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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nix, und was die Flint’ zu sag’n hat die Du drob’n in Deiner Stub’ verborg’n hältst und mit der Du Dich des Nachts hinaus in den Forst schleichst, das brauch ich Dir nicht erst zu sag’n.«
    »Das hat Alles net viel zu bedeut’n! Aan Bier ist kaane Sünd’, der Tanz auch net, und wenn sich Wer an mir vergreift, so hab ich auch das Recht, die Faust zu zeig’n. Und was die Flint’ betrifft, so hab ich noch nimmer gesehn, daß dem Wild der Heimathsschein am Halse hängt.«
    »Es ist Diebstahl, Balzer, der richtige Diebstahl, denn wem der Wald gehört, dem ist auch Alles zu eig’n, was im Forste lebt. Und warum erwähnst’ net auch das Spiel?«
    »Weil’s gar net nöthig ist. Die Kart’ ist kaan Teufelsbuch, wie Du immer sagst; sie gehört dem Mann zur Erholung und zum Zeitvertreib. Und was man heut verspielt, das läßt sich übersehn, man gewinnt’s ja morg’n wieder.«
    »Das ist net wahr. Das Spiel ist eine Seuch, die Eure best’n Kräfte zehrt. Balzer, ich bitt’ Dich inständig, versprich mir, daß Du’s lass’n willst!«
    »Mirweg’n, wenn Dir’s Ruhe bringt!«
    »Aber fest, Balzer, fest mußt’ es versprech’n, net so leicht drüber weg!«
    »Fest und sicher!«
    »Und denk allzeit daran, welch große Straf’ es bringt, wenn man das bricht, was man am Sterbebett gelobt! und nun noch ‘was, Balzer, was mir schon seit – – –«
    »Noch immer ‘was?« unterbrach er sie. »Ist’s net genug?«
    »Ich waaß, Du gehst hinter der Kantorsalwin’ her. Ist’s net so?«
    »Ja. Woher hast’s gewußt?«
    »Du selber sorgst dafür, daß es die Leut erfahr’n. Was soll der Silberheiner denk’n?«
    »Der Silberheiner? Was geht der mich an? Er hat mit dem Mad’l nix zu schaff’n, und wenn sie mit ‘nander schon einig wär’n, ich kehrte mich net dran, und der Kantor erst recht net. Ich waaß ganz genau, wie der Wind bläst. Der Kantor ist net umsonst als aan guter Rechner ausgeschreit; der Silberheiner hat nix, und ich bin der Teichbauer, sobald Du weggestorb’n bist. Die Alwin’ bekommt kaan Anderer als ich.«
    »Aber sie paßt net zu Dir; sie paßt net auf den Hof; sie paßt nur auf den Tanz und ans Klavier. Nimm sie net, Balzer, nimm sie net; es wird nix als nur Unseligkeit daraus!«
    »Das verstehst’ net, Mutter! Der Teichhof ist das beste Gut rundum, und die Alwin’ ist das reputirlichst’ Madel weit und breit; kommt Beid’s zusammen, so giebts aan gut Gesteck.«
    »Auf kurze Zeit. Aber es wird net lang dauern, dann ist’s aus mit der Pracht und Herrlichkeit. Du sollst mich dauern und mein schöner Teichhof dazu, wenn er solch aane Sonntagspupp zur Herrin bekommt. Du wirst sehn, Du gehst mit ihr zu Grund’!«
    »Darum laß Dir net angst sein, Mutter! Ich bin schon noch der Mann, der seine Sach’ beisammen hält. Und es ist ja auch noch gar net in dem Topf, in dem es kocht.«
    »Am Best’n ist’s, es kommt gar niemals hinein. Balzer, wenn Dir die Mutter lieb ist, so versprich, daß Du die Alwin’ net nimmst. Sie hat kaan Herz; sie versteht nix von der Wirthschaft, und es sind doch noch viel Bess’re hier, wenn sie auch kaan so fein Gesicht aufweis’n können. Versprich mir’s, Balzer!«
    »Gut, ich versprech’s.«
    »Aber net blos zum Schein!«
    »Nein.«
    »So hab Dank! Jetzt werd’ ich müd. Geh, ruf die Andern und schick hernach den Pfarr’ herein!«
    Er ging. Als er später zu ihr zurückkehrte, war sie todt.
    Jetzt gaben ihr die Nachbarn das letzte Geleit. Balzer schritt in herkömmlich gebeugter Stellung hinter dem Sarge her, aber in seinem Auge war keine Thräne zu erkennen. Warum sollte er weinen? Das Trauerfest war zu geräuschvoll dazu, und als am Abende die Gäste beim Mahle saßen und die Männer das gebräuchliche Spiel vorschlugen, holte er die Karte herbei und dachte nicht im Geringsten daran, sich auszuschließen.
    Am andern Tage ging er im Vollgefühle seines Reichthums, über den er nun endlich frei und selbständig zu verfügen vermochte, hinaus auf die Felder, um sich in dem Anblicke seiner ausgedehnten Liegenschaften zu sonnen. Da begegnete ihm der Kantor, welcher seinen Nachmittagsspaziergang machte.
    Nach Wiederholung der bereits gestern ausgesprochenen Beileidsbezeugung meinte dieser, vorsichtig prüfend:
    »Nun mußt Du Dich nach frischen Kräften umsehen, Balthasar, denn ohne eine tüchtige weibliche Hülfe hältst Du das schöne Gut nicht zusammen. Aber das Du will sich nun auch nicht mehr recht schicken; der reiche Teichhofer muß mit

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