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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begegnen und diesen Frieden finden könnte!
    »Bist’ auch hier wieder, Haubold Frieder?« klang da eine mißtönende Stimme mitten in seine Gedanken hinein. »Hab’ gedacht, Du schlägst Dich mit dem Teufel im Kuhstall herum! Aber sag’ doch ‘mal, wie war denn eigentlich damals die Geschicht’ mit meinem Bruder? Bist wohl gar net mit dabei gewes’n?«
    Haubold fuhr herum und maß den Wiesenbauer, welcher mit der Ausbesserung des hinteren Gartenzaunes beschäftigt war, mit zornsprühenden Blicken.
    »Was bist’ doch für aan schlechter Kerle, Heinemann! Wär’ ich wirklich der, für den Ihr mich haltet, so spräch’ ich jetzt den Spruch, und Du sollt’st sehen, was d’rauf folgen möcht’!«
    »So sprich ihn doch! Der Leibhaftige ist ja Dein Gevatter und wird Dir gern zu Dienst’n sein! Aber ich fürcht’ mich trotzdem net vor Dir, und Du kannst nur immer Sorge trag’n, daß Du mir net ‘mal in meine Hände läufst. Mich wirfst’ net vom Fels’nbruch herunter, wie damals meinen Bruder, darauf darfst Du Dich verlass’n!«
    Die Adern an der Stirn des Beschuldigten traten dunkel hervor; er legte die Hand an den Zaun und hob den Fuß, wie um hinüber zu springen.
    »Hast Recht, Haubold Frieder; wir können die Sach’ gleich hier ausmach’n! Die Hack’ hab’ ich schon bei der Hand, und wer ohne meine Erlaubniß in meinen Gart’n kommt, den darf ich niederschlag’n. Wer des Nachts gemordet hat, geg’n den muß man sich auch bei Tage wehr’n!«
    »Nein, Wies’nbauer,« erwiderte Haubold, indem er sich mit Gewalt zur Ruhe zwang und die Hand vom Zaune nahm. »Du bist mir net gewachs’n trotz Deiner Hack’; dies waaßt Du eben so gut wie ich; aber ich will mich net selbst an Dir räch’n, sondern Dich dem lieb’n Gott überlass’n. Der hat Deinen Bruder getroff’n und wird auch Dich zu finden wiss’n!«
    Er ging.
    »Der Teufelsbauer fürchtet sich!« rief es unter höhnischem Lachen hinter ihm. »Lauf’ nur zu! Vor Deinem Advocat’n hab’ ich kaane Angst, und Du, Du kommst mir schon noch hin, wo ich Dich haben will!«
    Trotz der sommerlichen Hitze, welche auf der Gegend lag, fühlte der Tannenbauer bei dieser Lästerung einen kalten Schauer über seinen Körper gehen. Er dachte nicht mehr an Glockenklang und Orgelton; in seinem Herzen hatte die weiche Stimmung der alten Bitterkeit wieder Raum gegeben; er verdoppelte seine Schritte, um so schnell wie möglich von der Stelle zu kommen, welche den unversöhnlichsten seiner Feinde trug, und athmete leichter und freier auf, als er endlich das Dorf hinter sich hatte und in den Fuhrweg einbog, welcher nach dem »Teufelshofe« führte.
    Dieser lag seitwärts im freien Felde. Zu beiden Seiten des Einganges erhoben sich zwei mächtige Tannen, welche die Firste des Daches weit überragten und der Besitzung ihren ursprünglichen Namen gegeben hatten, wie auch die Inschrift bezeugte, die einer der Bauern in den Schlußstein des hochgewölbten Thorweges hatte graben lassen:
     
    »Dies Haus, das steht in Gottes Hand
    Und wird zum ›Tannenhof‹ genannt!«
     
    Auf einer der Moosbänke, welche sich um die Füße der Bäume zogen, saß ein junger Mann, welcher so eifrig mit Lesen beschäftigt war, daß er Haubold erst bemerkte, als dieser schon vor ihm stand. Er schloß das Buch und erhob sich.
    »Was hast Du hier zu les’n, Gustav?«
    »’s ist das Gesangbuch, Oheim. Hast wohl auch gehört, daß vorhin die Glock’n geläutet hab’n?«
    »Warum gehst’ denn net lieber in die Kirch’?«
    »Ich mag net! Der liebe Gott ist alleweil’ hier beim Tannenhofe auch, und vielleicht noch gerner, als in dem Haus’, wo sie singen und bet’n und doch nix vom rechten Frommsein wiss’n.«
    Der Bauer legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen.
    »Armer Bub’! Hast auch schon von dem Gifte trinken müss’n, das schlimmer ist, als Schlangensaft? Hör’, Gustav, woll’n hier bei uns recht lieb und gut mit’nander sein, dann brauch’n uns die Anderen nix zu kümmern!«
    Der Blick des Jünglings drang durch die rasch aufsteigende Feuchtigkeit mit dem Ausdrucke der herzlichsten Liebe zu ihm herüber.
    »Oheim. Du waaßt, wie hoch Dich All’ im Hause halt’n; d’rum sollt’st Du Dich net immer so einsam stell’n, sondern mehr bei uns sein, als in Deinem alt’n Thurme, an dem der Heinemann das Teufelsbild gezeichnet hat!«
    »Der Wies’nbauer ist’s gewes’n? Ich hab’ mir’s wohl gedacht! Woher hast Du es erfahr’n?«
    »Von

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