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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unten im Stollen an.
    Dieser wurde auf das Sorgfältigste in Augenschein genommen, ohne daß man die Lage irgend eines Gegenstandes veränderte. An der Gefängnißzelle zog der Amtshauptmann seine Schlüsselhaken wieder hervor und öffnete. Das Licht, welches in den engen Raum fiel, ließ die vier Männer im Dunkeln und blendete den Gefangenen.
    »Seid Ihr endlich da?« frug er. »Führt mich zum König!«
    »Haben Sie so große Sehnsucht nach ihm?« frug der Offizier.
    Jetzt erkannte der Buschwebel seinen Vorgesetzten, obgleich dieser die Uniform abgelegt hatte und in Civilkleidern ging.
    »Der Herr Lieutenant!« rief er, freudig erschrocken. Er wollte sich emporrichten; der Raum gab es aber nicht zu.
    »Ja, ich bin es. Und hier an meiner Seite befindet sich der Herr Amtshauptmann, der von Ihnen zu wissen begehrt, auf welche Weise Sie in eine so blamable Lage geriethen!«
    »Ich – ich wollte den Waldkönig fangen.«
    »Sehr lobenswerth! Doch, das wollten wir Alle, ohne deshalb in eine gleiche Situation zu kommen. Erzählen Sie!«
    »Ich hab’ den Bestellort entdeckt, wo der Waldkönig seine Zettel niederlegt.«
    »Ah! Wo ist das?«
    »Droben im Walde auf einer kleinen Lichtung. Die Zettel liegen unter einem Steine.«
    »Weiter!«
    »Er hatte die Bande an den alten Stollen bestellt, und ich ging, sie zu belauschen.«
    »Ohne mir vorher Notiz von Ihrer Entdeckung zu machen, die doch jedenfalls so wichtig war, daß Sie dies zu thun gezwungen waren?«
    »Ich – ich wollte mich vorher überzeugen, ob der Zettel auch wirklich Wahrheit enthielt.«
    »Wie fingen Sie das an?«
    »Ich schlich mich zur angegebenen Zeit an den Stollen, erhielt aber gleich im nächsten Augenblick einen Schlag, der mich betäubte. Als ich erwachte, lag ich hier. Ich wurde dann vor die Pascher geführt und von ihnen zum Tode verurtheilt. Ich war gefesselt und konnte mich nicht wehren. Schon lag der Strick um den Hals und ich stand unter dem Nagel, da – da – –«
    »Nun – da –?«
    »Da wurde mir das Leben geschenkt.«
    »Aber doch wohl nicht bedingungslos?«
    »Ich sollte Mitglied werden,« antwortete er zögernd.
    »Ah, jedenfalls in Form eines Spions, was?«
    »Ja. Ich schlug es rund ab. Lieber sollten sie mich hängen!«
    »Wirklich? Dann wären Sie auch gehängt worden und steckten nicht wohlerhalten hier im Verließ. Wollten Sie vielleicht die Wahrheit sagen? Der Waldkönig befindet sich, wie Sie wohl gleich bei unserm Erscheinen geahnt haben, in unserer Gewalt und wird uns Aufklärung geben, wenn Sie dieselbe verweigern.«
    »Ich – ich bat um Bedenkzeit, aber nur um Zeit zu gewinnen.«
    »Schön! Haben Sie vielleicht gesehen, wer den Schlag auf Sie führte?«
    »Nein.«
    »Oder dann einen von den Männern erkannt?«
    »Nein. Sie trugen Masken.«
    »Machten Sie irgend Jemanden Mittheilung von Ihrer Entdeckung des Zettels?«
    »Nein. Der Herr Lieutenant waren ja der Erste und Einzige, dem ich das schuldig war.«
    »Besinnen Sie sich!«
    »Es kam kein Wort davon über meine Lippen.«
    »Ganz wie Sie wollen! Sie lügen, denn Sie haben mit dem Feldbauer darüber gesprochen.«
    »Nur andeutungsweise,« versuchte sich der Feldwebel zu rechtfertigen.
    »Nein, ausführlich! Und er hat Ihnen den Rath gegeben, die Meldung zu unterlassen und sich allein zum Stollen zu begeben. Ist es so oder nicht?«
    »Ja,« gestand er kleinlaut.
    »So sind wir nun im Klaren. Ich will jetzt nicht untersuchen, was die von Ihnen, erbetene Bedenkzeit für ein Resultat ergeben hätte; Sie empfinden schon jetzt die Folgen Ihres dienstwidrigen Verfahrens und werden auch noch weiter an ihnen zu leiden haben. Ich will Ihnen nur bemerken, daß Ihre Plauderhaftigkeit dem Feldbauer gegenüber den Waldkönig gleich vom ersten Augenblicke unsers Hierseins an in den Stand gesetzt hat, von allen unsern Schritten unterrichtet zu sein. Vernehmen Sie meinen strengen Befehl! Sie bleiben hier in Ihrer gegenwärtigen Lage; der Waldkönig wird mit den Seinen kommen und Sie nach Ihrem Entschlusse fragen. Sie weisen sein Ansinnen mit Entschiedenheit zurück und ergeben sich in Alles, selbst das Schlimmste, was man mit Ihnen vornimmt. Wir werden im entscheidenden Augenblicke zur Hülfe bereit sein. Nur eine strenge Befolgung dieser Verordnung kann uns Ihre Fehler in einem milderen Lichte erscheinen lassen!«
    Er warf einen fragenden Blick auf den Amtshauptmann. Dieser nickte zustimmend und verschloß die Thür wieder.
    Auch der Eingang durch den Trichter sowie die Umgebung des

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