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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pulver.
    Nachdem sie alles bis auf das Kleinste durchforscht hatten, ohne den Eingang zu entdecken, war ihre nunmehrige Sorge darauf gerichtet, auf welche Weise es ihnen möglich sei, den Ort wieder zu verlassen. Nach einigem Nachdenken entschied der Blinde:
    »Zum Loch können wir net hinaus, es ist net mit den Händ’n zu erlangen, und der Rand würd’ auch nachgeb’n. Wir klettern da hint’n auf die Packet’ und grab’n uns durch die Deck’. Erst schaffst’ das herabgefall’ne Land bei Seit’, daß es net entdeckt wird, und hernach, wenn wir drauß’n sind, mach’n wir die Löcher wieder zu. Die Pascher dürf’n net bemerk’n, daß Jemand hier gewes’n ist. Ich mach’ sofort die Anzeig’, und wenn es glückt, so werd’n sie all’ hier abgefang’n.«
    Dieser Plan wurde ausgeführt. Zwar kostete es dem hülflosen Blinden und dem schwachen Mädchen viel Zeit und Anstrengung, in das Freie zu gelangen und alle Spuren ihrer Anwesenheit zu verwischen; endlich aber kamen sie doch damit zu Stande und verließen nun den verhängnißvollen Ort, ohne an ihre frühere Absicht, sich Sonnenthau zu holen, mehr zu denken.
    Der Rückweg wurde mit der möglichsten Schnelligkeit zurückgelegt, und, im Dorfe angekommen, gebot der Alte:
    »Führst’ mich net nach Haus’, sondern zum Grenzer, aber so, daß der Wies’nbauer es net bemerkt.«
    »Warum dieser net?«
    »Weil ich meine Ursach’ hab’! Wirst es schon auch noch erfahr’n!« –
    Unterdessen saß der Genannte bei seinem Besuche und mußte sich alle Mühe geben, seine zornige Aufregung zu bemeistern. Er hatte mit Sicherheit angenommen, daß die dem Sohne gegebene Lection ihre Wirkung nicht verfehlen und dieser im Laufe des Tages nach Hause kommen werde. Aber er kam nicht. Stunde um Stunde verging; die Gäste wurden immer unruhiger, und endlich erhob sich der Geschäftsfreund und verließ das Zimmer.
    »Herr Oppermann,« sprach das Mädchen, »denkt Ihr Sohn etwa, es giebt bei uns keine jungen Herren? Mehr als genug, besonders wenn man nicht arm an Vermögen und Bildung ist. Höflicher und aufmerksamer aber sind sie jedenfalls!«
    »Sobald er kommt, soll er den Lohn empfangen, der Trotzbub’ der!«
    »Aber er wird nicht kommen!«
    »Er muß. Ich hab’s ihm gebot’n, und wenn er sich net besinnt und nachgiebt, so soll er sehn, was ich mit ihm thu’!«
    »Ach so! Er ist mit unserm Plane also gar nicht einverstanden? Das hätten Sie uns früher sagen sollen!«
    Sie stand auf und rauschte mit einer Miene, die ihre ganze Indignation darlegen sollte, aus der Stube. Oppermann folgte ihr eilig und bemerkte zu seinem Schrecken, daß ihr Vater hatte anspannen lassen.
    »Was! Du willst fort?«
    »Ja. Ich dränge mein Mädchen Niemandem auf. Ueber das Geschäft sprechen wir später, wenn Du ‘mal hinüber kommst!«
    Alle Bitten und Vorstellungen des Wiesenbauers halfen nichts. Der Wagen rollte fort, und Oppermann ließ seine Wuth der Frau und dem Gesinde bis zur Entrüstung fühlen.
    Während dem war es dunkel geworden, und der Grenzer kam, um nach dem Lieutenant zu fragen.
    »Er ist fort, schon seit einer ganz’n Weil’. Kann ich’s vielleicht ausricht’n?«
    »Es ist nichts von Bedeutung,« meinte der Beamte vorsichtig, »sondern nur eine Privatsache.« Dann entfernte er sich wieder.
    Nach dem Abendbrot, welches Oppermann schweigend einnahm, verließ auch er den Hof. Nachdem er dieselben Vorbereitungen wie gestern getroffen hatte, schritt er auf Umwegen dem alten Schachte zu. In der Nähe desselben angekommen, stieß er seinen Signalpfiff aus und sah nach wenigen Augenblicken eine Anzahl Schmuggler um sich versammelt.
    »Ihr wißt, wem’s heut’ gilt?«
    »Dem Offizier.«
    »Gut. Er ist mit seinen Leut’n beim Schacht. Ich will nur ihn; die Andern können lauf’n. Er wird sie vertheilt hab’n. Spürt jetzt ‘mal vor, wo er sich befindet!«
    Nach einiger Zeit kehrten die ausgesandten Lauscher zurück und brachten die Nachricht, daß der Lieutenant ganz allein auf einem Stein sitze, während er seine Leute längs des Weges aufgestellt habe.
    »So holt ihn; aber net einen Laut darf er ausstoß’n!«
    Der Unteroffizier, welcher heute den Zettel erhalten hatte, lehnte unweit des Schachtes an einem Baume. Er konnte im Mondenschein den Ort erkennen, an welchem sein Vorgesetzter sich niedergelassen hatte. Da war es ihm, als finde dort eine ungewöhnliche Bewegung statt. Er duckte sich auf die Erde nieder und kroch hinzu. Der Lieutenant war fort, aber sein

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