Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten
verkehren, durch Ihre Sprache und Gewandung irre?«
»Die Gewandung paßt ganz genau zu dem Berufe, den ich jetzt den meinigen nenne, und der Dialekt des Gebirges hat ganz dasselbe Recht wie jeder andre auch. Ich habe als Kind mich in ihm ausgedrückt, werde noch heut so von den Meinen am Besten verstanden und ihn beibehalten, so lang ich mit Menschen verkehre, die ihn sprechen und verstehn. Doch, zurück zur Sache!«
Er nahm den unterbrochenen Bericht wieder auf und führte ihn trotz seines bedeutsamen und aufregenden Inhaltes ununterbrochen zu Ende. Jetzt sprang der Amtshauptmann empor.
»Er ist es also wirklich, der Feldbauer, und wir haben ihn sicher, ganz sicher. Sie haben sich schon jetzt den Preis verdient und werden ihn nebst einer noch höhern Anerkennung auch sofort nach Habhaftwerdung des Königs erhalten.«
»Er wird angenommen,« entgegnete Frieder, jetzt wieder in seine frühere Sprechweise zurückfallend, »doch net für mich, sondern für die Armen im Ort, denen ich ihn bescheeren werd’. Nun bitt’ ich um die Befehl’, die wir jetzt brauch’n!«
»Vergegenwärtigen wir uns zunächst die Situation! Der Waldkönig hat seinen Versteck in dem sogenannten alten Stollen, welcher an drei Orten zugängig ist, an der Zeche, durch den Brunnen und vom Einsturzkessel aus. Die Bande kennt blos diesen letzteren Punkt, wenigstens ist dies sehr wahrscheinlich der Fall, und wäre also am Leichtesten zu überwältigen durch eine Aufstellung im Innern, welche jeden einzelnen Ankömmling empfängt und bezwingt. Das Oberhaupt der Schmuggler fühlt sich nicht mehr sicher und ist jedenfalls nur zu dem Zwecke verreist, das Geschäft aufzugeben und dann Person und Errungenschaft in Sicherheit zu bringen. Daß der Feldbauer dies möglichst beschleunigen wird, steht außer allem Zweifel. Ich vermuthe sogar, daß er sich nach einem Nothkäufer für den Feldhof umsieht, und dies kann möglicher Weise der Kaufmann sein, dem er die Waaren liefert. Ich nehme an, daß er heut zurückkehrt und diesen Herrn gleich mitbringt. Sein Erstes wird sein, sich zu überzeugen, ob im Stollen noch Alles in Ordnung ist, und in dieser Beziehung ist es allerdings ganz vortrefflich gehandelt, daß Sie sich dem Feldwebel nicht gezeigt haben. Er stand bei dem Feldbauer in Quartier, und ich wette, daß dieser so schlau gewesen ist, ihn als Hörrohr zu benutzen. Wer weiß, aus welchem Grunde er dann von ihm in die gegenwärtige Falle gelockt wurde; wir werden dies jedenfalls noch erfahren. Was nun die Frauen betrifft, so konnten diese allerdings unmöglich in ihrer verzweifelten Lage gelassen werden, doch kann ihr Verschwinden den Waldkönig aufmerksam machen, und es wird also nöthig sein, ihn sofort bei seiner Ankunft zu empfangen.«
»Das dürf’n wir net,« bemerkte Frieder. »Es geht net ohn’ Aufsehn vorüber, und dadurch werd’n seine Leut’ gewarnt. Er ist ein harter Gesell’, dem’s ganz gleich ist, ob die Frau’n eine Stund’ länger im Schacht steck’n oder net; er thut sicher erst das Geschäft ab, eh’ er zu ihnen geht, sie sind ihm sonst im Weg’. Ueberdies hab’ ich den Proviant im Schacht gelass’n, und unt’n sind so viel’ Gäng’, daß sie sich gar leicht verlauf’n können. Das wird er denk’n, wenn er je hinabsteig’n sollt’ und sie net findet.«
»Das klingt allerdings wahrscheinlich; halten wir also diese Ansicht fest. Täuscht uns die Vermuthung nicht, so kehrt er heut nach Finsterwalde zurück und wird seine Leute für den Abend nach dem gewöhnlichen Versammlungsort bestellen. Eine Prüfung des Steins wird darüber Sicherheit geben. Von den drei Angriffspunkten, die uns dann zu Gebote stehen, scheint mir die Zeche der vortheilhafteste zu sein. Oder nicht, Herr Lieutenant?«
»Jedenfalls. Man fährt dort ein, läßt den Brunnen für den Waldkönig frei und besetzt den Trichter nur von Außen, wobei man den Schmugglern ungehinderten Eingang gestattet, ihnen aber dann den Ausgang verwehrt.«
»Ganz richtig. Wir sind also in der Hauptsache gleicher Meinung. Sie werden allerdings den Angriff leiten, mir aber gestatten, dabei gegenwärtig zu sein. Ich nehme einen meiner Assessoren mit, um den Thatbestand gleich und an Ort und Stelle aufnehmen zu lassen. Es wird ein Abenteuer sein, auf welches ich mich freue. Nur wäre es wünschenswerth, die Oertlichkeit schon vorher kennen zu lernen. Wird das zu ermöglichen sein?« frug er, sich an Frieder wendend.
»Sehr leicht, wenn der Feldbauer net vorher
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