es wärmte wenigstens etwas.
    Gustav wickelte das letzte Stück Schokolade aus, und sie teilten es sich.
    Trotz des Feuers begann Kathryn, vor Kälte zu zittern. Wie sollte sie nur die Nacht überstehen? Gustav hob den Arm, lud sie ein, näher zu rücken.
    Kathryn kämpfte mit sich. Sie konnte sich ihm doch nicht einfach an den Hals werfen, andererseits fror sie erbärmlich.
    »Ja, nun komm schon!«, brummte Gustav ungehalten. »Willst du lieber erfrieren?«
    Kathryn versuchte, ihre Befangenheit zu verbergen und rubbelte sich die Oberarme.
    »Meine Güte! Kennst du nicht diese uralte Pfadfinderregel?«, fragte Gustav. »Sie lautet: Bevor ihr euch den Tod holt, wärmt euch gegenseitig!«
    Kathryn lächelte unsicher. »Na, wenn das so ist …«
    Schüchtern ruckelte sie näher an ihn heran. Ach, wie wohltuend! Warm und geborgen! Sie kuschelte sich an Gustav, legte den Kopf, der plötzlich schwer und müde war, an seine Brust und seufzte erleichtert auf.
    Gustav zog sie fester an sich, umschlang sie mit beiden

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