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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich hab’ die Händ’ gerungen und gebetet, daß der liebe Gott Deine Schritt’ herbeilenk’n mög’, damit Du uns findest und befrei’st.«
    »Er hat sie gelenkt, Martha, und nun laß’ ich Dich net wieder von mir fort, damit Du net wieder in die Hand des Wütherich geräth’st, der kein Gefühl und kein Erbarmen kennt. Er hat Angst gehabt, daß Du plaudern mög’st, und Euch deshalb gefangen genommen. Aber das soll die letzt’ Kart’ sein, die er spielt; sobald er zurückkehrt, ist’s mit ihm aus, und wenn der liebe Gott vom Himmel käm’, um Gnad’ von mir zu erflehn. Ich hab’ ihm Verzeihung geben woll’n; er aber hat sie verschmäht, den Vater verhöhnt und Dich mißhandelt und gar mit dem Messer bedroht. Das ist der Punkt in mir, mit dem net zu spaß’n ist. Er hat mit der Sünd’ gespielt, und sie mag ihn verschlingen!«
    Er leuchtete in dem Raume umher.
    »Wie nun, wenn hier die böse Luft vorhand’n wär’? Dann lägst’ todt mit der Mutter hier, und ich – Martha, ich riß’ ihm jedes Glied stückweis’ vom Leib herunter! Komm herauf; ich kann Dich keine Minut’ länger hier unt’n sehn!«
    Die Fahrt war noch fast neu. Der Waldkönig hatte sie jedenfalls nicht längst erst angefertigt, und man konnte sich ihr unbesorgt anvertrauen. Die Furcht vor dem Messer des Vaters hatte Martha die Kraft gegeben, den gefährlichen Weg zurückzulegen; jetzt stärkte sie das Vertrauen auf die Nähe des Geliebten. Von ihm unterstützt, gelangte sie hinauf in den Stollen. Er ließ sie hier auf kurze Zeit allein und kehrte zur Mutter zurück. Was der Feldbauer vermocht hatte, mußte auch ihm gelingen; er brachte die Besinnungslose wohlbehalten empor. Sie schlug für einen kurzen Augenblick die Lider empor; ihr Blick fiel auf zwei geliebte Gesichter, ein müdes Lächeln ging über ihre bleichen Züge, dann schloß sie die Augen wieder. Frieder zog seine Jacke aus und legte sie ihr unter den Kopf.
    »Wir dürf’n sie net allein lass’n; das Loch ist in der Näh’. Getraust’ Dich, ein paar Minut’n hier im Finstern zu sein, bis ich wiederkehr’, Martha?«
    »Es ist so schaurig hier unter der Erd’, Frieder. Mußt’ denn fort?«
    »Ja. Ich muß den Buschwebel such’n.«
    »So denkst’, auch der ist hier?«
    »Ja, wenn er noch lebt. Ich geh an die Höhl’, von der ich Dir und den Eltern erzählt habe. Hier hast’ Zündholz und Harzäpfeln; sie reich’n vielleicht, bis ich wiederkehr’.«
    »Frieder, geh net fort! Ich hab so Angst, daß Dir ‘was Böses begegnet.«
    »Sei ohne Sorg’. Ich bin heut ganz sicher!«
    Er hob die Fahrt wieder aus und legte sie an dieselbe Stelle, wo er sie gefunden hatte; dann folgte er dem Stollen. Dabei beeilte er sich so viel wie möglich, um die Geliebte nicht lange in der Ungewißheit zu lassen. Auf der ganzen Strecke fand er nichts Bemerkenswerthes; an der Mauer angekommen, schob er einen der Riegel zurück; sie folgte seinem Drucke, und er schlich sich an die jetzt wohl verschlossene Thür des Gefängnißraumes. Eine Kette klirrte im Innern. Er durfte den Gefangenen nicht befreien, weil dessen Abwesenheit den Verdacht der Schmuggler erregen konnte, und ebenso wenig wollte er mit ihm sprechen, bevor alle Maßregeln zur Ergreifung der Verbrecher getroffen waren. Eine Unvorsichtigkeit des Buschwebels konnte Alles vereiteln. Aber wissen mußte er doch, wer der Gefangene sei. Er führte einen einzigen, raschen Schlag gegen die Thür.
    »Wer ist drauß’n? Macht auf! Ich hab’s ja taus’ndmal geruf’n und gebrüllt, daß ich den Spion mach’n will, wenn Ihr mich net hängt!«
    Er hatte genug gehört. Es war die Stimme des Buschwebels, und seine Worte enthielten eine kurze aber deutliche Beschreibung dessen, was er während seiner Gefangenschaft erfahren hatte. Er kehrte in den Vorrathsraum zurück, schob den Riegel vor und eilte zu Martha.
    »Wie lang bist’ fortgeblieb’n, Frieder! Ich hab viel Furcht gehabt; das Licht hat net gelangt und die Mutter ist wie todt. Ach Gott, was wird noch All’s geschehn!«

    »Hab gut’n Muth, Martha! Schau, hier ist der Fahrstuhl. Zusammen können wir net empor; hernieder ist’s leichter gewes’n. Die Mutter muß zuerst hinauf. Willst’ wart’n?«
    »Ja.«
    Er legte die Bäurin in den Stuhl, stieg selbst hinein und zog an. Oben angelangt, bettete er die Besinnungslose auf das weiche Heu und kehrte zurück, um auch Martha heraufzubringen. Trotz seiner Stärke fühlte er sich ermüdet. Er mußte sich ausruhen, ehe

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