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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Als die vier Ruderer das Schiff in die Strömung lenkten, nahm Ida der Kinderfrau den kleinen Hugh ab, setzte ihn auf ihren Schoß, schlang ihren Umhang um ihn, um ihn vor dem Wind auf dem Fluss zu schützen, und sang ihm etwas vor, bis seine Lider schwer wurden und er in ihren Armen einschlief.
    In Rogers Kehle bildete sich ein Kloß, als Ida sich über das Baby beugte, seinen Kopf küsste und seine Stirn streichelte. All dies hatte er in seiner eigenen Kindheit vermisst. Vielleicht hatte es solche Momente mit seiner Mutter gegeben, aber wenn, war er zu jung gewesen, um sich daran zu erinnern. Seine Erinnerungen kreisten um Trennung und Verlust, um sein Leben als Außenseiter, als sein sicheres Nest unter ihm weggezogen und durch Dornengestrüpp ersetzt worden war.
    Ida sah auf, bemerkte seinen sehnsuchtsvollen Blick und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn sowohl für die Leere der verlorenen Jahre entschädigte als auch den Entschluss in ihm reifen ließ, dafür zu sorgen, dass es seinem eigenen Sohn im Leben besser erging.

    In ihrem Londoner Haus angekommen entschuldigte sich Roger, er wollte mit seinem Haushofmeister über Verwaltungsangelegenheiten sprechen. Ida legte Hugh in seine Wiege, überließ ihn Emmas Obhut, ging mit ihrer Näharbeit in die Sommersonne hinaus und setzte sich auf die Bank vor der Hallentür.
    Sie hatte gerade ein Stück Garn eingefädelt, als ein Mann
den Hof betrat, gefolgt von einem Knappen, der ein Packmaultier am Zügel führte. Ida legte ihr Nähzeug beiseite und eilte zu ihm, um ihn zu begrüßen.
    »Messire Marshal!« Sie streckte ihm eine Hand hin und versuchte, nicht besorgt, sondern freudig überrascht zu klingen. Er hätte doch sicher an der Seite des jungen Königs sein sollen. Seine Anwesenheit hier konnte Roger und sie in Gefahr bringen.
    Er blinzelte verwirrt. Es war offensichtlich, dass er ihre Gegenwart erst jetzt bemerkte, wo sie ihn ansprach. Augenblicklich besann er sich auf seine Manieren und neigte sich über ihre Hand.
    »Lady Bigod.«
    Seine Haut war braun gebrannt, da er den Sommer im Sattel verbracht hatte, und sein braunes Haar wies ausgebleichte Strähnen auf. Eigentlich hätte er vor Gesundheit strotzen müssen, aber sein Gesicht war hager geworden, seine Wangen eingefallen, und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten.
    »Ich freue mich, Euch zu sehen«, sagte sie. »Kommt herein und stillt Euren Durst. Bleibt Ihr zum Essen?«
    Er zögerte einen Moment, als wisse er nicht, was er antworten sollte, dann nickte er.
    »Danke, gern, Mylady. Das ist sehr freundlich von Euch.«
    »Möchtet Ihr vielleicht auch hier übernachten? Verzeiht mir, aber Ihr seht aus, als hättet Ihr eine lange Reise hinter Euch.«
    Seine Augen wurden schmal.
    »Das habe ich in der Tat, Mylady, und vor mir liegt noch ein langer Weg, aber ich werde die Nacht bei den Templern verbringen. Ich bin hier, weil ich Euren Mann um einen Gefallen bitten will.«
    Das klang unheilvoll, aber Ida ließ sich ihre Furcht nicht anmerken. Sie wies die Zofen an, ein Bad für ihren Gast zu bereiten
und saubere Kleider bereitzulegen. Nachdem sie einen Stallburschen zu Roger geschickt hatte, führte sie William in die Halle, deutete auf einen Stuhl unter dem Fenster und holte ihm eigenhändig Wein.
    »Ihr müsst uns leider so nehmen, wie Ihr uns vorfindet«, entschuldigte sie sich. »Wir sind gerade von der Beerdigung des Mannes meiner Schwiegermutter zurückgekommen.«
    Ein Zucken lief über Williams Gesicht.
    »Es tut mir leid, das zu hören, Lady Bigod. Möge seine Seele in Frieden ruhen. Ich habe auch …« Er brach ab und blickte zu der Tür, durch die Roger soeben trat. Ida sah, dass er die äußere Erscheinung ihres Gastes ebenso registrierte wie sie kurz zuvor und einen Moment zögerte, bevor er auf sie zukam.
    »Seid willkommen«, sagte er, als die beiden Männer sich umarmten. »Ich dachte, Ihr wärt tief im Limousin?«
    »Der junge König, mein junger Herr und Sohn König Henrys, ist an der roten Ruhr gestorben«, erwiderte William ruhig. »Die Stadtglocken werden es bald überall verkünden. Ich bin auf dem Weg nach Salisbury zu der Königin und dann zu meinem Bruder nach Hamstead. Danach breche ich nach Jerusalem auf.« Er sah Roger aus trüben Augen an. »Als er im Sterben lag, habe ich ihm geschworen, seinen Umhang in der Grabeskirche niederzulegen.«
    Ida wechselte einen erschrockenen Blick mit Roger. William Marshals Stimme hatte so fest geklungen wie immer. Er beherrschte sich

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